Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)
und ihr Geld Hitzewallungen, die jeder
Frau in den Wechseljahren alle Ehre gemacht hätten, bekam. Sie war in Paderborn
und massierte Leute. Im schlimmsten Fall würde sie wieder ihren Telefonterror
starten und vielleicht zum Äußersten schreiten und uns besuchen. Das war mir
meine Traumwohnung wert.
Wie immer hatte ich Ingrid unterschätzt.
Ebenfalls wie immer war zunächst alles gut. Wenige Tage später
leisteten wir die Anzahlung für unsere Traumwohnung. Das Leben war für kurze
Zeit perfekt. Wir bekamen sogar die zweite Erdgeschosswohnung mit Garten, die
andere war am Tag zuvor verkauft worden. Ich konnte mein Glück kaum fassen und
zuckte nur kurz zusammen bei dem Gedanken, dass ich Ingrid nun tatsächlich
dankbar sein musste.
Ich stand in unserem neuen Garten, dessen Form man sich mit viel
Freude an der Sache bereits vorstellen konnte, und hätte die Welt umarmen
können.
„Ich glaube, dass wir hier sehr glücklich werden“, äußerte ich
überzeugt gegenüber Rigoletto , der sich gerade einen
Hundehaufen vom Schuh wischte.
Offensichtlich war unser künftiges Heim bei den Vierbeinern der
Nachbarschaft beliebt, was ich in meinem Enthusiasmus als gutes Zeichen
wertete.
„Auf
jeden Fall!“, bestätigte Rigoletto .
„Hoffentlich
sind die anderen Leute im Haus auch nett.“
Mir war gerade eingefallen, dass man in einem 4-Familienhaus
wahrscheinlich deutlich mehr Kontakt zu seinen Nachbarn haben würde, als man es
in einem riesigen Berliner Mietshaus hatte.
„Bestimmt.“ Rigoletto wischte sich den letzten Rest Hundehaufen
von der Sohle und begann auf die Abfahrt zu drängen. Wieder erkannte ich die Vorzeichen
nicht für das, was kommen sollte.
Die nächsten drei Monate war ich nicht ansprechbar. Ich versorgte
automatisch und pflichtschuldig meine Kinder, machte den Haushalt und ging drei
Mal in der Woche zu einem lächerlichen Teilzeit-Job als Bildredakteurin, der
alles war, was mir nach zwei Kindern von meiner Journalistenkarriere geblieben
war. In meinen Gedanken aber war ich nur bei ihr, der neuen Wohnung. Ich
richtete im Geiste ein, räumte um, strich, tapezierte, legte den Garten an und
hängte Bilder auf. Genau wie damals bei unserer ersten Wohnung. Sogar den wohl
nicht zu verhindernden Besuch von Ingrid und Igerich plante ich ein und kalkulierte ein Budget für die Wiederinstandsetzung unserer
Wohnung nach ihrem Besuch durch.
Ich konnte im wirklichen Leben weder streichen noch tapezieren,
geschweige denn brachte ich einen Nagel gerade in die Wand, aber irgendwie
musste ich die Zeit bis zur Fertigstellung der Wohnung ja herumbringen.
Schließlich riss Rigoletto mich unsanft aus meinen
Träumen.
„Meine
Eltern möchten uns gerne besuchen kommen“, kündigte er an, als wir gerade beim
Abendessen saßen.
„Ok“,
reagierte ich zurückhaltend und atmete tief durch.
Ich hatte mich seelisch seit längerem auf diesen Moment
vorbereitet. Es war klar, dass ich das Geld meiner Schwiegereltern nicht
umsonst bekommen würde. Allerdings hatte ich mit der Fortsetzung von „Meine
Schwiegermutter zerstört meine Wohnung“ erst nach unserem Umzug gerechnet.
„Sie
würden sich gerne die neue Wohnung ansehen“, erklärte Rigoletto weiter.
„Ok“,
antwortete ich erneut und widmete mich mit großer Energie der Pasta auf meinem
Teller.
„Ich schaff das, ich schaff das, die Wohnung ist es wert!“,
predigte ich mir selbst vor. Ein Gutes hatte es immerhin, dass meine
Schwiegereltern vor der Fertigstellung der Wohnung kommen wollten: Es gab noch
keine Einrichtung, die sie ruinieren konnten.
Kapitel 32
Zwei Wochen später war es soweit. Ingrid und Igerich kamen nach Berlin. Ich hatte mir viel vorgenommen. Ich würde versuchen, nett zu
Ingrid zu sein. Mir war klar, dass ich meine Schwiegermutter nicht mochte und
auch nie mögen würde, aber sie hatte uns zu unserer Traumwohnung verholfen und
dafür war ich bereit, noch mal ein Wochenende lang klaglos ihre Bemerkungen
einzustecken. Ingrid und Igerich kamen mit dem Zug
nach Berlin und da dieser erst am späten Abend ankam, holte Rigoletto sie vom Bahnhof ab und brachte sie direkt ins Hotel. Am nächsten Morgen sollten
sie zum Frühstück zu uns kommen. Ich war so bemüht, Friede, Freude, Eierkuchen
zu spielen, dass ich nicht mal fragte, ob die Eltern Hasenbein wieder im
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