Schwestern des Mondes 09 - Vampirblut-09.06.13
näherte sich der hinteren Tür. Roman rückte weiter vor, und ich folgte ihm, entschlossen, ihn aufzuhalten. Doch dann fiel mir etwas auf. Das Mädchen. Sie wirkte gar nicht so sehr verängstigt, eher triumphierend. Und dann lächelte sie, nur ganz leicht, aber ich sah ihre Fangzähne hervorblitzen.
»Scheiße, sie ist ein Vampir!«
»Stell nie wieder meine Vorgehensweise in Frage«, sagte Roman und fiel die beiden an. Ich stürzte ihm nach und riss das Mädchen aus Terrance’ Armen. Terrance versuchte zu fliehen – er war der Tür schon so nah, dass er sie beinahe berühren konnte. Doch Roman bekam seinen Kopf zu fassen und riss ihn an den Haaren zurück. Obwohl Terrance sich nach Kräften wehrte, schlug Roman die Zähne in die dunkle Haut und trank gierig.
Anfangs stöhnte Terrance nur, doch als Roman immer mehr und mehr trank, begann er zu schreien und um sich zu schlagen.
Das Mädchen wehrte sich gegen mich, doch die Kleine war meiner Kraft nicht gewachsen. Sie blickte zu mir auf, und widerstreitende Gefühle spiegelten sich in ihren Augen. Sie sah zu Terrance hinüber, und ein Lächeln breitete sich langsam über ihr Gesicht.
»Wer ist er für dich?«, flüsterte ich ihr zu.
»Er ist mein Meister. Er hat mich vergewaltigt, auf jede denkbare Weise, und dann hat er mich zum Vampir gemacht – vor hundert Jahren. Seither hält er mich gefangen. Er hat gesagt, er hätte sich schon immer ein kleines Mädchen gewünscht.« Sie blinzelte, und ich sah den gleichen Hass auf ihrem Gesicht, den ich gegen Dredge empfunden hatte. Es brach mir beinahe das Herz, und blutige Tränen liefen mir über die Wangen. Ich zog sie in meine Arme und hielt sie fest, obwohl sie sich sträubte.
»Hör auf. Halt still und hör mir zu«, flüsterte ich. »Auch ich wurde gefoltert, vergewaltigt und verwandelt. Ich weiß, wie das ist, obwohl ich damals zum Glück älter war als du. Aber ich verstehe den Hass in dir. Ich will dir helfen.«
Sie wurde still und suchte ein wenig argwöhnisch meinen Blick. Als wir einander in die Augen schauten, spürte ich, wie sie mich zu erforschen versuchte, um festzustellen, ob ich auch die Wahrheit sagte. Ich öffnete mich ihr, lüftete den Schleier vor meinem Geist und krempelte die Ärmel hoch, um ihr meine Narben zu zeigen.
Zaghaft hob sie die Hand und strich mit den Fingern darüber. Ich sagte: »Mein Meister hat mir das angetan. Ich habe solche Narben am ganzen Körper.«
»Ist er noch …« Sie blickte zu mir auf, wollte fragen, traute sich aber nicht.
»Nein, ich habe ihn getötet. Ich habe ihn vernichtet, und er ist weg, für immer. Jetzt lerne ich, wie ich auch als Vampirin glücklich leben kann, ohne irgendjemandes Sklavin zu sein.« Ich lächelte, und sie lächelte unsicher zurück.
»Ich heiße Serena«, sagte sie.
In diesem Moment hatte Roman genug von Terrance getrunken. Der Besitzer des Nachtclubs brach zusammen, und Roman holte mit einem Pflock aus.
»Warte«, hielt ich ihn auf. Ich sah Serena an. »Möchtest du es tun? Sich von demjenigen zu befreien, der einen so gequält hat, ist ein einmaliges Gefühl.«
Sie sah Roman fragend an. Er nickte und hielt ihr den Pflock hin. Sie nahm ihn, ich legte ihr beide Hände auf die Schultern, und sie stieß Terrance den spitzen Pflock durchs Herz. Eine Staubwolke später war das Fangzabula faktisch geschlossen.
Auf dem Weg nach draußen drehte Roman sich um. »Räumt hier auf und schließt ab«, wies er seine Kinder an. Die nickten, und wir gingen zu seiner Limousine. Ein paar schmuddelige Vampire und Bluthuren hatten sich auf dem Parkplatz zu einem Häuflein zusammengedrängt, und als Romans Wachen einen Schritt in ihre Richtung taten, stoben sie auseinander und verschwanden in der Nacht.
Serena nahmen wir mit. Ich hatte keine Ahnung, was zum Teufel wir mit ihr machen sollten, doch darauf hatte Roman eine Antwort. Er trat beiseite, außer Hörweite, telefonierte kurz mit jemandem und kehrte dann zu uns zurück. »Du könntest erst einmal bei einer Freundin von mir bleiben, bis wir eine richtige Unterkunft für dich finden. Wäre dir das recht?«
Sie nickte. Seit sie Terrance getötet hatte, war die Kleine verstummt und wirkte unglaublich erschöpft. Auf dem Heimweg hielten wir vor einer prächtigen Villa, Roman schickte Serena mit dem Chauffeur an die Haustür, und gleich darauf verschwand sie in dem palastartigen Gebäude.
»Bei wem hast du sie untergebracht?«
»Bei meiner Ex-Frau.«
Ich starrte ihn an. »Du warst
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