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Science Fiction Almanach 1981

Science Fiction Almanach 1981

Titel: Science Fiction Almanach 1981 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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in dem Jugger auf seinen Beinen unbeweglich wie ein grauer Fels schlief. Tony füllte gerade die Wanne mit Wa s ser. Seine schattenhafte Gestalt war über das Gefäß gebeugt. Aus dem Schlauch sprudelte Wasser. Er sprach vor sich hin. „Willst du nach Chicago, Alte? Bestimmt nicht, da könnte ich wetten. Was meinst du, wenn wir abhauen? Ich mache deinen Käfig auf, springe dir auf den Rücken, und du rennst, was du kannst. Meinst du, wir finden einen Elefantenbullen für dich, vielleicht in einem Maisfeld bei Chicago?“
    A ngelo sagte: „Jugger wüßte überhaupt nicht, was sie mit einem Bullen anfangen soll, selbst wenn du einen für sie finden würdest.“
    Tony schreckte auf. „Hallo. Du hast Bewegungen wie e i ne Katze“, sagte er. „Du könntest auch guten Tag sagen.“
    „Tut mir leid“, sagte A ngelo. Er setzte sich auf eine Kiste, die in der Nähe stand. „Sind die Tiere in Ordnung?“
    „Unruhig“, sagte Tony. „Die wollen nicht in eine Gro ß stadt.“
    A ngelo nickte. Lila knurrte von ihrem Käfig.
    „Warum gehen wir überhaupt nach Chicago?“ sagte T o ny. „Die Großen gehen nach Chicago: Shriner, Ringling. Uns wollen die da nicht sehen.“
    „Weiß ich nicht“, sagte A ngelo. Darüber hatte auch er sich schon Gedanken gemacht.
    Tony hob leicht die Hände und zuckte mit den Achseln. „Ich denke, Marvel weiß schon, was er macht.“
    „Schon möglich.“
    „Willst du hin?“
    A ngelo grub einen Absatz in den weichen, feuchten B o den. „Nicht besonders gern“, sagte er.
    „Warum nicht?“
    „Großstädte mag ich nicht. Zu kalt und hart. Häuser wie Betonkisten und keine Bäume.“
    „Hm. Ich mag Großstädte manchmal ganz gern“, sagte Tony wehmütig. „Da gibt es mehr Leute wie mich. Die Bars fehlen mir.“
    „Du könntest einen Job in der Stadt bekommen“, sagte A ngelo.
    Tony drehte sich mit dem Schlauch, so daß er eine dunkle Pfütze auf den staubigen Boden spritzte. Er drehte das Wasser ab. „Großstadtzirkusse haben schon alle hübschen Jungen, die sie brauchen, Mensch.“ In seiner Stimme klang keine Bitte r keit, nur eine Spur von Bedauern. „Ich werde zu alt dafür. Ich bleibe bei Marvel. Er ist ein guter Direktor. Der Job hier ist in Ordnung. Man holt sich Kinder zur Aushilfe und hält sich an die kleinen Städte. Er weiß, was er macht.“ Er zog eine Zig a rette hervor. „Denkst du daran wegzugehen?“
    „Nein“, sagte A ngelo. „Ich will bloß nicht nach Chicago.“
    „Ach so.“ Tonys Zigarette glühte auf.
    „Du solltest nicht rauchen, das geht dir an die Luft.“
    Der Akrobat lachte. „Ich bin fünfunddreißig, und Luft habe ich sowieso keine mehr. Ich bin ein Fossil. Wir sind alle Fossilien.“
    „Gib mir eine“, sagte der starke Mann. Tony reichte ihm die Packung herüber. Sie saßen in gemeinschaftlichem Schweigen versunken da, und die Musik aus dem Wohnw a gen des Clowns klang über den Platz, weit entfernt, als käme sie aus einer anderen Galaxis.
    Am nächsten Abend war das Zelt so voll, daß es fast aus den Nähten platzte. Die Kinder spielten für die eigenen Nachbarn die Platzanweiser, erledigten für Lynellen Beso r gungen und setzten unter A ngelos Anleitung vorsichtig den Löwenkäfig in der Mitte des Rings zusammen. Zwei von ihnen legten sich mit Rickys rauher und sachgerechter Hilfe Halskrausen um und schminkten sich die Gesichter weiß, um vor Marvel wie Profis Räder und Saltos zu schlagen, als er zum Ring ging. Seine Peitsche wand sich durch die Luft und knallte nur wenige Zentimeter über ihren Köpfen.
    A ngelo wartete hinter dem Vorhang auf seinen Auftritt. Marvel war ein Meister der Show. Seine tiefe Stimme klang machtvoll bis zu jedem Sitz auf der Tribüne und ließ das Zelt größer werden, bis seine einzige kleine Manege wie eine zehnmal so große Arena erschien. Tony jonglierte. L y nellen tanzte. Dann sagte Marvel: „In DIESEM Zirkus, me i ne Damen und Herren, zeigen wir Ihnen die SPEKTAK U LÄRSTE Löwennummer, die Sie jemals ges e hen haben oder jemals sehen werden: A ngelo, den Tiermenschen, und L I LA!“ Die Zuschauer klatschten fröhlich Be i fall. Sie waren reif dafür. A ngelo packte das lose Fell an L i las Genick und holte tief Luft. Die große Katze sammelte sich. Tony zog den Vorhang zurück. Sie traten hinaus.
    Der Lärm hielt noch einen Augenblick an und hörte dann auf. Er schritt durch die Manege, der Mann in seinem Le o pardenanzug, und die Löwin, deren gelbes Fell in den Scheinwerfern glänzte, lief

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