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Schwestern des Mondes 09 - Vampirblut-09.06.13

Schwestern des Mondes 09 - Vampirblut-09.06.13

Titel: Schwestern des Mondes 09 - Vampirblut-09.06.13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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irgendwie komisch an.« Ihr Gesichtsausdruck sagte mir, dass er sie entweder nervös machte oder einfach so seltsam war, dass sie nicht wusste, was sie von ihm halten sollte. Ich hatte festgestellt, dass Chrysandra für einen VBM – einen Vollblutmenschen – ein recht gutes übersinnliches Gespür besaß, und sie nahm so einiges wahr.
    »Schick ihn rein.« Ich wandte mich an Nerissa. »Schätzchen, macht es dir etwas aus, wenn ich das Vorstellungsgespräch unter vier Augen führe?«
    »Kein Problem. Aber bist du sicher, dass du allein mit ihm sprechen willst?« Sie strich mir zärtlich übers Gesicht. »Ich kann auch bleiben.«
    »Neunzig Prozent der Geschöpfe, die mir so begegnen, kann ich in der Luft zerreißen, wenn sie Ärger machen. Vergiss nicht, dass ich eine Vampirin bin, Liebste. Vergiss das nie. « Ich nahm ihre Hand und hielt sie einen Moment lang fest. Ich liebte sie sehr, und deshalb durfte sie nie vergessen, dass ich ein gefährliches Raubtier war. Das war meine Natur, und ich akzeptierte sie, und manchmal genoss ich sie auch.
    »Nein, nie«, flüsterte sie leise. Dann folgte sie Chrysandra hinaus, und die Bewegung ihres Rocks machte mich verrückt. Ich wollte beide Hände unter den Saum schieben und ihre goldenen Oberschenkel hinaufstreichen. Nachdem Dredge mit mir fertig gewesen war, hatte ich meine Sexualität lange unterdrückt, doch Nerissa hatte sie wieder freigesetzt, und zwar mit Volldampf, und jetzt konnte nichts diesen Geist zurück in die Flasche stopfen.
    Ich stellte die Füße auf den Boden und rückte die Unterlagen auf meinem Schreibtisch zurecht. Die Inventur näherte sich mit Riesenschritten, denn das Jahr ging zu Ende, und ich musste alles in der Bar komplett erfassen.
    Außerdem wollte ich den Wayfarer auch für Übernachtungsgäste öffnen. Wir hatten die Zimmer oben entrümpelt, Böden geschliffen, frisch gestrichen und neu eingerichtet, und jetzt hatte ich Platz für sieben Gäste, die sich drei Badezimmer teilen würden.
    Übernachtungsgäste bedeuteten jedoch, dass ich ein Zimmermädchen brauchen würde. Außerdem musste ich mir jemanden suchen, der den Zimmerservice machte, Gepäck trug und sich auch sonst um die Bedürfnisse unserer Besucher aus der Anderwelt kümmerte. Denn die erwartete ich hauptsächlich. Ich hatte allerdings beschlossen, keine Goblins, Oger oder sonst jemanden aufzunehmen, der sehr wahrscheinlich Ärger machen würde.
    Da der Wayfarer offiziell einem Anderwelt-Bürger gehörte – nämlich mir –, zählte er nicht zum Erdwelt-Hoheitsgebiet. Ich konnte also diskriminieren, soviel ich wollte. Und Widerlinge und Schurken im Wayfarer übernachten zu lassen, entsprach nicht meiner Vorstellung von Chancengleichheit. Schon gar nicht, solange meine Schwestern und ich einen Krieg gegen Dämonen führten.
    Die Tür ging auf, und ein Mann trat über die Schwelle. Als ich ihn von Kopf bis Fuß musterte, fand ich mich angemessen beeindruckt. Ich bezweifelte nicht, dass dieser Kerl Leute aus der Bar schmeißen konnte.
    Masse hatte er, so viel war klar. Er war zwar nur eins siebzig groß, aber die Muskeln an seinen Oberarmen waren wahre Kunstwerke, und seine Oberschenkel sahen stark genug aus, um dazwischen einen Schädel zu knacken. Sein Haar, pechschwarz mit einer weißen Strähne, war zu einem dicken Pferdeschwanz gebunden, der zwischen den Schultern endete. Die freie Stirn betonte Augen, die so grün waren wie die meiner Schwester Delilah. Er schien etwa Mitte dreißig zu sein, aber wenn er ein ÜW war, wer konnte da schon wissen, wie alt er tatsächlich war?
    Und das war mein zweiter Eindruck: Ein ÜW, unübersehbar. Ich merkte sofort, dass er kein Mensch war. Dieser Kerl strahlte eine heftige Energie aus. Sogar ich, so kopfblind, wie man mit einem kräftigen Schuss Feenblut nur sein konnte, spürte sie deutlich.
    »Guten Abend. Ich bin Menolly D’Artigo. Und Sie sind …?« Ich stand auf und ging um meinen Schreibtisch herum. Mit meinen knapp eins fünfundfünfzig musste ich zu ihm aufblicken. Aber ich hätte ihn mühelos ausschalten können. Einer der Vorteile, wenn man ein Vampir war: unglaubliche Kraft, die einem nicht anzusehen war. Ich wies auf einen Stuhl und setzte mich auf die Schreibtischkante.
    »Derrick. Derrick Means.« Er setzte sich, lehnte sich zurück und musterte mich. »Sie sehen auch aus wie ein Vampir«, sagte er.
    Ich blinzelte verblüfft. Noch nie hatte mir das jemand ins Gesicht gesagt, aber na ja … Er hörte sich nicht so an, als

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