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Schwindlerinnen: Roman (German Edition)

Schwindlerinnen: Roman (German Edition)

Titel: Schwindlerinnen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Ekman
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und sie legt reflexartig die Hände auf die Seite, die sie gerade gelesen hat. Es ist Kattis, die ihr die Tasse Cappuccino bringt. Sie weiß genau, was Lillemor gern hat. Verlagssekretärinnen gibt es nicht mehr, jetzt sind alle Assistentinnen oder etwas noch Feineres. Den Kaffee dürfen sie aber nach wie vor bringen.
    Kattis sieht den Manuskriptpacken und ruft: »Ein neuer Roman! Wie wunderbar!«
    Lillemor glaubt an die freundliche Seele, schüttelt aber doch den Kopf.
    »Sie tun immer so geheimnisvoll«, sagt Kattis.
    Du kannst Gift darauf nehmen, dass ich allen Grund dazu habe, denkt Lillemor und lehnt die Zimtschnecke dankend ab, die Kattis ihr anbietet.
    »Rufen Sie mich an, wenn Sie Saft oder Obst oder sonst etwas haben möchten. Werden Sie lange bleiben?«
    »Ich weiß noch nicht«, erwidert Lillemor. Doch sie merkt schnell, dass sie nicht lange bleiben wird, weil es ständig Unterbrechungen gäbe. Es würde Freundlichkeiten hageln. Und bald käme Max herunter, um sie zu kontrollieren.
    Als Kattis gegangen ist, steckt Lillemor den Manuskriptpacken in ihre Tasche von Furla. Sie hatte beim Kauf sorgfältig darauf geachtet, dass ein A4-Format hineinpasst. Und es passt sogar die ganze paperasse hinein.
    Sie will das Haus nicht durch die Rezeption verlassen, deshalb bleibt sie an der Tür zum Hof stehen und überlegt. Wenn man den Knopf mit dem Schlüsselsymbol drückt, kommt man hinaus. Lillemor ist sich jedoch nicht sicher, dass sie dann auch auf die Luntmakargatan gelangt. Sie will keinesfalls auf den Sveavägen gehen, da Max möglicherweise bereits entdeckt hat, dass der Autorenraum leer ist.
    Das große Tor zur Luntmakargatan geht auf, und ein LKW ächzt herein. Sie eilt über den Hof und huscht hinaus. Der Manuskriptpacken in der Tasche ist schwer. Max glaubt wohl, dass sie das alles geschrieben hat. So weit, so gut.
    Und wenn er es nicht glaubt? Seit sie im Autorenraum den ersten Abschnitt gelesen hatte, war ihr leicht übel.
    Sie muss ihre Ruhe haben. Auf dem Weg zum U-Bahnhof Hötorget bei der Tunnelgatan angelangt, wird ihr klar, dass Max schon hinter ihr her sein kann. Er nimmt sich natürlich ein Taxi, das dann warten darf, bis sie am Karlaplan aus dem U-Bahnhof auftaucht, in die Breitenfeldsgatan einbiegt und zu ihrem Haus geht. Für ihn, der glaubt oder auch nicht glaubt, ist das Manuskript in ihrer Tasche wohl eine Art Gedankenexperiment wie Schrödingers Katze. Er muss den Kasten öffnen, um zu sehen, ob die Katze noch lebt. Lillemor biegt also lieber in den Tunnel ab, eilt an einem schmuddeligen, frierenden Geiger vorbei, stürmt nach nicht mal zehn Minuten an der Statue des Schriftstellers Hjalmar Söderberg mit den roten Handschuhen seiner Figur Tomas Weber vorüber und ist auch schon in der Königlichen Bibliothek. Ihren Mantel muss sie in ein kleines Schließfach knüllen, weil die großen Schränke, in die man einen Max Mara aus Kamelhaar hängen kann, so spät am Nachmittag alle belegt sind. Wenn sie jetzt bloß mit der Tasche, in der sie das Manuskript hat, durchkommt! Sie hängt sie sich über die linke Schulter, und zum Glück nickt die Frau hinter der Theke freundlich als Zeichen des Wiedererkennens und merkt überhaupt nicht, dass sie etwas mit hineinnimmt. Genau wie Max begriffen hat, steckt in ihrer Tasche eine Bombe, und bevor diese sich an eine Entscheidung herangetickt hat, muss Lillemor in Ruhe lesen können.
    Sie will durch eine der schweren alten Schwingtüren in den großen Lesesaal und weiter zum Zeitschriftenraum gehen, doch im letzten Moment fällt ihr ein, dass der ja verlegt wurde. Sie hat sich dort immer wohlgefühlt und sich gefreut, dass sie immer noch schlank genug ist, um zwischen einem Pfeiler und einem Bücherregal hindurch den Weg zu den Tischen abkürzen zu können. Sonnenschutzfenster sorgten für ein behagliches und gleichmäßiges Licht unter den Leuchtstoffröhren. Lillemor würde sich jetzt am liebsten in die helle Ruhe und Zeitlosigkeit des alten Zeitschriftenraums setzen, muss sich aber nun in unterirdische Regionen begeben, wo es kein Tageslicht gibt.
    Dort unten ist es fast menschenleer. Als sie die Lampe über der Tischplatte angeknipst und sich den dicken Manuskriptpacken zurechtgelegt hat, kommt ein Student und setzt sich zu ihr an den Schreibtisch, obwohl es noch viele freie Plätze gibt. Er ist bestimmt ein Gewohnheitstier wie sie, das am liebsten seinen vertrauten Platz einnimmt. Jetzt loggt er sich in seinen Computer ein. Lillemor versucht, sich auf

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