Schwestern des Mondes 09 - Vampirblut-09.06.13
nicht selbst zum Leben brauche, schicke ich zu meiner Mutter nach Hause, für sie und meine Geschwister.«
Das machte ihn mir noch sympathischer. »Das ist gut. Ich kann dir für den Anfang fünfzehn Dollar pro Stunde anbieten. Wenn du so viel Erfahrung hast, wie du sagst, und in drei Monaten noch hier bist, zahle ich dir siebzehn pro Stunde. An eines musst du vor allem denken: Ich bin die Chefin. Während du hier bist, tust du, was ich sage, und du bleibst hübsch sauber. Also, willst du den Job?«
Er hob sein Glas. »Auf dich, Chefin.«
Damit war immerhin eines meiner Probleme gelöst. Doch es dauerte nicht lange, bis das nächste auftauchte. Ich zeigte Derrick die Bar, sah mir an, wie er mit den Flaschen hantierte und – wirklich beeindruckend – mit den Gästen umging, als plötzlich Chase Johnson lässig die Bar betrat.
Chase war Polizist, der Ex-Freund meiner Schwester Delilah, und er gehörte inzwischen praktisch zur Familie. Er trug stets Armani und roch wie eine wandelnde Taco-Bude. Außerdem war er ein verdammt guter Detective.
Nach all den Streitereien, die hinter uns lagen, musste ich eines anerkennen: Er hatte Situationen überstanden, die den durchschnittlichen VBM ins Irrenhaus gebracht hätten. Ach ja, und da war noch eine Kleinigkeit – Chase war so gut wie unsterblich, zumindest nach menschlichen Maßstäben gemessen. Er hatte den Nektar des Lebens zu trinken bekommen, weil er sonst gestorben wäre, und damit hatte er den restlichen VBM eine Menge voraus.
Er warf Derrick einen Blick zu und nickte, dann sah er mich fragend an.
»Das ist Chase Johnson, AETT-Detective und ein Freund der Chefin. Gehört fast zur Familie. Also sei nett zu ihm.«
Derrick nickte. »Freut mich, Sie kennenzulernen, Detective.«
»Chase, das ist Derrick – mein neuer Barkeeper. Derrick, würdest du uns ein paar Minuten allein lassen? Chase hat etwas mit mir zu besprechen. Oder?«
»Ja, obwohl ich mir wünsche, ich hätte nur auf ein Bier vorbeigeschaut.« Er verabschiedete sich mit einem Händedruck von Derrick und folgte mir dann zu einem anderen Tisch. »Werwolf?«
»Dachsvolk. Werdachs.«
»Himmel – gibt es denn von jedem Tier auf Erden eine Werversion?« Chase schnaubte und rieb sich eine perfekt in Form gezupfte Augenbraue.
»So ziemlich. Was gibt’s, Johnson?«
»Ärger. Hast du Zeit, mich schnell ins Hauptquartier zu begleiten? Vampirproblem. Glaube ich.« Er seufzte tief.
Verdammt. »Vampirproblem« hörte ich gar nicht gern, denn wenn Chase wegen irgendwelcher Vampire zu mir kam, bedeutete das normalerweise Tote. Normalerweise ermordet. In letzter Zeit hatte die nächtliche Aktivität stark zugenommen, aber ich bekam vom allgemeinen Klatsch kaum mehr etwas mit, seit ich nicht mehr bei den Anonymen Bluttrinkern war – einer Selbsthilfegruppe für neue Vampire, mit deren Leiter Wade Stevens, ebenfalls Vampir, ich mal gut Freund gewesen war. Jetzt hatte ich es schwerer, Geheimnissen auf die Spur zu kommen. Ich musste mich auf das verlassen, was ich von Sassy Branson erfuhr, aber die wurde immer launischer. Ich hatte schon ernsthaft daran gedacht, meine »Tochter« Erin von der älteren Vampirin wegzuholen.
»Ich sage schnell Chrysandra Bescheid.« Ich eilte zu meiner Kellnerin hinüber und tippte ihr auf den Arm. »Behalte Derrick im Auge. Hilf ihm, sich hier zurechtzufinden. Chase braucht mich.«
»Kein Problem, Menolly. Aber bist du sicher …? Ich meine, das ist sein erster Abend.« Sie wirkte besorgt. Normalerweise hätte ich vermutet, dass sie wegen der zusätzlichen Arbeit nervös sei, doch heute Abend blieb ich stehen, sah ihr in die Augen und versuchte, dahinterzukommen, was sie so nervös machte.
»Hast du ein schlechtes Gefühl bei ihm?« Ich neigte den Kopf zur Seite und ließ ihr Zeit.
Sie warf einen Blick zu ihm hinüber und schüttelte dann langsam den Kopf. »Nein, gar nicht … aber … irgendetwas ist mit ihm. Ich kann es auch nicht genau sagen. Er ist mehr, als er zu sein scheint, aber ich spüre keine … Er ist nicht feindselig, aber ich glaube, er bringt Gefahr mit sich.«
»Das trifft heutzutage auf die meisten Übernatürlichen zu.« Ich runzelte die Stirn. »Hol Tavah aus dem Keller. Riki soll da unten für sie übernehmen. Falls irgendetwas schiefgeht, müsste Tavah damit fertig werden.«
Tavah war eine Vampirin, die ihre Nächte im Keller des Wayfarer verbrachte, das Portal bewachte und die Gäste überprüfte, die durchkamen. Sie hielt die Irren vom Wayfarer fern
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