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Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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Sein Kopf ging ihr bis über die Taille, und die Reißzähne waren auch viel zu lang und scharf. Sie war wieder nur Beute.
    Sie fiel zu Boden, als der Mann sie losließ. Er versuchte sie noch zu fangen, während er gleichzeitig daran arbeitete, das gigantische Tier irgendwie fortzuschieben. Das war ziemlich kühn von ihm.
    Der Aufschlag schüttelte sie aus ihrer mentalen Lähmung, und sie begann zu weinen.
    „Siehst du, was du angestellt hast!“, schalt er. Sprach er mit ihr?
    Eine Weile vernahm sie nichts außer ihrem eigenen Schluchzen. Dann stupste eine Wolfsnase an ihr Kinn. Sie spürte Zähne an ihrer Kehle und erstarrte.
    Ein Aufheulen später stand die Bestie fauchend ein paar Schritte entfernt. Fast sah es aus, als rauchte ihr das Fell. Die hellen Augen glühten in der sich herabsenkenden Dunkelheit, und der Wolf blickte erschrocken und verständnislos, als hätte ihn jemand getreten.
    „Bitte beruhigen Sie sich!“, sagte der Mann und beugte sich zu ihr hinunter. „Schreien Sie nicht. Ich helfe Ihnen jetzt auf. Nehmen Sie meine Hand. So ist es gut. Versuchen Sie zu stehen. Das blöde Vieh benimmt sich durchaus unberechenbar. Lassen Sie sich nicht von dem scheinbar zahmen Verhalten täuschen. Es ist sehr gefährlich.“
    Natürlich war es gefährlich. Alles war gefährlich und darauf aus, ihr wehzutun. Und dieser Mann mochte genauso gefährlich sein.
    „Sie“, japste sie. „Sie haben etwas gemacht …“
    „Ich habe ihm einen Tritt verabreicht – sozusagen. Machen Sie sich darum keine Sorgen. Stützen Sie sich auf mich. Können Sie stehen?“
    Sie stand. Ihre Knie zitterten. Er hielt sie an den Oberarmen fest.
    „Am besten fangen wir noch einmal von vorn an“, fuhr er fort. „Ich heiße Douglas Sutton. Ich möchte Ihnen helfen.“
    Es gelang ihr nicht sofort, mit dem Weinen aufzuhören, doch wenigstens schienen ihre Gedanken nicht mehr so konfus.
    „Es tut mir leid“, schniefte sie. „Ich muss mich wirklich entschuldigen …“
    „Es gibt nichts, wofür Sie sich entschuldigen müssten. Verdammt, ich kann sehen, dass es Ihnen nicht gut geht. Also gehen wir es noch einmal an. Bitte sagen Sie mir, wie ich Sie nennen darf!“
    Sie schluckte schwer und bekam fast Schluckauf von den Gefühlen, die sie zu unterdrücken suchte.
    „Vanholst. Konstanze Vanholst.“
    „Fräulein Vanholst. Sie haben gestern versucht, ein Mädchen zu retten. Haben Sie irgendeine Spur von ihm gefunden?“
    „Clarissa? Nein. Ich …“ Sie wusste nicht so recht, was sie sagen sollte. Warum interessierte er sich für Clarissa? Wer war er eigentlich, dieser Mr. Sutton? „Ich habe Sie gestern gesehen“, flüsterte sie. „An diesem … schrecklichen, unmoralischen Ort.“
    Er nickte.
    „Ich weiß. Aber Sie sind eine erwachsene Frau, und als solche werden Sie wohl wissen, dass Männer sich mitunter … Vergnügungen gönnen. Mein junger Kollege hat mir von Clarissa berichtet. Wie die Raben sie verschleppt haben.“
    Beide blickten nun auf die schwarzen Vögel, die auf den nackten Herbstästen saßen. Die Vögel starrten mit einer gewissen Arroganz zurück.
    „Ich versuche, sie zu finden“, sagte Konstanze. „Aber ich weiß nicht einmal, wo ich suchen soll. Und da waren dann noch diese Mönche. Sie haben Herrn von Rosberg gefangen genommen, der mir nur helfen wollte. Und dann haben sie mich auch erwischt und wollten mich foltern, bis ich zugebe, dass ich eine Hexe bin. Und dann kam dieser Wolf, und ich habe gedacht, er würde mich fressen. Dann hat er auf mich geschossen …“
    „Der Wolf?“
    „Nein. Der Mönch. Er hat auf mich geschossen.“
    „Sind Sie verletzt?“
    „Nein. Ich fand mich auf einmal an einem fremden Ort wieder. Ich dachte … also ich meinte, ich wäre … Sie würden mir sicher nicht glauben.“
    „Oh, Fräulein Vanholst. Sie wären erstaunt, was ich alles zu glauben in der Lage bin. Sie müssen mir alles ganz genau erzählen.“
    Alles? Sie konnte ihm nicht alles erzählen. Sie starrte ihn nur an. Selbst wenn sie den Rabenmann hätte erwähnen dürfen , würde sie keinesfalls jemandem erzählen, dass sie mit ihm geschlafen hatte.
    „Diese Mönche“, fragte sie. „Sind sie zurückgekommen?“
    „Zurück?“
    „Auf der anderen Seite der Bäume ist eine Straße. Sie waren da. Der Wolf hat sie angegriffen, glaube ich.“
    „Sie sind vor ihm geflohen?“
    „Ich habe gehört, wie einer von ihnen sagte, er spüre etwas Seltsames. Sie wollten hier nachforschen, aber dann hat der Wolf ihre Pferde

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