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Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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könnte ich sie mitnehmen und anlernen. Für ein fleißiges Mädchen gibt es da viel zu lernen. Eine gute Stellung.“
    Der Mann warf ihm einen misstrauischen Blick zu, konnte sein Glück wohl kaum fassen.
    „Sie“, sagte er. „Das kommt jetzt schon ein wenig plötzlich. Bonadea ist noch recht jung. Sie geht noch zur Schule.“
    „Die Schulbank ist nicht der einzige Ort, an dem ein braves Mädchen lernen kann, etwas Nützliches zu tun.“ Mit seiner freien Hand fasste er in seine Tasche und holte ein paar Geldscheine hervor. „Weißt du was, ich kauf dir die Kleine ab. Dann hast du Geld, das du in Amerika gewiss brauchen kannst; du musst dich nicht mit einem widerspenstigen Gör rumärgern, das gar nicht mitwill; ich bekomme ein neues Dienstmädchen für mein Hotel. Und das Mädel kann in Bayern bleiben. Alle sind glücklich und zufrieden.“
    Glücklich und zufrieden sah das Kind nicht aus.
    „Vater!“, jammerte es, doch der Mann blickte an ihm vorbei. Er dachte ernsthaft darüber nach. Kinder in den Dienst zu verkaufen war nicht unüblich für arme Leute. Auf diese Weise bekam man seine überzähligen Esser los. Kinder waren entweder eine Belastung oder eine Ware, und als letztere konnten sie den Besitzer wechseln.
    Natürlich war das Mädchen das Geld nicht wert. Aber er konnte einen ortskundigen F ü hrer brauchen. Und älter würde sie von allein werden. Außerdem gab es schon auch Kunden, die es gerne hatten, wenn die Mädchen noch so richtig jung waren.
    Der Mund des Vaters mahlte, als würde er das Angebot durchkauen. Gütze lächelte ihn aufmunternd an. Er hatte gewonnen.
    „Ihre Mutter wird es nicht mögen“, murmelte der Mann.
    „Aber ihre Mutter ist doch wohl kaum der Herr im Haus? Oder doch? Hat sie bei dir die Hosen an?“, spottete Gütze.
    In diesem Augenblick wurde das Kind panisch, wand sich kreischend in seinem Griff.
    „Nein! Nein! Nein! Nein! Ich geh nicht mit dem Mann!“
    Der Vater sah sie etwas zwiegespalten an.
    „Es ist doch zu deinem Besten“, sagte er schließlich. „Eine gute Stellung. In einem netten Wirtshaus. Das ist viel besser als Hilfsmagd auf einem Bauernhof. Viel vornehmer. Und du könntest in Bayern bleiben. Das wolltest du doch?“
    Gütze musste fester zugreifen, und das Kind jaulte vor Schmerz auf. Wenn er sie jetzt weglaufen ließ, dann konnte er es gleich aufgeben.
    „Nun, guter Mann“, fuhr er fort. „Amerika braucht Männer, die schnell denken und ihren Vorteil flugs erkennen können. Die Frage ist, bist du so ein Mann?“
    Der Vater zögerte ein wenig und streckte dann seine Hand aus. Gütze lächelte und gab sich Mühe, dem Lächeln die richtige Ausstrahlung angedeihen zu lassen, damit es nicht etwa triumphierend wurde.
    Der weiche Waldboden hatte die Huftritte verschluckt; so hatte er die Pferde nicht kommen hören. Doch da waren sie nun, die zwei Kerle aus dem Bordell, die den ganzen Ärger veranstaltet und sich in Dinge eingemischt hatten, die sie absolut nichts angingen. Verdammt sollten sie sein.
    Und gleich noch einmal verflucht dafür, dass sie ausgerechnet jetzt erschienen.
    Er blickte sie an und hoffte, sie würden ihn nicht erkennen. Doch das war zu viel erwartet. In ihren Mienen spiegelte sich zuerst Überraschung, dann Argwohn, schließlich Feindseligkeit. Er wünschte, er hätte noch eine Hand frei, um nach seiner Pistole zu greifen. Doch mit der einen hielt er die Göre und mit der anderen das Geld. Keines von beiden wollte er loslassen.
    „Rekrutieren Sie Nachwuchs?“, fragte der ältere der Reiter, während beide abstiegen. „Ist sie nicht noch ein bisschen klein für Ihre Zwecke?“
    „Das geht Sie nichts an“, schnappte er zurück.
    Der Reiter wandte sich an den Vater.
    „Ich hoffe doch sehr, das ist nicht so, wie es aussieht?“.
    Der Vater zuckte mit den Achseln. Dann nahm er schnell das Geld.
    „Ob sie jetzt oder später eine Dienststelle antritt, ist doch egal. So bekommt sie auf alle Fälle eine gute Stellung.“
    „Sicher. An Stellungen wird es ihr nicht mangeln. Ist es in diesem Königreich so Sitte, dass man seine Kinder an Bordelle verhökert?“
    Dem Vater fiel das Kinn runter. Idiotisch blickte er von den Reitern zu Gütze und wusste nicht, was er denken sollte.
    „Das sind Ausländer. Das hören Sie doch“, sagte G ütze. „Ausländer glauben, Mädchen wären allein für diese eine Sache da. Ausländer sind unmoralisch und liederlich. Das hast du doch bestimmt schon gehört. Hör gar nicht auf sie.“
    „Was ist

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