Schwestern des Mondes 07 - Hexenzorn-09.06.13
Jahrtausenden so eng mit ihrer Stadt verknüpft, dass eine ohne die andere nicht mehr sein konnte.
Trenyth führte uns in einen großen Raum, den Thronsaal. Der Thron der Königin war aus Eichen- und Stechpalmenholz geschnitzt und erinnerte mich an den meiner Hohepriesterin. Aber dieser hier war feiner und glänzender, nicht so wild wie der im Tempel der Mondmutter. Ich schaute mich nach Königin Asteria um, aber sie war nirgends zu sehen.
»Folgt mir«, sagte Trenyth. Er führte uns in einen kleineren Raum, an den ich mich erinnerte - hier hatte ich zum ersten Mal vor der Elfenkönigin gestanden, als Smoky, Delilah und ich ihr das erste Geistsiegel gebracht hatten. War tatsächlich nicht einmal ein ganzes Jahr vergangen, seit wir Schattenschwinges Plan aufgedeckt und den Krieg gegen ihn begonnen hatten? So viel hatte sich seitdem verändert.
Stumm hing ich diesem Gedanken nach. Königin Asteria starrte auf eine Karte der Anderwelt. Sie drehte sich um, als wir eintraten, und sah uns mit bekümmertem Lächeln entgegen. Mit einer Geste lud sie uns ein, sich an den polierten Tisch zu setzen.
»Willkommen, meine junge Mondhexe«, sagte sie, und ihr Gesicht legte sich in freundliche Falten. Sie sah zwar nicht annähernd so uralt aus wie Großmutter Kojote, doch auch auf Königin Asterias Gesicht zeigten sich die Straßen und Täler des Lebens. Sie wandte sich Morio zu. »Schön, dass du gekommen bist, Yokai. Iris, es freut mich, dich wohlauf zu sehen. Trenyth hat mir berichtet, dass ihr unterwegs seid, um Trillian abzuholen.«
»Ja, wir werden ihn in Dahnsburg treffen, nachdem wir meinen Vater in Y'Elestrial besucht haben. Ich habe die Stadt seit dem Bürgerkrieg nicht mehr gesehen«, murmelte ich. »Ich fürchte mich beinahe davor, denn sie hat sicher sehr gelitten.«
»Vieles ist zerstört.« Trenyth verzog das Gesicht. »Du solltest dich auf einiges gefasst machen. Doch die Türme von Königin Tanaquars Palast werden bald wieder schimmern wie einst - also sei nicht allzu niedergeschlagen, wenn du siehst, was der Krieg in deiner Heimat angerichtet hat.«
»Ich werde dich nicht lange aufhalten«, erklärte die Königin. »Aber ich muss dir etwas sagen. Ich wollte Trenyth mit einer Botschaft nach Dahnsburg schicken, aber da ihr nun schon einmal hier seid ... Weißt du, warum du dich ausgerechnet in Dahnsburg mit Trillian treffen sollst?«
Ich schüttelte den Kopf. Um ehrlich zu sein, hatte ich mich auch schon darüber gewundert. Dahnsburg war eine Hafenstadt am westlichen Rand der Silofel-Ebene, die zum Windweidental gehörte. Dort lag der Hof der Dahns-Einhörner, aber die Stadt selbst beherbergte Feen und Kryptos vieler verschiedener Rassen. Was Trillian da zu suchen hatte, war mir schleierhaft.
»Feddrah-Dahns' Vater - der König der Dahns-Einhörner - möchte dich sprechen. Den Grund werde ich dir nicht nennen, das ist seine Angelegenheit. Aber ich will dir sagen, dass dieses Treffen wegen der Kostbarkeit, die du bei dir trägst, sehr wichtig ist. Ich kann spüren, dass du das Horn mitgebracht hast.« Ihre Miene verdüsterte sich.
Besorgnis ballte sich zu einem kleinen Knoten in meinem Magen. Ich hatte mich ja daran gewöhnt, von den Ewigen Alten als Spielball benutzt zu werden, vielleicht sogar von den Göttern, aber jetzt wollten auch noch die Einhörner mitmischen?
»Wenn Ihr mir nicht sagen wollt, weshalb der Dahns-König mich sprechen möchte, könntet Ihr mir vielleicht raten, worauf ich bei diesem Treffen achten sollte? Ich will ihn nicht verärgern, und ich bin nicht ganz auf der Höhe, was Einhorn-Etikette betrifft. Um ehrlich zu sein, bin ich sogar nach unserer Begegnung mit Feddrah-Dahns noch ziemlich unsicher, wie man vierbeinigen Hochadel anspricht.«
Feddrah-Dahns war der Kronprinz der Dahns-Einhörner und derjenige, der mir das Horn des Schwarzen Tiers gebracht hatte. Ich mochte ihn. Sehr sogar. Aber die Vorstellung, seinem Vater gegenüberzutreten, schüchterte mich ein. Kryptos konnten gefährlich sein, und ich wusste nicht, wie wahrscheinlich es war, dass er jemanden einfach durchbohrte, wenn ihm etwas nicht passte. Ich hatte gehört, dass er sehr streng sein sollte. Fair, aber streng.
Königin Asteria schnaubte leise und hielt sich rasch die Hand vor den Mund, als hätte sie gerülpst, doch über diesen uralten Fingern blitzten ihre Augen. »Ach, Camille. Keine Sorge. Du bist eine Frau, die nach ihren eigenen Regeln spielt, und das darf auch so bleiben. Meine Liebe, mit Feddrah-Dahns
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