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Schwindlerinnen: Roman (German Edition)

Schwindlerinnen: Roman (German Edition)

Titel: Schwindlerinnen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Ekman
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miserablen Knie nicht zu hoch liegen), Wiesen und Reichmoore mit Orchideen sowie Weiden, auf denen noch die Mondraute vorkommt. Sie will einzig und allein, dass der Albtraum ein Ende nimmt, damit sie jeden Donnerstag mit der U-Bahn nach Gamla Stan fahren und zur Versammlung der Akademie gehen kann. Dort sind sie nett zu mir, denkt sie, und sie werden es auch noch sein, wenn ich – ja, vielleicht verwirrt sein werde. Mutter wurde dement. Sie hatte jedoch ein Wernicke-Korsakow-Syndrom. Lillemor hat nie viel getrunken. Wie eine Blaumeise, sagen die freundlichen jungen Männer in der Akademie.
    Sie hat den Telefonstecker herausgezogen und macht kein Licht, liegt auf dem Bett und versucht, sich dieses Gefühl von Zeitlosigkeit zurückzurufen, das sie hinter dem Sessel auf Station 57 hatte. Bis Babba kam. Der Unterschied besteht darin, dass sie damals von Medikamenten und Insulinspritzen benommen war. Jetzt bekommt sie allmählich Hunger.

Es wird Montag.
Sie hat fast zwei volle Tage vor sich hingedämmert, als die Post auf den Teppich in der Diele plumpst. Die kann da ruhig liegen bleiben, denn Lillemor ist in einer Hoffnungslosigkeit gelandet, die sie nur schwer aus dem Bett kommen lässt. Ihr sitzen jedoch alte Gewohnheiten im Leib und bringen sie allmählich auf die Beine. Als Erstes spült sie das Geschirr ab, das nach ihrem Sonntagsessen, primitiven Spaghetti alla Carbonara aus der Gefriertruhe, noch dasteht. Dann sammelt sie in der Diele die Briefe und Werbesendungen vom Fußboden auf. Da ist auch ein großes Kuvert vom Verlag, und als sie es aufmacht, sieht sie, dass es die Honorarabrechnung über den Verkauf des Jahres ist. Da passiert ihr das Gleiche wie Babba, als sie mit dem ausgewrungenen Spüllappen in der Hand in der Küche stand, und Proust, als er vor dem Palast der Guermantes stolperte. Ihr präsentiert sich die Lösung, und in ihrem Innern wird alles licht. Ihr Blut gerät in Wallung, sie bewegt sich flink, und ihre Hände zittern vor Eifer, als sie nach dem Stift greift, um Berechnungen anzustellen.
    Eigentlich ist die Sache ganz einfach. Sie soll Babba ihren Honoraranteil zusammen mit einer Kopie der Abrechnung schicken. Babba möchte ihr Geld in den wattierten Kuverts von der Post und portionsweise haben. Das ist natürlich eine Vorsichtsmaßnahme. Sie will es ins Antiquariat geschickt bekommen, und sowohl auf dem äußeren Kuvert wie auf dem inneren mit dem Geld soll PRIVAT stehen. Vereinbart ist, dass Lillemor, sobald sie die Sendung eingeworfen hat, Babba per E-Mail an ihren Hotmail-Account die Nachricht schickt, dass die Post aufgegeben ist.
    Heutzutage machen die Banken ja Schwierigkeiten, wenn man große Summen abheben will. Man muss das Geld vorher bestellen, und Summen wie diese 175 500 Kronen erregen Aufmerksamkeit. Mit Bargeld werden ja nur noch schwarze Geschäfte abgewickelt. Deshalb hat Lillemor in diesen drei Jahren, in denen sie sich nicht getroffen haben, Geld in kleineren Portionen abgehoben und in ein Bankfach gelegt. Sie hat zudem bei zwei weiteren Banken Konten eröffnet. Außer bei Handelsbanken hat sie jetzt auch Geld bei der Swedbank und der SEB. In dem Jahr, das seit der letzten Abrechung vergangen ist, hat sie auf diese Weise 110 000 Kronen zusammengebracht. Die noch fehlenden 65 500 müssen jetzt abgehoben werden. Das wird sie über die Vermögensverwaltungsgesellschaft erledigen, wo keine Fragen gestellt werden.
    Die Summe ist etwas größer, als sie erwartet hat. Immerhin ist es mehr als drei Jahre her, dass sie einen Roman veröffentlicht haben. Doch mit der Backlist und den ausländischen Ausgaben sind 351 000 Kronen und 54 Öre zusammengekommen. Das Buchhaltungsprogramm des Verlags rechnet noch immer mit diesen imaginären Öre.
    Sie dürfe nie mehr als 30 000 auf einmal schicken, hat Babba festgelegt. Lillemor wird ihr jetzt aber alles auf einen Schlag zukommen lassen. Sie wird Babba eine Summe schicken, die sie ins Antiquariat stürmen lassen wird, aus Furcht, das Geld könnte entdeckt und gestohlen werden.
    Am Mittwochmorgen um acht sitzt Lillemor in einem gemieteten Nissan Micra in der Vegagatan. Sie hat von der Post nur eine sehr vage Auskunft über die Verteilungszeiten in Vasastan erhalten. Man hat ihr gesagt, sie könne nicht damit rechnen, dass die Post vor neun Uhr komme. Doch Lillemor will auf der sicheren Seite sein. Weil es in dem kalten Auto also ein, zwei Stunden oder auch mehr werden können, hat sie ihren alten Waschbärpelz angezogen, was sie sich

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