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Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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Zufall‘ oder ‚Glück‘ sind die Spuren höllischer Strategie. – Oder bezweifeln Sie das etwa, Bruder?“
    „Keinesfalls.“
    Zweifel war ein Werkzeug des Teufels.
    „Also“, begann Bruder Anselm nach einer Weile neu, „…was tun wir? Verbrennen wir die Frau, wenn wir sie finden? Ertränken wir sie? Steinigen? Zerquetschen?“
    „Sie muss hochnotpeinlich befragt werden. Und dann müssen wir sie reinigen und retten.“
    „Durch das Feuer?“
    „Das hat sich immer bewährt. Gebt der Hölle, was der Hölle ist. Feuer ist eine sehr passende Umgangsweise mit den Anhängern des Satans.“
    „Das mag von einigen nicht gern gesehen werden.“
    „Ach was! Menschen haben öffentliche Hinrichtungen immer gerne gesehen.“
    „Aus gänzlich den falschen Gründen.“
    „Möglich. Aber wir tun, was wir tun, aus den richtigen Gründen.“
    „Vergessen Sie nicht, dass wir uns hier in einem modernen Staat befinden? Die Menschen haben Rechte. Die Rechtsprechung ist ein Vorrecht des Staates. – Auch kann ich mir kaum vorstellen, dass seine Exzellenz der Bischof so ein Freudenfeuer in seinem Hof begrüßen würde.“
    Eine giftige Pause folgte.
    „Sie machen mir Sorgen, Bruder. Wirklich. Sie sollten nicht zynisch sein. Und Sie sollten keine Probleme sehen, wo es keine gibt. Man hat uns auf die dämonische Besessenheit dieses Mädchens hingewiesen. Das hätte sich als falsch herausstellen können, doch die Ereignisse der letzten Nacht haben den Verdacht hinreichend bestätigt. Wenn Sie sich schon Gedanken machen wollen, dann darüber, wie wir die beiden finden. Gott wird uns die Möglichkeit geben, uns entsprechend um sie zu kümmern. Wo es Holz gibt, lässt sich überall ein Scheiterhaufen errichten. Sie haben natürlich recht damit, dass die moderne Staatsführung Urteile nach Kirchenrecht ablehnt. Doch das ist ein uralter Machtkampf. Und wer hier die falsche Entscheidung trifft, muss seinen Weg nach Canossa antreten – auf den Knien. Wissenschaftlicher Materialismus beherrscht die Volksseele nur zu einem kleinen Teil. Menschen fühlen sich viel sicherer, wenn man eine Hexe verbrennt, als wenn man ihnen sagt, dass jene Phänomene, die sie nicht erklären können, nur auf Aberglauben basieren und ungefährlich sind. Das ändert sich auch nicht. Wir täten gut daran, dafür dankbar zu sein. Es ist eine Konstante in unserem Glauben.“
    Marcus unterdrückte ein Seufzen. Vermutlich würde er derjenige sein, der das Holz für den Scheiterhaufen sammeln musste. Auch derjenige, der das Mädchen und die Frau – nach entsprechender Befragung – daran fesseln musste. Und schließlich würde er auch derjenige sein, der die Schweinerei hinterher wegmachen durfte. Er hatte noch keine Erfahrungswerte, wie Hexen und Dämonen nach Verbrennung auf Scheiterhaufen tatsächlich aussahen, aber er war sich sicher, dass es kein appetitlicher Anblick war.
    Pater Bonifatius würde sich damit begnügen, das Holz in Brand zu stecken.
    Bevor sie keinen Erfolg zu verzeichnen hätten, würde es auch kein Rasten geben. Sie würden nicht aufgeben, nicht einmal, wenn die Elemente sich gegen die Rechtschaffenen verschworen und ihnen die Plagen aus Ägypten sandten.
    Heuschrecken würden das hiesige Klima allerdings nicht überleben.
    Marcus sehnte sich nach einer kurzen Pause. Die Müdigkeit kroch ihm durch die Knochen. Ihm war kalt.
    Hexen verbrennen mochte es immerhin wärmer machen. Wenigstens darauf konnte man sich freuen.
    „Sehen Sie nur! Raben!“, rief Bruder Anselm aus.
    Da waren sie und flogen Kreise über ihnen hoch in der Luft.
    „Ihnen nach!“
    Er sollte den Vögeln folgen? Bruder Marcus hielt das nicht für möglich. Doch um zu beweisen, dass er sein Bestes tat, lenkte er den Wagen von der Hauptstraße fort auf eine kleinere Nebenstraße und knallte mit der Peitsche. Den Klang mochte er. Er war so vertraut und beruhigend, solange man die Peitsche selbst in der Hand hatte.

Kapitel 26

    S ind Sie reich ?“, fragte eine hohe Stimme direkt neben Richards Ohr. Er sprang vor Schreck fast von der hölzernen Ofenbank. Der Ofen war aus. Ihm war kalt.
    Ein kleines Mädchen von neun oder zehn Jahren stand im Hemd neben ihm. Spätes Morgenlicht brach durch das winzige Fenster. Er setzte sich abrupt auf, während der Schmerz durch seinen Kopf schoss. Es fühlte sich an wie ein sehr schlimmer Kater. Seine Menschenmuskeln zahlten für die Überbeanspruchung der letzten Nacht.
    Was war geschehen? Er erinnerte sich nicht besonders klar daran.

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