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Science Fiction Almanach 1981

Science Fiction Almanach 1981

Titel: Science Fiction Almanach 1981 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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lautlos mit kontrollierten, lock e ren Bewegungen neben ihm her. Das war A ngelos Nummer, die Nummer, die Ringling und Shriner nicht annehmen wol l ten, weil sie zu klein war und zu gefährlich und weil kein Publikum (so sagten sie) es glauben würde, daß ein Mann einen Löwen mit seinen Händen kontrollieren könnte.
    Sie gingen zu dem Käfig. A ngelo machte die Tür auf. Er ging hinter ihr hinein und machte die Tür zu.
    Aus Rücksicht auf irgendwelche Zirkusnummern, die das Publikum vielleicht schon im Fernsehen gesehen hatte, ließ A ngelo Lila einen Balanceakt (ohne Stuhl oder Peitsche) vorführen, ließ sie springen, auf dem Schwebebalken en t langgehen und so weiter. Das Publikum machte „Oohh!“ und „Aahh!“ und wollte mehr sehen. Marvel sah zu A ngelo hinüber. A ngelo nickte. Er ließ Lisa wie eine Sphinx auf dem Boden sitzen. Marvel spielte mit Worten. A ngelo hörte sie nicht mehr, aber er hörte ihre Melodie. Als es Zeit war, hob er seine leeren Hände und ging zu Lila hin. In der typ i schen Art der Löwin, die sie war, duckte sie sich und knurrte vor Vergnügen. Er sah ihr in die Augen und machte eine Geste. Sie rollte sich auf ihren Rücken, hob ihre Hinterpf o ten, als wolle sie ihn zerreißen, und zog ihre Krallen dabei für ihr Lieblingsspiel sorgfältig zurück.
    Er stürzte sich auf sie und packte mit seinen Händen ihren Hals. Das Publikum schrie auf. A ngelo sprach leise und b e sänftigend mit Lila und zählte die Sekunden. Als er die Dreißig erreicht hatte, rieb er ihren Hals, und sie sank in sich zusammen. Er stand auf und setzte seinen Fuß auf ihren Bauch und schüttelte sich selbst über seinem Kopf wie ein siegreicher Boxer die Hände. Die Leute schrien und jubelten und stiegen stampfend auf die Bänke. Er hob seinen Fuß. Lila rollte sich herum und stand auf. Er packte sie am G e nick, und sie zogen sich in feierlicher Würde zum Ausgang mit dem Vorhang zurück. Lila sprang in ihren eigenen Käfig und rollte sich in der Ecke wie ein Kätzchen zusammen. Jugger setzte die breite Stirn gegen den Käfig und rückte ihn an seinen Platz.
    A ngelo ging zu seinem Wohnwagen, um sich für seine Nummer als starker Mann umzuziehen. Dort fand er Lyne l len, die gerade ihrer Maske den letzten Schliff verlieh. Sie trug wieder ihr münzenbesetztes Kostüm. „Hat sich gut a n gehört“, sagte sie.
    Er küßte sie. „Du riechst gut.“
    „Ich rieche nach Schweiß.“
    „Genau das meine ich.“ Er versuchte sie zu umarmen, aber sie glitt zwischen seinen Händen hindurch und rannte zum Zelt. Eines Tages, dachte er, gehen wir irgendwohin, wo wir allein sind, ohne Marvel, einen Schwulen, zwei Zwerge, eine Löwin und einen Scheiß-Elefanten.
    Er zog sich sein Starker-Mann-Kostüm an. Es bestand aus einem kratzigen Goldgeflecht. Im Scheinwerferlicht glänzte es wie goldene Ketten. Er nahm den Eiseimer und holte sich eine Handvoll Eiswürfel heraus. Er rieb sich damit die Se i ten und den Brustkorb ab. Er kühlte sich damit ab. Langsam ging er zum Zelt zurück. Aus dem Tonfall des Gelächters konnte er erkennen, daß Lynellen und Jugger mit ihrem Teil des Programms fast zu Ende waren.
    „ A ngelo?“ Es war ein Flüstern. Er drehte sich um, um zu sehen, von wem es kam. Sie war mager und jung, hatte dü n nes braunes Haar und Handgelenke, so dünn wie Stecken. Sie streckte ihre Hand zu ihm hin. „Kann ich bitte mit Ihnen sprechen?“
    Wieder eine, die in mich verknallt ist, dachte er. Sie hatte aber nicht diesen verträumten Blick in den Augen. „Was gibt’s, Kleine?“ sagte er locker.
    „Könnte ich – könnte ich bei Ihrem Zirkus mitmachen?“
    Er lächelte ihr zu. „Süße, du willst doch gar nicht beim Zirkus mitmachen. Der Zirkus, das sind für dich zwei oder drei oder vier Nächte. Aber für uns ist er etwas für immer, für uns ist er das Leben. Das willst du nicht. Mensch, du bist doch jetzt schon im Zirkus. Hab’ ich dich nicht vorher ges e hen, wie du die Platzanweiserin gespielt hast?“
    Sie nickte eifrig. „Ja. Aber ich will es wirklich für immer. Ich kann tanzen lernen und schaffe vielleicht auch die El e fantennummer. Schauen Sie mal, was ich schon kann!“ Wie ein schnelles Rad machte sie einen Überschlag rückwärts. „Bitte, sagen Sie, daß ich mitmachen darf.“
    „Du brauchst nicht bei einem Zirkus mitzumachen, bloß weil du aus der Stadt raus willst“, sagte A ngelo sanft. „Zieh doch nach Chicago. Werde Sekretärin.“
    „Sekretärin!“ Sie belud das Wort mit

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