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Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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wich ängstlich zurück. Er ergriff ihren Arm. Kälte durchdrang ihren Körper, als hätte man sie in Eis getunkt.
    „Werter Herr“, begann sie aufs Neue und verschluckte sich fast an den Worten, als er ihr das Kleid aufriss. Knöpfe regneten auf den Boden.
    Sie holte mit den Fäusten aus, um ihn zu schlagen, doch schon hatte er sie zu Boden gestoßen.
    Das Schwert, das er aus der Scheide zog, nannte man Scimitar. Diese gänzlich nutzlose Information ging ihr durch den Kopf, als die Waffe durch ihren Saum schnitt und ihr den Rock anhob.
    Sie versuchte, sich fortzubewegen, kroch rückwärts auf ihren Ellbogen.
    Seine Worte verstand sie nicht, doch es war klar, dass er ihr befahl, sich nicht zu bewegen. Sie blickte in seine Augen. Bitten würden nutzlos an ihm abprallen. Seine Bösartigkeit war physisch fassbar. Nichts, was sie sagen konnte, würde irgendeinen Unterschied machen.
    Was sollte sie tun? Augen zu und durch? Oder was immer man Frauen in solchen Situationen empfahl? Würde es das einfacher machen?
    Nein, das würde es nicht. Sie würde sich bis zum bitteren Ende wehren. Weil sie das tun musste. Weil er sie ohnehin nicht leben lassen würde. Tod war alles, was er zu geben imstande war, denn er besaß nichts anderes mehr.
    Während ihr das klar wurde, hörte sie Schreie von weit her und verstand, dass sie der Nachhall seiner Vergangenheit waren. Morden, brandschatzen und vergewaltigen, nur das war sein Lebensinhalt gewesen. Die Erinnerungen an seine Taten hafteten ihm an wie Rauchschwaden.
    Sie versuchte, die breite Seite der Klinge zwischen ihren Händen zu greifen. Er lachte und stieß die Waffe nach vorn, zwischen ihren Handflächen hindurch auf ihren Bauch zu. Noch mehr Stoff riss, und sie schrie. Würde er sie umbringen, noch bevor er sie sich nahm?
    Im nächsten Augenblick brüllte er.
    Ihr überlasteter Verstand verging beinahe im Nichts, während sie zu begreifen versuchte, was geschah. Er war riesig geworden und schwirrend schwarz.
    Nur war er das nicht. Große Vögel bedeckten ihn, pickten an seinem Fleisch, rammten ihm ihre scharfen Schnäbel in den Körper. Der Geruch von Verwesung erfüllte die Luft. Er wedelte mit den Armen, und die Vögel flatterten um ihn herum.
    Er rannte davon, und die Vögel ließen ihn erst los, als er wieder im Nebel verschwand. Wie eine schwarze Decke hingen sie davor, krächzten und schrien. Dann wandten sie sich alle gleichzeitig Konstanze zu und stürmten auf sie zu wie eine einzige riesige Wolke. Ein Atemzug, und alles war schwarz.
    Sie erwachte, als jemand ihre Wange streichelte. Ihre Schultern wurden von einem Arm gehalten. Und die andere Hand strich ihr übers Gesicht, fuhr an ihrem Hals entlang nach unten und berührte sie, wo ihr Kleid zerrissen war.
    Sie schrie auf und schlug um sich.
    „Sch!“
    Inzwischen hatte sie die Augen geöffnet. Der Mann im schwarzen Umhang war ihr so nah, dass sie ihn kaum erkennen konnte. War sie gerettet? Oder eher nicht?
    Er ließ sie vorsichtig zu Boden gleiten. Sie blickte sich panisch um. Wo war der Mann in der Uniform? War er wirklich fort – und wo waren die Vögel?
    „Er … er … er …“ Sie stolperte über die Worte, da sie den Sinn nicht einmal denken wollte.
    „Ich weiß“, gab er harsch zurück. „Als er noch lebte, hat er das Nämliche getan. Die Essenz seines Willens treibt ihn weiter dazu. Er hätte dich genommen. Auch dein Leben hätte er genommen und es für sich behalten. – Vielleicht wird er es auch noch einmal versuchen. Leben kommt in diesen Gefilden kaum vor.“ Er klang widerwillig, als ginge es ihm gegen das Gemüt, so viele Worte zu machen.
    Er stand auf, zog sie am Handgelenk mit hoch und dann hinter sich her.
    „Du solltest nicht hier sein!“, schalt er barsch, geradeso, als hätte sie sich danebenbenommen.
    „Ich habe es mir … nicht ausgesucht“, gab sie zurück.
    „Dies ist kein Ort für die Lebenden.“ Und was sagte das über ihn aus? Oder über sie?
    Sie nickte.
    „Werde ich hier sterben?“, fragte sie.
    Er zuckte mit den Achseln, wirkte ungeduldig und verärgert.
    „Der Tod ist hier nur ein Zwischenstadium“, sagte er. „Du könntest hier sterben. Vielleicht könnte sogar ich hier sterben. Auf der anderen Seite könnten wir auch beide schon tot sein – zumindest ein bisschen. Oder wir leben hier weiter bis in alle Ewigkeit. Es ist letztlich eine Frage der Definition.“
    Sie blickte ihn an.
    „Dieser Kerl eben“, fragte sie. „War der tot?“
    „Er ist seit über

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