Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
Vom Netzwerk:
Kreatur auch nur im Entferntesten jemals wie er selbst gewesen war. Vermutlich gehörten sie nicht einmal derselben Gattung an. Doch sicher war er sich nicht.
    „Ah“, sagte er, weil ihm gerade kein schlauerer Kommentar einfiel. „Wirklich?“
    „Wirklich?“, wiederholte der Mann. „Du glaubst an Wirklichkeit?“
    Ein Sturm an Vögeln flog auf ihn zu und riss ihn um. Der Mann kniete nun neben ihm. Mit einer Hand drückte er Ian gegen den Boden.
    „Ich bin müde“, sagte er. „Ich bin so unendlich … todmüde. Doch du bist jung und frisch.“
    Ian kam der Gedanke, dass es Raben zumeist egal war, wie jung und frisch ihre Nahrung war. Sie fraßen einfach alles. Er kam zurück auf die erste Frage des Mannes.
    „Also: Was soll ich denn nun so Fürchterliches getan haben? Und was genau soll ich tun?“
    Lange Fingernägel, ähnlich denen von Vögeln, schrammten in Ians Brust, dort wo die Hand ihn niederhielt. Ihm wurde bewusst, dass diese Krallen ihn mit Leichtigkeit in Fetzen schlagen könnten.
    „Du hast die Parameter der Welt verändert – zu einem wirklich schlechten Zeitpunkt. Und du wirst diese Parameter vollends ändern müssen, um das Rätsel zu lösen und frei zu sein.“
    Nun, wenn er erst noch ein Rätsel lösen sollte, konnte man immerhin davon ausgehen, dass er nicht gleich von Vogelkrallen in Stücke zerfetzt werden würde. Doch was hatte der Mann damit gemeint, Ian hätte die Parameter der Welt geändert?
    „Ich habe gar nichts gemacht. Ich wüsste nicht einmal, wie. Ich weiß nichts über diesen Ort, außer dass er mir herzlich unsympathisch ist“, sagte Ian. „Ich verwahre mich entschieden dagegen, irgendwelche Rätsel zu lösen, von denen Sie mir nicht einmal sagen, was sie sind. Es gibt, was Rätsel angeht, ein paar grundlegende Regeln. Der Rätselsteller muss dem vorgesehenen Rätsellöser immerhin sagen, was das Rätsel ist. Alles andere ergibt absolut keinen Sinn.“
    „Sinn?“, lachte der Mann. „Du erwartest Sinn? Logik vielleicht? Die vier Stufen der Entscheidungsfindung? Wird dieser Unsinn immer noch gelehrt? Wäre es nicht nett, wenn sich die Welt an die Theorien selbstgefälliger Männer in Geheimgesellschaften halten würde? Ja. Das wäre nett – gewesen. Doch das Leben ist – das Leben. Man kann so verdammt viele Fehler machen. Macht ist Verführung und Betrug. Und ein allzu stolzer Mensch mag schon einmal seine Schritte über den Rand des Abgrunds setzen und auf dem Nichts zu stehen kommen.“
    Ian versuchte, die Worte zu analysieren, die gleichermaßen vertraut und fremd geklungen hatten. Wusste der Mann, dass er ein Akolyth des Arkanen war? Wusste er hoffentlich auch, dass Ian nur ein Primaner war, ohne jede Fertigkeiten? Und gänzlich ohne nutzbringende praktische Kenntnisse?
    „Dieser Ort wird dich irgendwann umbringen“, fuhr der Mann fort. „Du kannst dagegen ankämpfen, doch schließlich kannst du nur verlieren. Deine einzige Chance ist es, das Rätsel zu lösen und das rückgängig zu machen, was nie hätte geschehen dürfen.“
    „Und was genau ist das?“
    Die Krallen zogen sich von Ians Brust zurück. Er atmete vorsichtig ein. Dann bemerkte er, dass er ganz allein war.
    „He! Wo sind Sie hin? Kommen Sie sofort zurück, verdammt noch mal!“, brüllte er, während es, sich vom Boden hochrappelte. Warum nur musste es immer ihm passieren, dass er diese Mogelpackungen von Mystik abbekam? Oder in diesem Fall: Vogelpackungen?
    „Sie können mich nicht einfach hier zurücklassen!“, schrie er entnervt. „Das ist so gottverdammt … Fey! Einem eine blöde, halbgare Prophezeiung an den Kopf werfen und sich dann aus dem Staub machen. Himmel noch mal! Ich habe das so satt! Sagen Sie mir sofort, was Sie sind und was Sie wollen! Und dann können wir versuchen, diese Sache gemeinsam zu lösen wie vernünftige Männer … Vögel … Kreaturen …!“
    Er flog herum, als er ein Geräusch hinter sich vernahm. Da war der Mann wieder, sein weiter, fedriger Umhang hing an seinem Rücken wie Schwingen.
    „Benutze sie weise!“, sagte der Mann, und ein Schwarm Vögel flog dem Gipfel des Hügels entgegen, während von Weitem ein angsterfüllter Mädchenschrei erschallte.
    „Karreg!“
    Einzelne schwarze Federn fielen vor Ian auf den Boden.

Kapitel 52

    E s war ihr, als tauche sie aus eiskaltem Wasser auf. Doch sie erwachte nur. Ihr Geist schien halb erfroren, und etwas lag ihr auf der Seele wie eine überschwere Last. Konstanze kämpfte gegen die wachsende Erkenntnis, dass

Weitere Kostenlose Bücher