Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwesternkuss - Roman

Schwesternkuss - Roman

Titel: Schwesternkuss - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
Vom Netzwerk:
begann.
    Vier Büros gingen vom Konferenzraum ab: das von Mary DiNunzio, Judy Carrier, Anne Murphy und Bennie Rosato. Ein Schreibtisch, wieder aus Walnussholz, eine Anrichte, Beistelltische mit Schalen aus Kristall und Acrylglas, dazu ein hellbrauner genoppter Teppich auf dem Boden und bronzene Tafeln an den Wänden – das war Bennies Büro, das im hellen Sonnenlicht lag.
    Das war kein Büro. Das war ein Grab.
    Alice setzte sich an den Schreibtisch, auf dem links ein Zeitplaner stand. Für Montag war nur eine Verabredung mit Rexco, einem potenziellen Mandanten, für den Nachmittag eingetragen. Den Namen kannte sie schon aus dem E-Mail-Verkehr. Sie würde das Treffen absagen – aus Sicherheitsgründen. Schließlich wollte sie jede Möglichkeit aufzufliegen vermeiden. Plötzlich läutete Bennies Handy. Die Telefonnummer auf dem Display kannte sie. Karen Wise, ihre alte Chefin von der Rechtshilfe.
    Augen zu und durch. »Hallo, Karen.«
    »Bennie, wie geht es dir?«
    »Danke, gut.«
    »Entschuldige, dass ich am Wochenende störe. Aber ich habe dir gestern Abend eine Nachricht hinterlassen und nichts von dir gehört. Und es scheint mir wichtig. Alice hat uns vorige Woche verlassen. Einfach so. Plötzlich war sie weg.«
    »O nein!« Jetzt aber. Bitte mit allen schmutzigen Details!
    »Dachte ich mir doch, dass du keine Ahnung hast.«
    »Ich habe so viel zu tun.« Und alles ist so wahnsinnig wichtig.
    »Verstehe. Anfangs war Alice fleißig und wollte lernen. Aber dann scheint sie das Interesse verloren zu haben. Sie ist jeden Morgen zu spät gekommen.«
    Was für ein ungezogenes Kind!
    »Dabei ist sie intelligent, mit einer Begabung für Jura. Wenn sie wollte, könnte sie eine gute Anwältin werden.«
    Wir sind gerade dabei, das herauszufinden.
    » Nun der Hauptgrund, weswegen ich anrufe. In unserer Kasse fehlen ungefähr vierhundert Dollar. Wir vermuten, dass Alice sich bedient hat.«
    Und die fünfzehnhundert, die ich unterschlagen habe, sind euch noch nicht aufgefallen?
    »Eine unserer Angestellten hat gesehen, wie sie Hals über Kopf das Büro verlassen hat. Das entlastet sie nicht gerade.«
    »Wie schrecklich, Karen. Ich schicke dir sofort einen Scheck. Wie kann ich das wiedergutmachen?«
    »Danke, Bennie. Und noch mal, es tut mir so leid.«
    »Ich habe jetzt einen Termin. Bis bald!« Alice beendete das Gespräch. Da hörte sie ein Räuspern.
    Sie sah auf. In der Tür stand ihre bisher härteste Bewährungsprobe.
    19
    Mary wollte nicht unsicher wirken. Ihre Chefin hasste es, wenn sie unsicher auftrat. Das machte sie leider noch unsicherer. Bennie besaß eine Kaffeetasse, auf der stand: ICH KANN ANGST RIECHEN .
    »Mary, was willst du?«, fragte Alice. Sie hatte Bennies Geschäftslächeln aufgesetzt.
    »Hmm … Kann ich kurz mit dir reden?«
    »Kurz!« Alice deutete auf den Stuhl ihr gegenüber. »Setz dich. Rede und geh dann wieder.«
    »Danke.« Mary setzte sich und schlug die Beine übereinander.
    »Mary, worum geht’s?«
    »Wie geht es dir?«
    Alice runzelte die Stirn. »Gut. Und dir?«
    »Auch gut. Wo ist Bär?«
    »Zu Hause.«
    »Warum?«
    »Was willst du?«
    »Hmm … Hast du schon entschieden, ob du mich zum Teilhaber machen willst?«
    »Nein.«
    »Heißt das, du willst mich nicht oder du hast noch nicht entschieden?«
    »Ich habe noch nicht entschieden. Wenn ich mich entschieden habe, gebe ich dir Bescheid.«
    Mary fand, dass ihre Chefin heute etwas arg den Boss heraushängen ließ. »Du wolltest dich bis September entscheiden.«
    »Und jetzt haben wir noch August.«
    Mary war davon überzeugt, die Beförderung verdient zu haben, was sie natürlich für sich behielt. »Mich würde interessieren, wie genau du über die Geschichte denkst …«
    »Schluss damit.« Alice hob den Arm wie ein Verkehrspolizist. »Ich habe September gesagt, und dabei bleibt es auch.«
    Mary war perplex. Bennie reagierte doch sonst nicht so harsch. Etwas war nicht in Ordnung. Aber sie traute sich nicht, nachzufragen. Sie stand auf und ging zur Tür. »Gut. Dann reden wir im September.«
    »Warte, Mary.«
    »Ja?« Mary drehte sich um.
    »Normalerweise behalte ich Privates für mich. Aber ich bin so enttäuscht von Alice, meiner Zwillingsschwester. Ich habe gerade erfahren, dass sie ihren Job bei der Rechtshilfe hingeschmissen hat.«
    »Oje. Ich wusste, dass dir etwas Kummer bereitet.«
    »Wie hast du das bemerkt?«
    »Nun, ich arbeite schon so lange für dich.«
    »Du arbeitest nicht für mich. Du arbeitest mit mir. Mit mir

Weitere Kostenlose Bücher