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Schwesternkuss - Roman

Schwesternkuss - Roman

Titel: Schwesternkuss - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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werden. Jetzt nicht und in hundert Jahren nicht. Die Kiste hatte alles verändert. Ein Verzeihen war unmöglich.
    Bennie stand auf, die Briefe ließ sie auf den Boden fallen. Sie verstaute Pistole, Tabletten und Geld in ihrer Handtasche. Das Schlafzimmer stellte sie auf den Kopf, bis sie die Ersatzschlüssel für den Wagen fand. Dann verließ sie die Wohnung.
    Kühler Regen erfrischte draußen ihr Gesicht. Sie wusste nicht, wo Alice ihr Auto abgestellt hatte. Sie drückte auf die Fernbedienung, und bei einem roten Toyota an der Straßenecke öffnete sich die Zentralverriegelung.
    Sie fuhr mit dem Wagen in die Stadt zurück, immer ihr Ziel vor Augen. Einen Parkplatz fand sie in der Nähe ihres Bürogebäudes mit Blick auf den Eingang. Die Wachmänner schoben noch ihren Dienst. Wann sie Feierabend haben würden, wusste sie nicht. Das war ihr auch gleichgültig. Denn sie würde Alice heimlich verfolgen, um dann, wenn sie allein waren, mit ihr abzurechnen.
    Sie schaltete den Motor aus. Hinter ihrem Bürofenster huschte kurz Alice vorbei. Bennie hätte laut loskreischen können. Offenbar ließ die Beruhigungstablette in ihrer Wirkung nach. Sie nahm eine zweite, denn sie wollte keine Wut empfinden. Sie wollte gar nichts empfinden. Allmählich verstand sie, warum sich diese Pillen gut verkauften.
    Früher oder später würde sie Alice allein zu fassen kriegen.
    Und dann wäre alles vorbei.
    81
    »Bereit zum Aufbruch?« Alice steckte den Kopf in Judys Büro.
    »Ja. Sind Mary und Grady schon weg? Ich wurde am Telefon aufgehalten.«
    »Ja. Gehen wir.«
    Regen klatschte gegen die Bürofenster. »Sollen wir nicht warten, bis sich das Wetter beruhigt hat?«, fragte Judy.
    »Keine Zeit.« Alice hielt Judy ihren Schirm vor die Nase. »Und was ist das?«
    »Okay. Wo treffen wir den Mandanten?«
    »Im Roux . Mal da gewesen?«
    »Nein. Soll ein cooler Laden sein. Wertet die Gegend am Hafen auf. Stimmt’s?«
    »Stimmt.«
    »Ich freue mich.«
    »Gut.« Alice ließ Judy den Vortritt. Marshall saß noch immer am Empfang. »Mädchen, du bist aber fleißig.«
    »Bei den Störungen heute ist einiges liegen geblieben.«
    »Aber nicht über Nacht bleiben.«
    »Keine Angst.«
    »Wir sind dann weg.«
    Das Gewitter hatte den Himmel verdüstert. Die Straßen waren verstopft. Alice rief einen der Wachmänner von Rothman zu sich.
    »Wie geht es Ihnen, Ms Rosato?«, fragte er mit voller Stimme, um sich gegen den Wolkenbruch Gehör zu verschaffen.
    »Hat man Alice inzwischen gefunden?«
    »Nein. Ich halte Sie auf dem Laufenden. Übrigens, Bob geht es wieder gut.«
    »Wer ist Bob?«
    »Der Kollege, der von Ihrer Schwester malträtiert wurde.«
    Von mir aus. »Schön. Wir haben jetzt einen Geschäftstermin außerhalb.«
    »Soll Sie wer begleiten? Einen Mann könnte ich abstellen.«
    »Das würde nicht gut aussehen. Die Polizei sucht ja nach Alice. Ich fühle mich ziemlich sicher.«
    »Wann sollen wir hier verschwinden? Laut Vertrag um zehn.«
    »Belassen wir es dabei.«
    Der Wachmann winkte ein Taxi herbei. Im stockenden Verkehr ging die Fahrt nur langsam voran.
    »Ich habe mich im Internet über Biotech-Betriebe in Irland schlaugemacht«, sagte Judy.
    »Sehr gut.«
    »Leider hattest du vergessen, mir den Namen unseres Mandanten zu geben.«
    »Bei all dem Trubel, entschuldige.« Alice erfand einen Firmennamen. »Es handelt sich um Genlynn Enterprises.«
    »Verstanden.« Judy holte ihr iPhone aus der Tasche. »Ich kann jetzt nachsehen.«
    »Nein, mach das nicht. Mandanten erzählen gern von ihrem Betrieb, und sie mögen es nicht, wenn wir alles schon wissen.«
    »O.« Judy zwinkerte mit den Augen. »Ich verstehe.«
    »Warum erzählst du mir nicht, was du herausgefunden hast? Der allgemeine Hintergrund wäre interessant.«
    »Ja, das ist er. Wyeth ist die bedeutendste Firma, was Biotechnologie in Irland betrifft. Ihre Labors liegen südlich der Stadt …«
    Judy begann mit ihrem Vortrag, aber Alice hörte ihr nicht zu. Das Taxi war inzwischen auf dem Columbus Boulevard angekommen, bog nach rechts ab, vorbei an hell erleuchteten Riesen-Diskotheken und überfüllten Touristenlokalen. Allmählich wurde es dunkler und leerer auf dem Boulevard, vor ihnen lag die Walt Whitman Bridge, und auf einem verrosteten Gleis rechts von ihnen hatte man Container-Waggons von Hapag Lloyd abgestellt.
    Alice hielt nach dem Restaurant Ausschau. Sie fuhren an einem gigantischen Schiff mit drei roten Schornsteinen vorüber, von dessen Rumpf die schwarze Farbe abblätterte. Das

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