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Science Fiction Almanach 1981

Science Fiction Almanach 1981

Titel: Science Fiction Almanach 1981 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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„Wunderbar.“
    „Pst!“ sagte A ngelo, der auf sein Zeichen wartete. Marvel stand mitten im Ring. Er machte eine Geste. Das war das Fin a le, seine Spezialität. Das brachte er nur einmal in jeder Stadt. A ngelo verdunkelte die Lichter. Die Menge wurde ruhig.
    Ein einziger roter Punktscheinwerfer war auf den großen Zauberer gerichtet. Millicent am Harmonium entlockte dem Instrument ein schauriges, unmenschliches Geheul. Marvel rollte die Schlangenhautpeitsche aus und zog mit ihr lan g same, hypnotische Kreise in den Staub der Manege. ( A ngelo hatte mit einer plötzlichen Übelkeit zu kämpfen.) Der Staub erhob sich, als würde er von einem Magneten angezogen, und umgab ihn mit einer glänzenden Wolke. Die Musik ve r stummte. Und die Wolke begann, eine Gestalt zu gewinnen. Sie bewegte sich und zuckte. Die riesige, aufgerollte Illusion einer Schlange erhob ihren breiten Kopf in die Zeltkuppel. Ihr Blick durchbohrte das Publikum. Eine dunkle Zunge zuckte auf es zu. Ein Schwanz, dem eines Skorpions äh n lich, krümmte sich über ihre Köpfe. Die Schlange zischte. A ngelo zitterte. Die Kälte kroch ihm bis in die Knochen. Dann löste sich die Illusion in wirbelndem rotem Rauch auf und enthüllte den Zauberer, der allein in der Manege stand. Die Totenstille zeigte die Verblüffung der Menge. Dann fing der Applaus an. Mit einem sausenden Ruf seiner Peitsche rief Marvel seine Künstler in den Ring.
    „Verehrte Damen und Herren, Kinder und Helfer …“ – er verbeugte sich zu der Bank, auf der all die Schüler saßen – „… meinen herzlichen Dank an Sie alle. Marvel der Zaub e rer und sein Miniaturjahrmarkt, der beste Zirkus seiner Größe, den Sie je sehen werden, muß Sie nun verlassen. Wenn Sie morgen früh aufwachen, sind wir verschwunden wie ein Traum aus Stroh und Sägemehl. Wenn Sie aber von dieser Nacht im großen Zelt träumen, dann denken Sie da r an, daß unser Zirkus zwar von dannen geht, daß aber überall in der Welt, überall im Universum, der Zirkus ewig lebt!“
    Die Menschen brüllten ihnen ihre Liebe zu und brachten das kleine Zelt zum Kochen, bis es A ngelo, der Lynellen auf der einen und Susie auf der anderen Schulter trug, kaum noch aushalten konnte. „Ab, die Damen“, murmelte er. L y nellen sprang herunter. A ngelo sah nach oben, um Susie zum Springen aufzufordern. Das Zelt war oben irgendwie gerissen. Er konnte die Sterne erkennen. Er wollte sprechen, „Schaut mal!“ sagen, als ihn eine Hitzewelle wie der Atem eines Drachen versengte, und darauf folgte ein eiskalter Hauch, der ihm bis ins Mark ging. Das Zelt war durchsic h tig. Er sah die Sterne; sie umgaben ihn, und es war kalt. Dann war da gar nichts mehr.
     
    Er wachte in einem kleinen Zimmer auf, einem Metallzimmer mit kahlen Wänden. Er war nackt. Es war warm. Das Zimmer hatte keine Tür, kein Fenster, nur eine Liege ohne Decken, auf der er lag. Der Raum sah so aus wie ein Käfig, und auch das Gefühl war so. Er richtete sich auf seiner Liege auf.
    In der Wand erschien eine Öffnung, als sei sie von seiner Gewichtsverlagerung aktiviert worden. Er sah hindurch, o h ne sich von seiner Liege fortzubewegen. Die Öffnung führte auf einen langen Metallgang hinaus. Er stand auf und setzte sich wieder hin und überlegte, ob er die Tür wieder zum Schließen bringen könnte. Er konnte es nicht. Schließlich ging er in den Korridor hinaus. Die Tür schloß sich hinter ihm. Er ging weiter. Die Wände waren kalt. Er war ein K ä fer, der in einer glänzenden Metallschachtel herumkroch. Als er das Ende erreicht hatte, erschien eine weitere Tür vor ihm. Dahinter war ein leerer Raum mit Stühlen darin. Auf einem von ihnen lag Lynellen, wie ein Baby mit angezog e nen Knien eingerollt. Sie war nackt. Er ging zu ihr hin. Ihre Augen gingen auf. Sie sah ihn prüfend an.
    „ A ngelo?“
    „Ja.“
    Sie richtete sich auf und setzte sich mit gekreuzten Be i nen hin. Schließlich streckte sie eine Hand aus und zog ihn zu sich, damit er sich neben sie setzen solle. „Bist du in e i nem kleinen Raum aufgewacht?“
    „Ja. Dann ist eine Tür aufgegangen, und ich bin hierher gekommen.“
    „Ich auch. Ich möchte wissen, ob die anderen auch hier sind. Ich möchte wissen, wo hier ist.“ Er versuchte, einen Arm um sie zu legen. „Nein, nicht.“ Also ließ er es bleiben. Sie saßen da. Ein anderes Stück der Wand öffnete sich wie ein Maul, und Tony kam herein. Auch er war nackt.
    „Weiß irgend jemand, was für eine verdammte Scheiße sich hier

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