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Schwesternkuss - Roman

Schwesternkuss - Roman

Titel: Schwesternkuss - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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rübergebeugt und mir einen Kuss gegeben. Das war ein Fehler. Als mir das klar geworden ist, habe ich sie nach Italien zurückgeschickt. Heute Abend fährt sie.«
    Mary sagte nichts, und auch die Mutter reagierte nicht.
    »Veet, es hat mich übermannt.« Er warf die Hände hoch und ließ sie wieder nach unten sinken. »Sie hat mir das Gefühl gegeben, noch ein schöner und starker Mann zu sein. Ich war wie weggetreten. Aber jetzt sehe ich wieder klar.«
    Er sah zu seiner Tochter. »Mary, du hattest recht. Ich habe mit Fiorella geflirtet. Das war respektlos gegenüber deiner Mutter. Eine Sünde. Verzeih du mir auch.«
    Seine Worte rührten sie, aber wenn ihm jemand die Absolution erteilen konnte, dann nur Ma. »Pa, wo ist Fiorella jetzt?«
    »Das ist eine ganz andere Geschichte.« Er seufzte und schüttelte gleichzeitig den Kopf. »Wir waren auf dem Weg hierher, um ihre Koffer zu packen. Plötzlich hat sie gesagt: Ich habe ein schlechtes Gefühl. Bennie wird etwas Schlimmes passieren.«
    »Bennie, meiner Bennie?«, fragte Mary überrascht, und Ma hob zum ersten Mal den Kopf.
    »Sie hat nicht damit aufgehört. Ich musste in der Kanzlei anrufen und nachfragen. Dort habe ich erfahren, dass Bennie und Judy zum Essen sind.«
    »Wo ist Fiorella jetzt?«
    »Weg. Bevor ich sie daran hindern konnte, saß sie schon in einem Taxi. Sie wollte in ein Restaurant.«
    »In welches?«
    » Känguruh. Oder so ähnlich.«
    » Roux ?«
    »Genau.«
    »Pa, nein! Bennie und Judy treffen dort einen neuen Mandanten. Fiorella wird alles verderben.«
    »Jesus, Maria und Josef, diese Frau«, sagte Pa, und Ma stöhnte dazu.
    »Ich muss Bennie warnen.« Aber weder Bennie noch Judy konnte Mary mit ihrem Handy erreichen. »Vielleicht können wir Fiorella noch abfangen. Von hier ist es nicht so weit zum Restaurant.«
    » Andiamo!« , rief Ma, die schon in ihre orthopädischen Schuhe geschlüpft war.
    Und so brach die ganze Familie inklusive Grady, den sie einfach mit sich zogen, auf, um Bennie zu retten.
    86
    Bennie sah auf die Uhr am Armaturenbrett. Eine Stunde war inzwischen vergangen, bald müssten die beiden mit dem Essen fertig sein. Die Gehwege waren wegen des anhaltenden Wolkenbruchs nach wie vor menschenleer. Der Regen fiel schräg vom Himmel, er reinigte die Rinnsteine und trommelte mit all seiner Macht auf die Motorhaube ihres Wagens.
    Sie starrte unverwandt auf den Ausgang des Restaurants. Mit der Pistole in der Hand plante sie ihr weiteres Vorgehen. Falls beide mit demselben Taxi wegfahren würden, müsste sie dem Wagen folgen, bis Alice vermutlich vor ihrem Haus ausstieg. Wenn die beiden getrennte Wege gingen, wäre es unkomplizierter.
    Endlich verließen sie das Lokal. Judy als Erste, gefolgt von Alice, die einen knallbunten Regenschirm mit einem ausgefallenen Muster aufspannte. Sicher gehörte der Schirm Judy, früher hätte dieser ausgefallene Regenschutz Bennie zum Lachen gebracht. Der Schirm verbarg das Gesicht der beiden. Bennie entdeckte ihre braunen Pumps an Alices Füßen, Judys gelbe Clogs strahlten in der Dunkelheit. Bennie sah aus sicherer Distanz zu und wartete.
    Alice hatte sich bei Judy untergehakt. Sie sahen sich nach einem Taxi um. Nicht leicht, in dieser Gegend eines zu erwischen. Und erst recht nicht, wenn man sich wie die beiden aus irgendeinem unerfindlichen Grund vom Lokal weg in Richtung roter Toyota bewegte. Nur noch ein paar Schritte, und Alice stand vor ihrem eigenen Wagen.
    Bennie duckte sich und lugte hinter dem Lenkrad hervor. Durch die Wassermassen, die in seltsam gewundenen Rinnsalen die Windschutzscheibe hinunterliefen, konnte sie nur ahnen, wie Alice und Judy sich jetzt dem dunklen Ladedock neben dem leeren Parkplatz näherten.
    In Bennie schrillten die Alarmglocken. Warum genau, wusste sie nicht. Alice hielt Judys linken Arm ziemlich fest. Die beiden Frauen unterhielten sich. Alice schob Judy in Richtung Ladedock.
    Da stimmte etwas nicht.
    Judy steckte in Schwierigkeiten.
    Bennie kletterte vorsichtig aus dem Wagen und schlich sich an den parkenden Autos vorbei. Ein vorbeifahrender Lkw spritzte sie mit Wasser voll. Nur noch vier Wagen, und sie stand Alice und Judy gegenüber. Die Pistole hatte sie mitgenommen.
    Sie begann zu zählen.
    87
    »Au!« Alice tat so, als wäre sie gestolpert. Sie beugte sich nach unten. »Ich bin ausgerutscht. Ich habe mir vermutlich den Knöchel verdreht.«
    »O nein!«
    »Au! Hilf mir doch!« Alice fummelte mit dem Regenschirm herum, den sie scheinbar nicht mehr halten konnte.

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