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Science Fiction Almanach 1981

Science Fiction Almanach 1981

Titel: Science Fiction Almanach 1981 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Marvel sprechen würde, wenn sie ihm etwas zu sagen hatte …?
    Er ging zum Löwenkäfig hinüber. Nach einiger Zeit tr a ten vier Schatten aus dem großen Zelt und verteilten sich auf die Wohnwagen. Er hörte, wie die Türen geschlossen wu r den. Er wollte mit Marvel erst sprechen, wenn Lynellen im Bett war.
    Er klopfte an die Wohnwagentür des Zirkusdirektors. E i nen Augenblick später schwang sie auf. Marvel stand direkt im Eingang. „ A ngelo!“
    „Ich habe ein Problem“, sagte A ngelo.
    „Komm rein.“ Der Zirkusdirektor trat zurück, um dem starken Mann Platz zu machen. A ngelo ging die Stufen hi n auf. Der Wohnwagen war klein; wenn sie beide drinnen w a ren, war er überfüllt. Wie immer standen sie eine Armlänge voneinander entfernt, und A ngelo fühlte sich angesichts Marvels Größe wie ein Zwerg. Obwohl er selbst groß war, war Marvel noch größer, fast drei Meter groß, schwarz wie Ebenholz, geschmeidig, glatt wie eine Schlange, groß, aber nicht fett. Das ließ ihn wissen, wie sich Ricky und Millicent fühlten. Der Wohnwagen war kahl. Nur ein Bett, ein paar Regalbretter und ein Aktenschrank standen darin. Auf dem Aktenschrank standen ein Telefon und ein riesiges teures Radio, das nie benutzt wurde. „Was gibt’s?“ Die Schlange n hautpeitsche stand in einer Ecke und warf einen Schatten auf den Fußboden.
    „Es ist das Mädchen“, sagte A ngelo.
    „Ja.“ Die Silbe war bedeutungslos. Das Gesicht des Zi r kusdirektors war nicht zu entziffern und in dem trüben Licht ohnehin kaum zu erkennen.
    „Sie ist der Ansicht, daß du sie im Zirkus mitmachen la s sen willst und daß sie mit uns nach Chicago kommt.“
    „Vielleicht stimmt das“, sagte der Zirkusdirektor.
    „Sie ist noch sehr jung. Das könnte Schwierigkeiten für uns geben.“
    „Meine Sache, A ngelo.“
    „Ich meine, das ist unsere Sache.“
    „Meine Sache“, sagte der schwarze Zauberer unerbittlich. „Hinter dir ist die Tür.“
    „Verdammt noch mal, Marvel …“ fing A ngelo an. Er griff nach Marvels Schulter, um ihn zu schütteln. „Hör mal zu …“ Das nächste Wort richtete er gegen den Fußboden.
    Er wußte nicht, wie er dahin gekommen war. Er hatte keine Erinnerung an einen Schlag, aber der Geschmack von Blut erfüllte seinen Mund. Er stützte die Hände auf den B o den und begann aufzustehen. Seine Muskeln zitterten. Sie hatten keine Kraft mehr. Er lag mit der Wange auf dem B o den und sah nach oben. Marvel stand mit der Peitsche in der Hand wie ein Turm über ihm. A ngelo hatte ihre Wirkung schon gesehen. Er schloß die Augen.
    „Armer A ngelo.“ Die Worte kamen wie ein dröhnender Trost bei ihm an. Die Hand senkte sich. Die Schlange der Peitsche kroch langsam, mit Bedacht, kühl, leicht über se i nen Rücken und die Wirbelsäule. Die Liebkosung verwa n delte seinen Bauch in Knoten aus gemahlenem Glas. Er konnte sich nicht rühren. Die dunkle Gestalt machte einen Schritt über ihn weg und war verschwunden.
    Es schien eine lange Zeit zu dauern, bis sein Körper ihm wieder gehorchte. Er stolperte aus dem Wohnwagen und erreichte mühsam den Tierkäfig. Er fühlte sich vergewaltigt. Er kniete sich ins Gras und übergab sich keuchend und wü r gend. Dann wischte er sich über den Mund und hielt seinen Kopf einen Augenblick unter den Schlauch mit dem kalten Wasser. Danach schleppte er sich in sein Bett.
     
    Am nächsten Tag ging er Marvel aus dem Weg.
    „Was hat er gesagt?“ wollte Lynellen am Morgen wissen.
    „Er hat gesagt, das geht mich nichts an.“
    „Ist das alles?“
    „Ja. Ich möchte nicht darüber sprechen, Lyn.“
    „In Ordnung“, sagte sie. „Was ist los mit dir, bist du krank?“
    „Ich weiß nicht“, sagte er.
    „Aber du bist doch nie krank.“ Sie machte ihm jedoch auf der Platte im Wohnwagen eine Tasse Tee und setzte sich zu ihm, während er sie trank. Danach fühlte er sich besser.
    Als sie an diesem Abend weitermachten, Sonntag war es, da war es Susie, die auf Jugger um den Ring ritt. Das Publ i kum zeigte seine Würdigung für diesen Genuß mit lautem Gebrüll. Für Tony hielt sie bei seiner Jongliernummer die Keulen, und nach dem Gewichtheben führte sie mit ihm ein paar akrobatische Übungen vor, die hauptsächlich darin b e standen, daß sie auf Tonys sicheren Schultern posierte. Nach der Trapeznummer ging sie hinter dem Vorhang zu A ngelo und Tony und Lynellen. „War ich gut? War ich in Or d nung?“ sprudelte es aufgeregt aus ihr heraus.
    Lynellen sagte trocken:

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