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Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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Befragung fort.“
    Prompt landete ein weiterer Tritt an Richards Kopf.
    „Nicht an den Kopf. Er muss wach bleiben!“, befahl der Priester.
    Der Folterknecht entschuldigte sich unterwürfig, und der nächste Tritt landete auf Richards Rückgrat. Er jaulte auf.
    „Nun“, wandte sich der Priester an den Magier. „Worauf warten Sie? Finden Sie raus, was er ist, was er macht und wer seine dämonischen Komplizen sind.“
    „Jetzt nicht!“, gab der Magier zurück und drehte sich langsam im Kreis, die Hände seitlich ausgestreckt. „Jemand ist nah. Ganz nah. Ich kann einen Willen spüren. Eine Absicht. Jemand möchte etwas von uns.“
    „Ein Komplize dieses Dreckshaufens vielleicht? Oder noch ein Geist?“
    „Ein lebendiger Mensch. Möglicherweise weiblich.“
    „Eine Komplizin also. Bruder Marcus, holen Sie sie her. Schnell jetzt!“ Eine Tür schlug zu.
    Die Worte sanken nur langsam durch Richards Denken, als müssten sie menschliches Begreifen erst suchen. Es war schwierig. Die Welt rutschte und trudelte unter ihm wie eine Lawine. Seine langen Zähne schnitten ihm in die Lippe, alle Farben änderten sich, und die Gerüche dieses Ortes und der Menschen darin waren überwältigend. Staub, Alter, Schimmel, Schweiß und der scharfe Duft von zielgerichteter Absicht. Und Fleisch und Blut.
    Er riss an seinen Fesseln mit neuer, unmenschlicher Stärke.
    Die beiden Menschen sahen ihm nicht dabei zu, wie er sich am Boden in seinen Fesseln wand. Sie hatten sich ans Fenster gestellt und blickten hinaus.

Kapitel 32

    M ir ist kalt “, klagte Clarissa. Es war nicht angenehm gewesen, beim Aufwachen festzustellen, dass ihr Albtraum Wirklichkeit war.
    Der dunkle Mann sagte eine Weile nichts, zog sie nur enger an sich heran und umhüllte sie mit seinem Umhang. Darin war es warm.
    „Können Sie mich nicht bitte gehen lassen? Sie könnten mich zu Fräulein Vanholst bringen. Sie sucht mich sicher schon“, bettelte sie.
    „Natürlich. Sie sucht schon fleißig nach dir, mein Kind. Aber es sind so viele Ablenkungen auf dem Weg. Sie wird eine Weile brauchen. Sie muss auch noch ihren Part der Vereinbarung einlösen, um dich zu bekommen. Meinen Part habe ich bereits erfüllt.“
    „Sie haben mich verschleppt!“
    „Ich habe dich gerettet.“
    Sie schwiegen. Clarissa war hin- und hergerissen zwischen dem Gefühl der Angst und der trügerischen Sicherheit bei dieser Kreatur. Bis jetzt hatte er nichts Schlimmes gemacht, und wenn er das war, was sie zumindest einen kurzen Moment lang völlig irrational vermutet hatte, dann würde er das vielleicht auch nicht. Seine Nähe war sehr beängstigend, denn er fühlte sich so leer an, als wären seine Knochen aus Luft gemacht und sein Wesen aus wirbelndem Wind. Manchmal redete er wie ein gebildeter Mann. Dann wieder wurde seine Sprechweise seltsam archaisch, wie die aus einem alten Märchen.
    Meist fiel es ihr sehr leicht zu bewerten, ob jemand gut oder böse war. Hier war ihr das ganz und gar nicht möglich. Er war kein Mensch.
    Zumindest war er kein ganz richtiger Mensch. Bisweilen schien es ihr, als wären Ansätze von Menschlichkeit tief in ihm verborgen. Dann wieder war er nur eine schattenhafte Kreatur in einem schwarzen Umhang, der auf seltsame Weise Teil von ihm war. Schließlich dachte sie, dass ihre Erkenntnisse über ihn nichts als dummes Zeug waren. Sie wollte auch nicht eingehender darüber nachdenken. Vielleicht würde es das eine oder andere erklären, nicht zuletzt über sie selbst. Doch sie wollte es gar nicht genauer wissen. Im Spiegel der Möglichkeiten zog sie es dann doch vor, einfach nur verrückt zu sein, wie das die Leute von ihr behaupteten. Das wäre allemal leichter zu glauben.
    Außerdem müsste sie dann ganz neu über ihre Mutter nachgrübeln, deren Körper nun schon lange tot war, doch deren Liebe eigenständig überlebt hatte.
    Die Zeit verging nicht mehr richtig. Sie schien sich in die Länge zu strecken und dann wieder zu rennen. Manchmal wanderten die Wolken so schnell, dass ihre Schatten wie galoppierende Pferde über die Erde glitten. Es war Tag. Ob es immer noch der gleiche Tag war, das wusste Clarissa nicht. Sie hatte geschlafen. Und vielleicht war sie ja jetzt wach.
    „Ich habe Angst“, sagte sie.
    „Unsinn!“, gab er zurück. „Du bist nur ein bisschen durcheinander. Menschen sind in der täglichen Routine ihrer kleinen Realität so verhaftet, dass sie alles Neue immer verwirrend finden. Echte Angst fühlt sich anders an. Du bist im Trockenen, und

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