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Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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gestorben.
    Er zwang sich, nicht mehr darüber nachzudenken. Es war viel wichtiger, sich weiter im Griff zu haben. Sich zu wandeln war immer einfach. Aber mit jedem Wechsel wurde der Weg zurück schwieriger. Wenn er sich irgendwann ganz verlor, würde es kein Zurück geben. Dann würde er töten.
    Er würde die blonde Frau töten, die ihm Rufus gestohlen hatte.
    Er hielt abrupt inne und rang um Atem. Der letzte Gedanke hatte geschmerzt. Vielleicht sollte er besser aufhören, sie zu verfolgen. Ihm gehörte mehr als nur ein Pferd.
    Doch sie brauchte seine Hilfe. Diese Vögel – sie wusste nicht, konnte gar nicht wissen, wo oder was sie waren. Er wusste selbst ja auch so gut wie nichts außer dem Fakt, dass man ihnen besser aus dem Wege ging. Dass man sie tötete, wenn man nur könnte. Eine Konfrontation würde blutig enden, auch wenn er nicht wusste, warum. Wen hätte er fragen sollen? Die einzigen Menschen, die ihm vielleicht hätten Auskunft geben können, waren jene Mönche der Bruderschaft. Und die würden ihn für seine Andersartigkeit eliminieren – ganz ohne Erklärung.
    Unterwegs zu ihm waren sie vermutlich auch schon. Wenn sie hinter dem Mädchen her waren, würden sie die Frau verfolgen und somit auch ihn. Wenn sie ihm Schicht um Schicht seine Menschlichkeit abtrugen, so, wie sie es in jenem Haus begonnen hatten, würden sie ihn in etwas verwandeln, das den Tod verdiente.
    Durch die Dunkelheit konnte er ein Haus erkennen. Und eine Straße. Er holte tief Luft und prüfte seine Bewegungen, seine Gedanken. Sah er noch zu gut für einen Menschen? Selbst für einen besonderen Menschen? Hieß das, dass er sich alsbald wieder verwandeln würde? Dass er anderen eine Gefahr war?
    Er murmelte leise vor sich hin, als er auf die Tür zuschritt.
    „Lass mich niemanden umbringen. Lass mich niemanden umbringen!“
    Die Tür des winzigen Häusler-Anwesens war zur Nacht verschlossen. Diese Menschen mussten sich vor Dieben nicht fürchten. Es gab nichts, was man ihnen hätte stehlen können. Sie verschlossen ihre Tür gegen die Nacht und ihre Einflüsse, gegen Kreaturen wie er eine war.
    Er klopfte laut.
    „ Gute Leute, helft mir! Mein Name ist von Rosberg. Ich war …“, eben noch ein ziemlich hungriges Ungeheuer. „… man hat mich überfallen. Bitte lassen Sie mich ein!“
    Märchen schossen ihm wirr durch die Gedanken. Klang er wild? Hätte er Kreide essen sollen?
    „Wer da? Mach, dass du fortkommst!“ Die Stimme klang hart und wenig einladend.
    „Richard von Rosberg. Man hat mich überfallen. Mir das Pferd gestohlen. Ich bitte um ein Nachtlager.“ Und etwas zu essen. Er fühlte sich regelrecht ausgehungert. Ob sie wohl Fleisch für ihn hatten? Vermutlich nicht. Jedenfalls nicht in der Speisekammer …
    „ Überfallen? Mitten in der Nacht? “ Selbst Räubern traute man nicht zu, bei diesem Wetter nächtens im Wald zu streunen. Der Mann hatte schon recht, das zu bezweifeln.
    „Wäre Ihnen helles Tageslicht lieber für Überfälle?“ Das war eine unangemessene Antwort. Schließlich war das Letzte, was er wollte, diese Menschen gegen sich aufzubringen. Diese Menschen da, hinter der Tür, im Warmen. Er konnte ihren Geruch bis durch die Tür wahrnehmen. Nett. Einladend.
    „Bitte!“, fuhr er fort. „Es ist kalt und nass draußen. Ich zahle gut für ein Nachtquartier.“
    „Sie zahlen?“
    „Natürlich zahle ich. Jetzt machen Sie schon auf!“ Ich bin schließlich nicht der böse Wolf. Zumindest nicht ganz oder immerhin nicht gerade jetzt.
    „Womit wollen Sie denn zahlen, wenn man sie überfallen hat?“
    Gute Frage.
    „Man hat mir das Pferd gestohlen. Geld habe ich noch. Also bitte jetzt!“ Seine Stimme, so hoffte er, klang nach Autorität.
    Ein eindringliches Frauenflüstern war nun zu hören.
    „Lass niemanden rein! Doch nicht um diese Zeit! Da stimmt doch was nicht. Gute Christenmenschen sind längst zu Hause im Bett. Der könnte … sonst was sein.“
    Eine Anweisung seiner Frau war alles, was dem Mann gerade noch gefehlt hatte. Richard hörte, wie der Riegel zurückgeschoben wurde. Gleich würde er eingelassen werden. Trocken würde es sein. Und nett. Er würde essen. Vielleicht. Und schlafen.
    „Lass mich nicht töten!“, betete er still, und Konstanze Vanholsts Gesicht ging ihm durch die Gedanken, als röche er ihren Duft. „Wenigstens nicht sie.“

Kapitel 25

    S ie waren losgefahren , noch bevor das erste Licht den Horizont erleuchtete. Pater Bonifatius ritt nicht gern, und so fuhren sie in

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