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Schwesternkuss - Roman

Schwesternkuss - Roman

Titel: Schwesternkuss - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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entgegen!« Bennie und Grady griffen Judy noch fester und schwammen durch Unrat, treibendes Öl und verfaulten Fisch weg vom Hafendamm. Die Strömung wurde in der Mitte des Flusses stärker. Sie hatten alle Mühe, über Wasser zu bleiben.
    »Hilfe! Hierher!« Grady winkte verzweifelt.
    »Hilfe! Hilfe!«, schrie Bennie.
    Mary und die anderen riefen und signalisierten den Polizeibooten vom Pier aus. Die Streifenwagen trafen nach und nach ein.
    »Endlich!«, rief Grady.
    Judys Lider zuckten, ihre Augen öffneten sich, und ihr leerer Blick wandte sich dem Himmel zu. Waren sie dabei, Judy endgültig zu verlieren? Regen prasselte auf ihr Gesicht.
    »Hilfe! Schnell!« Bennie bereute es, Alice nicht getötet zu haben.
    Jetzt lag ihre Pistole wahrscheinlich auf dem Grund des Flusses, und Alice hatte sich im Unwetter davongemacht.
    93
    Die Wellen schlugen ihr ins Gesicht, sie schluckte Wasser und spie es wieder aus. Polizeiboote fuhren auf den Pier zu, doch sie schwamm in Richtung New Jersey.
    Der Fluss stank, ein Stück Sperrholz mit einem herausstehenden Nagel trieb an ihr vorbei. Sie spürte etwas Glitschiges am Bein und stieß es weg. Etwas Klebriges hatte sich in ihren Zähnen festgesetzt. Es schmeckte widerlich. Ein Ölfilm überzog das Wasser.
    Die Strömung trieb sie flussabwärts. Sie versuchte geradeaus zu schwimmen, was nicht einfach war. Ihr Herz pochte, sie fror. Bennies Kuriertasche zog sie nach unten, sie war zu schwer, um auf dem Wasser zu gleiten. Immer wieder rückte sie sie über die Schulter, während sie schwamm.
    Sie blickte zurück und konnte das Blaulicht eines Streifenwagens erkennen. Die hatten sich aber beeilt! Aber suchen würden sie sie zuerst an Land.
    Und das Geld war bereits auf die Bahamas transferiert worden. Sie musste nur noch hinfliegen und es sich nehmen.
    Dieser Gedanke ließ Alice ihre Schlagzahl beim Schwimmen erheblich erhöhen.
    94
    Mary saß im Wartezimmer des Krankenhauses und versuchte mit dem, was passiert war, klarzukommen. Die Sanitäter hatten niemanden im Krankenwagen mitfahren lassen. So wusste sie nur, dass man Judy zur Notaufnahme gebracht hatte. Von den Ärzten war noch keiner zurückgekommen.
    Die Wände waren hellblau tapeziert. Zusammen mit ein paar Landschaftsbildern in verhaltenen Pastellfarben sollten sie wohl die Wartenden beruhigen. Auf einem Beistelltisch lagen alte Zeitschriften; der Fernseher, der an einer Wand hing, lief ohne Ton. Judy sah nicht hin. Vielleicht starb Judy gerade.
    Sie fühlte sich schrecklich. Ihre Eltern sagten kein Wort. Fiorella war in den Waschraum gegangen, aber dennoch war sie anwesend wie ein unerwünschter Geist.
    Ma blickte zum Fernseher hoch. Ihr Haar war nass, die kahle Stelle auf dem Kopf lag frei. Offensichtlich hatte sie die Serie Seinfeld ganz in ihren Bann geschlagen, auch wenn sie der Handlung ohne Ton wohl kaum folgen konnte. Pa saß da mit gesenktem Kopf, die Schultern in der klammen Windjacke versunken. Die Hände lagen gefaltet auf dem Schoß.
    Bennie saß neben Grady und unterhielt sich leise mit zwei Polizisten. Ihr nasses blondes Haar war in einem wüsten Durcheinander, Arme und Beine waren voller Kratzer, eine seltsame Girlie-Handtasche hing über ihrer rechten Schulter. Sie wirkte reserviert. Sie sah niemanden an, auch Grady nicht. Judys Eltern und ihren Freund Frank hatte sie aber informiert. Frank war auf dem Weg zurück von seiner Arbeitsstelle, Judys Eltern kamen mit dem Flugzeug aus San Francisco.
    Mary spürte eine tiefe Traurigkeit in sich. Judy war dabei zu verbluten, Bennie in einem gewissen Sinn auch, und die Ehe ihrer Eltern stand auf der Kippe. Ob alle heil davonkommen würden? Marys Leben war total durcheinander. Ob es je wieder in Ordnung käme? Vor allem dann, wenn Judy sterben müsste.
    Fiorella kam zurück. Sie fuhr durch ihr nasses Haar und versuchte es zu glätten, aber der schicke Schnitt war dahin. Sie trug keinen Lippenstift, ihr schwarzes Kleid blieb unter einem Regenmantel verborgen. »Vita«, sagte sie betont kühl zu Marys Mutter, »ich fahre nach Hause. Goodbye.«
    Ma sah sie mit einem Blick, der töten könnte, an und sagte nur ein Wort: » Bene. «
    »Ich muss meine Sachen packen. Ich nehme mir ein Taxi.«
    » Certo .« Ma holte aus ihrer Handtasche die Wohnungsschlüssel und gab sie Fiorella. »Geh jetzt. Die Schlüssel legst du unter die Fußmatte.«
    »Danke. Ich möchte euch sagen, dass …«
    »Geh jetzt!« Ma wies sie zum Ausgang, ihre Wangen glühten. »Donna Fiorella, du bist eine

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