Schwestern des Mondes 09 - Vampirblut-09.06.13
auf unser Leben zu. Aber zumindest muss ich ab nächster Woche nicht mehr den halben Tag Bettruhe halten«, sagte Delilah. »Das ist doch immerhin etwas.«
»Ja, allerdings«, sagte ich und dachte an die vielen Dinge, die sich gerade abspielten. Wir hatten zusammen schon Gutes und Schlechtes gesehen, und meine Angst, wir könnten auseinandertreiben, war zerstreut. Die Schlacht heute Nacht hatte ich ohne sie geschlagen, aber sie waren trotzdem bei mir gewesen – in Gedanken und in meinem Herzen.
Ob wir zusammen an der Front standen oder Camille mit der Mondmutter und der Wilden Jagd auf und davon ging, ob Delilah mit den Todesmaiden durch Raum und Zeit streifte oder ich mit Roman über die Dächer flog und mit Nerissa unter den Sternen tanzte – wir würden einander nicht verlieren. Und das würde mir reichen, für immer.
Eine Woche später
Der Clockwork Club: altes Geld, feines Leder so glatt wie Seide, Blut in Kristallkelchen, leicht angewärmt und von freiwilligen jungen Spendern, die darauf achteten, ihre Körper rein und frei von Giftstoffen zu halten.
Als wir den eleganten, in Sepiaweiß gehaltenen Ballsaal betraten, war mir schwindelig. Meine Hand ruhte auf seinem Arm, und ich konnte nicht anders, als mich über mein Kleid zu freuen, das bei jedem meiner Schritte raschelte. Roman hatte eine private Modenschau in einer Boutique organisieren lassen, so dass ich nachts selbst ein Kleid hatte aussuchen können, statt mich auf Camille und Nerissa verlassen zu müssen. Ich hatte ein hautenges, coelinblaues Cocktailkleid aus Chiffon gefunden, das sich im Meerjungfrauen-Stil zu den Knien hin verjüngte und an den Unterschenkeln zu flatternden Zipfeln bauschte. Das Kleid war mit Swarovski-Kristallen besetzt und hatte – ach, ich wollte gar nicht daran denken, was es gekostet hatte. Roman hatte es bezahlt, ohne mit der Wimper zu zucken.
Nerissa hatte sich mit Freuden als Friseurin betätigt, und ich trug das Haar offen – es fiel mir in glänzenden Locken um die Schultern. Eine Seidenstola bedeckte meine schlimmsten Narben, und hohe Satinpumps vervollständigten das Ensemble. Vorher hatte Nerissa mich hingelegt, mich geliebt und verwöhnt und so tief befriedigt, dass ich sie nicht so schnell vergessen würde – oder, wie sie sich ausgedrückt hatte: »Falls du heute Nacht mit Roman schläfst, wirst du daran denken, dass ich zuerst da war.« Ich hatte ihr lachend versichert, dass ich nie vergessen würde, wer zuerst kam.
Jetzt stieg ich mit Roman die Treppe zum Ballsaal hinab. Auf einer der unteren Stufen blieben wir stehen.
»Lord Roman, Sohn der Blodweyn, und seine Gefährtin, Menolly te Maria D’Artigo.« Als der Zeremonienmeister laut unsere Namen verkündete, wurde es plötzlich still im Saal.
Wir mischten uns unter die Gäste, und ich bemühte mich, mir Namen und Gesichter einzuprägen, bis Roman mich ganz nach vorn führte, wo sich offenbar eine Art offizielles Gefolge versammelt hatte.
»Siehst du den da?«, flüsterte Roman und wies mit einem Nicken auf einen der Männer. »Den im schwarzen Frack neben der drallen Dame, die wohl seine Frau sein dürfte?«
Die Frau war wunderhübsch, wenn auch, ja, drall. Der Mann trug die Schultern sehr gerade und wirkte eher streng und unerschütterlich.
»Ja, wer ist das?«
»Frederick Corvax und seine Frau. Der neue Regent, den meine Mutter geschickt hat. Dieses Wochenende wird er offiziell vereidigt, und auf dem Sonnenwendball werden sie formell in die Gesellschaft eingeführt. Dein Erscheinen als meine Begleiterin wird natürlich immer noch erwartet.« Roman legte eine Hand auf meine.
»Aber selbstverständlich.« Ich würde mich erst an solche offiziellen Anlässe gewöhnen müssen, aber irgendwie waren sie ganz amüsant, auf eine spießige, steife Art. Meine Gedanken schweiften nach Hause ab, und ich fragte mich, wie es Camille und Iris wohl ging. Sie waren gestern mit Smoky und Roz in die Nordlande aufgebrochen, und ich hoffte, dass alles in Ordnung war. Bisher war Smoky noch nicht dahintergekommen, was mit Vanzir passiert war, und das war immerhin etwas.
Delilah und Shade passten zu Hause auf Maggie auf, und Nerissa und unser Cousin Shamas leisteten ihnen Gesellschaft. Chase und Sharah hatten heute Abend ihr zweites Date, und ich wünschte dem Detective in Gedanken alles Gute. Wir hatten in den vergangenen Wochen eine Menge durchgemacht, und ich hatte das Gefühl, ihn jetzt viel besser zu kennen. Und ich – ich war hier in diesem
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