Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)
zum Durchgehen gebracht.“
„Und dann?“
„Ich weiß es nicht. Wie lange war ich denn ohnmächtig?“
„Nicht allzu lange.“ Der Mann blickte besorgt drein. „Da werden die Kerle bald zurück sein.“
„Was immer sie antreibt, ich begreife es nicht. Aber ja, sie werden wohl bald zurück sein und nach mir suchen oder nach was immer sie hofften zu finden.“
„Es ist Zeitverschwendung, die Gedankengänge von religiösen Fanatikern ergründen zu wollen. Halten Sie sich nicht damit auf. Es gibt nur zwei Optionen, wie man mit solchen Leuten umgehen kann: Man geht ihnen aus dem Weg, oder man bekämpft sie. Nur wenige Menschen wissen allerdings, wie man sie bekämpft, und glauben Sie mir, mir selbst bereitet der Gedanke auch keine große Freude. Wie viele waren es denn?“
„Gehört habe ich drei. Es können natürlich mehr gewesen sein.“
„Wir gehen besser tiefer in den Wald. Fort von der Straße. Ich helfe Ihnen auf mein Pferd und werde es führen.“
Sie würde nicht zu Fuß gehen müssen. Freilich würde reiten auch nicht weniger schmerzhaft sein. Reitschmerzen konnte man sich auf unterschiedliche Weise zuziehen. Doch das konnte sie ihm nicht sagen.
Er hievte sie schnaufend in den Sattel. Sie war nicht in der Lage gewesen, selbst viel dazu beizutragen. Stattdessen konzentrierte sie sich darauf, nicht laut aufzuschreien, als sie schließlich im Herrensitz auf dem Pferd saß.
„Alles in Ordnung, Fräulein Vanholst?“
Sie nickte nur. Nichts war in Ordnung, doch es war undenkbar, irgendwelche Details preiszugeben. Allein darüber nachzudenken war schon unerträglich.
„Wir verschieben unser Gespräch auf später“, fuhr er fort. „Jetzt sehen wir zu, dass wir hier wegkommen, und zwar schnell.“
Er nahm die Zügel der drei Pferde und richtete seine Schritte ins tiefere Dickicht des Waldes.
Sie dachte an Rosinante, die vielleicht immer noch dort stand, wo sie das Pferd gelassen hatte. Sie hoffte, jemand würde es finden und sich darum kümmern.
Als ob er ihre Gedanken gelesen hätte, fragte er: „Wie sind Sie überhaupt so weit gekommen?“
„Ich habe mir ein Pferd ausgeborgt. Aber ich habe es zurückgelassen … als diese Mönche …“
Sie wäre beinahe gefallen.
„Halten Sie sich gut fest, Fräulein Vanholst. Am besten lehnen Sie sich vor und halten sich am Sattel fest. Fallen Sie mir nicht runter, Sie könnten sich wehtun.“
„Mir tut schon alles weh, Mr. Sutton. Es gibt kein einziges Körperteil an mir, das nicht wehtut“, murmelte sie.
Er blickte besorgt zu ihr auf, und sie versuchte sich an einem tapferen Lächeln, das ihr allerdings nicht glückte.
Er nickte nur und wusste auch nicht, was er sagen sollte.
„Ich werde Sie nicht mit nutzlosen Lügen trösten, Fräulein Vanholst. Aber Sie wirken nicht ernsthaft verletzt, und alles andere wird sicher wieder heilen. Sobald wir ein wenig Abstand zwischen uns und die Bruderschaft gebracht haben, werde ich Ihnen ein wenig helfen.“
Wie wollte er ihr helfen?
„Ich kann Ihnen sogar trockene Kleidung anbieten. Wir haben Ihr Gepäck auf unserem Packpferd dabei. Mein junger Kollege bestand darauf.“
„Das war sehr weitsichtig von ihm“, murmelte Konstanze.
„Auf jeden Fall ist es jetzt sehr praktisch. Mr. McMullen ist ein exzellenter junger Mann, wenn er nicht gerade mit dem Kopf zuerst in irgendwelche dummen Abenteuer stürzt – wofür er freilich ein besonders Talent zu haben scheint.“
Sie kämpften sich weiter. Drei Pferde durch das Dickicht zu ziehen erwies sich als nicht eben einfach. Doch ihn schien das wilde Terrain nicht weiter zu stören.
Es wurde immer dunkler. Und es regnete auch schon wieder richtig. Konstanzes Hände waren so kalt, dass sie nicht einmal mehr spürte, ob sie sich noch richtig festhielt.
„Mr. Sutton“, sagte sie nach einer Weile. „Es ist mir sehr peinlich, Ihnen zur Last zu fallen, aber ich kann bald nicht mehr.“
Er hielt an.
„Fräulein Vanholst, ich hoffe, dass ich einen trockenen Ort finde, an dem wir bleiben können.“
„Das klingt sehr verlockend. Doch wo wollen Sie hier mitten im Wald so einen Ort hernehmen?“
Er zuckte mit den Achseln.
„Der Wald in seiner Wildnis ist einer erneuten Konfrontation mit der Bruderschaft durchaus vorzuziehen. Sie mögen mir das nicht glauben wollen, doch ich gebe Ihnen mein Wort drauf.“
„Oh, ich glaube Ihnen, Mr. Sutton. Einer von ihnen hat mir sehr detailliert vor Augen geführt, auf welche Weise sie mich foltern werden, bis ich
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