Science Fiction Almanach 1981
Geist in Jay Allisons Alpträumen vorhanden sein. Wenn er sich durch seine kalte, abgerundete Welt b e wegte, würde ich nichts anderes mehr sein als ein erstorb e ner Windhauch, eine zerplatzte Luftblase, eine sich aufl ö sende Wolke.
Das letzte Aufflackern des ersterbenden Feuers gab me i nen Träumen Gestalt. Wieder einmal, wie in jener Nacht in der Waldläuferstadt, glitt Kyla durch den Feuerschein an meine Seite, und ich schaute sie an und wußte plötzlich, daß ich es nicht würde ertragen können. Ich zog sie an mich und flüsterte: „Oh, Kyla … Kyla, nicht einmal an dich werde ich mich erinnern können …“
Sie schob meine Hände zurück, kniete sich neben mich auf den Boden und sagte drängend: „Jason, hör zu. Wir sind Carthon jetzt ziemlich nahe. Den Rest des Weges können die anderen die Waldläufer führen. Warum willst du übe r haupt ins Hauptquartier zurückgehen? Verlaß die anderen und kehre nie wieder zu ihnen zurück! Wir können …“ Sie hielt inne, wurde feuerrot, und ich fühlte, wie sie von einer plötzlichen, starken Schüchternheit übermannt wurde. Schließlich sagte sie im Flüsterton: „Darkover ist eine große Welt, Jason; groß genug, daß wir uns auf ihr verstecken können. Ich kann mir nicht vorstellen, daß sie weit kämen, wenn sie nach uns suchten.“
Natürlich würden sie das nicht. Ich konnte Kendricks – natürlich nicht Regis, denn ein Telepath würde mich auf der Stelle durchschauen – erzählen, daß ich zusammen mit Kyla nach Carthon vorausgehen wollte. Wenn sie herausfanden, daß ich geflohen war, würden sie bereits zu sehr damit b e schäftigt sein, die Waldläufer wohlbehalten zur terranischen Zone zu bringen, um sich noch damit aufhalten zu können, nach einem Entlaufenen Ausschau zu halten. Wie Kyla g e sagt hatte, war der Planet groß. Und er war meine Welt. Ich würde in ihr nicht allein sein.
„Kyla, Kyla“, sagte ich hilflos, zog sie an mich und küßte sie. Sie schloß die Augen, und ich warf einen sehr langen Blick auf ihr Gesicht. Sie war sicherlich nicht schön – aber weiblich, tapfer und vereinigte alle anderen schönen Dinge in sich. Es war ein Abschiedsblick, den ich ihr zuwarf, und wenn sie es nicht wahrnahm, so wußte zumindest ich darum.
Kurz darauf löste sie sich aus meinem Griff. Ihre feine Stimme war plötzlich sanfter und eindringlicher als jemals zuvor. „Wir brechen besser auf, ehe die anderen erwachen.“ Sie sah, daß ich mich nicht bewegte. „Jason …“
Ich konnte sie nicht ansehen. Das Gesicht hinter den Händen verborgen, sagte ich: „Nein, Kyla. Ich … habe dem Alten versprochen, auf seine Leute achtzugeben.“
„Du wärst doch sowieso nicht dort, um nach ihnen zu s e hen! Du würdest nicht mehr derselbe sein!“ Schwach erw i derte ich: „Ich werde mir selbst einen Brief schreiben, um mich zu erinnern. Jay Allison ist mit einem äußerst starken Pflichtbewußtsein ausgestattet. Er wird meine Pflichten g e genüber den Waldläufern erfüllen. Es wird ihm zwar keinen Spaß machen, aber er wird bis zum letzten Atemzug für sie sorgen. Er ist ein besserer Mensch als ich, Kyla. Es ist be s ser, wenn du mich vergißt. Ich habe niemals existiert.“
Aber damit war die Sache noch nicht ausgestanden. Nicht einmal annähernd. Sie flehte mich an, und ich weiß nicht einmal mehr, wie ich es fertigbrachte, ihr Flehen mit sturer Beharrlichkeit zu ignorieren. Aber schließlich lief sie we i nend fort, und ich warf mich neben dem Feuer auf den B o den, verfluchte Forth und meine eigene Torheit – am me i sten jedoch Jay Allison. Ich haßte mein anderes Ich mit flammender, würgender Wut.
Noch vor dem Morgengrauen zuckte ich neben dem erl ö schenden Feuerschein zusammen, fühlte, daß Kylas Arme mich umfaßten und ihr Körper sich eng an den meinen pre ß te. Sie weinte und zitterte.
„Ich kann dich nicht überzeugen“, schluchzte sie, „und ebensowenig kann ich dich ändern … Ich würde es nicht einmal tun, wenn ich es könnte. Aber was ich kann … was ich kann, ist dich zu haben, solange du noch du bist.“
Ich riß sie an mich. Und in diesem Moment wurde meine Angst vor dem Morgen, mein Haß und meine Bitterkeit g e genüber den Männern, die mit meinem Leben gespielt ha t ten, von der Süße ihres Mundes, der warm und verlangend unter dem meinen lag, hinweggespült. Im Licht des erste r benden Feuers, von Verzweiflung gepackt und wissend, daß ich vergessen würde, nahm ich sie.
Was auch immer ich am
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