Schwestern des Mondes 07 - Hexenzorn-09.06.13
Die Talonhaltija hatte auf der Fahrt hierher kein Wort gesagt, und während Großmutter Kojote gesprochen hatte, war sie leichenblass geworden. Sie sah immer noch völlig verängstigt aus, aber ich hatte das Gefühl, dass sie nicht um sich selbst fürchtete. Trotzdem - sie reiste selbst in die Anderwelt, um sich irgendetwas aus ihrer Vergangenheit zu stellen, etwas Finsterem, worüber sie noch nicht sprechen konnte.
So viele Geheimnisse. So viele mögliche Wege. So viele Gefahren.
Ich holte tief Luft und starrte die knisternden Funken an, die uns in meine Heimat zurückversetzen würden. Dann trat ich wortlos in den Strudel, der Körper und Seele auseinanderriss und auf der anderen Seite wieder zusammenfügte.
Kapitel 9
Großmutter Kojotes Portal war mit einer großen Höhle bei den Hügelgräbern am Rand von Elqaneve, der Stadt der Elfen, verbunden. In der Höhle gab es mehrere Portale und noch ein paar vor den Grabhügeln. Ich sah mich nach den Wachen um. Wir sollten über ein weiteres Portal nach Y'Elestrial springen, um dort meinen Vater zu treffen, und dann über das nächste nach Dahnsburg. Nicht viele Leute konnten es sich leisten, durch die Portale zu reisen. Die Preise waren saftig, und einige waren für die Regierung reserviert, doch eine Reihe Portale waren öffentlich, und eines davon verband Y'Elestrial mit dem Wayfarer Bar & Grill.
Am Eingang der Höhle entdeckte ich jemanden, den wir kannten. Trenyth - Königin Asterias Sekretär. Ich winkte ihm zu, und er eilte überrascht herbei.
»Stimmt etwas nicht?«, fragte er und musterte uns mit alterslosen Augen.
»Nein. Na ja, nichts, was ein gutes Dämonenspray nicht lösen könnte. Aber deshalb sind wir nicht hier. Wir treffen gleich meinen Vater, und dann reisen wir nach Dahnsburg, wo Trillian auf mich wartet.«
Trenyth lächelte mich freundlich an. »Aha, Trillian, so, so. Es freut mich sehr, dass er all das überlebt hat. Ich hatte ein furchtbar schlechtes Gewissen dir gegenüber, als wir seiner geheimen Mission wegen behaupten mussten, er sei verschwunden.«
Ich seufzte. Noch hatte ich ihnen nicht ganz verziehen, dass sie mich derart zu Tode erschreckt hatten, aber da ich selbst dem AND angehörte, hatte ich Verständnis für Top-Secret-Einsätze. »Ich weiß, Trenyth. Du bist schon in Ordnung, und die Königin kann sich glücklich schätzen, dass du in ihren Diensten stehst.«
Er errötete. »Danke sehr, verehrte Camille. Immerhin steht es Trillian jetzt frei, mit dir zurückzukehren. Da Tanaquar in eurer Heimatstadt die Kontrolle übernommen hat, kann er sich aus diesem Krieg zurückziehen. Es gibt immer noch einzelne Gefechte, aber nichts, womit die neue Regierung nicht allein fertig wird.« Er blätterte in einem Stapel Unterlagen. »Wartet noch einen Moment. Ich glaube, die Königin wollte jemanden hinüberschicken, der mit euch sprechen soll. Vielleicht wäre es ihr angenehmer, diese Unterredung selbst mit euch zu führen, in Elqaneve.«
»Aber wir sind nicht alle hier ...«, begann ich zu protestieren und verstummte dann. Wenn die Elfenkönigin rief, gehorchten wir prompt. Sie war sehr viel mächtiger, als sie nach außen hin erschien, und sie war unsere Verbündete. »Wir können sicher eine Stunde erübrigen.«
Trenyth bedeutete uns, Platz zu nehmen, während er zu dem Flüsterspiegel ging, der in der Nähe des Eingangs aufgestellt war.
Vor tausend Jahren hatten die Hügelgräber ein Orakel der Elfen beherbergt, das auch das Portal gehütet hatte. Inzwischen wandelte sie im Schatten, doch sie war halb Svartanerin, halb Elfe gewesen, mit einer ungeheuren Gabe dafür, die Zukunft zu lesen. Sie war bei einem Scharmützel mit Banditen umgekommen, und seither hatte es in den Hügelgräbern gespukt. Der Hügel über dieser Höhle war kahl - es wuchsen weder Gras noch andere Pflanzen darauf. Er war ein öder Fleck inmitten der saftigen Wiesen von Kelvashan, dem Elfenreich.
Als wir uns auf eine Bank setzten, berührte Iris mich am Arm. »Kannst du das spüren? Geister wandeln in diesen Hügeln. Sie sind hier, sie beobachten uns.«
Ich warf Morio einen Blick zu. Er nahm meine Hand, wir schlössen die Augen und atmeten uns langsam in Trance. Die Luft war so klar und köstlich im Vergleich zur Erdwelt, und mir sträubten sich die Härchen im Nacken. Iris hatte recht. In diesen uralten Höhlen hausten Geister.
Als ich die Augen wieder öffnete, konnte ich sie sehen - schwache Umrisse von Rittern, die in der Schlacht gefallen
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