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Science Fiction Almanach 1981

Science Fiction Almanach 1981

Titel: Science Fiction Almanach 1981 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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fragte: „Wo wo l len wir heute nacht bleiben? Es wird dunkel, und wir mü s sen noch die Ausrüstung verteilen.“ Ich setzte mich auf und übernahm wieder die Führung der Expedition. Aber als die Laster geparkt, ein Zelt aufgestellt, die Packtiere abgeladen und festgebunden waren und wir einen Teil des Gepäcks sortiert hatten – als all dies getan war, lag ich wach da, hörte Kendricks’ beharrlichem Schnarchen zu und fürchtete mich vor dem Einschlafen. Während ich auf dem Laster vor mich hingedöst hatte, war ein unerklärliches Gefühl des Erw a chens über mich gekommen. Es war von mir ausgegangen – und doch wieder nicht. Ich hatte über Ideen nachgedacht, die ich als meine eigenen nicht erkennen konnte. Wenn ich jetzt einschlief – würde ich dann noch derselbe sein, wenn ich wieder aufwachte?
    Wir hatten unser Lager an einer breiten, seichten und brückenlosen Flußbiegung aufgeschlagen, am Kadarin, der traditionell eine Grenze verkörperte, von der aus es für Me n schen auf Darkover keine Rückkehr mehr gab. Hinter dem Fluß breiteten sich dichte Wälder aus, und dahinter bega n nen die ersten Hänge der Hellers, die sich unaufhörlich in die Höhe reckten; jede der anliegenden Schluchten und jedes der Täler waren von wucherndem Walddickicht bedeckt. In diesen Wäldern lebten die Waldläufer.
    Aber obwohl das gesamte Land überall dicht mit ihren Kolonien und Nestern bedeckt war, wäre es für uns sinnlos gewesen, mit der nächstliegenden Ansiedlung zu verha n deln; wir mußten mit dem Alten vom Nordnest reden, wo ich so viele meiner Kindheitsjahre verbracht hatte.
    Seit undenklichen Zeiten hielten die ansonsten zurückha l tenden Waldläufer streng markierte Grenzen zwischen ihrem Land und dem der Bodenbewohner aufrecht. Sie überque r ten zwar nie den Kadarin , betrachteten aber jeden Me n schen, der in ihr Territorium eindrang, als ihnen legal zust e hendes Angriffsziel.
    Einige der darkovanischen Bergbewohner unterhielten Handelsbeziehungen mit den Waldläufern; sie tauschten Kleidung, Metallwaren und kleinere Werkzeuge und erhie l ten dafür Nüsse, Rinden für Färb- und Gerbstoffe und b e stimmte Blätter und Moose, aus denen man Medikamente herstellte. Außerdem erlaubten die Waldläufer ihnen, unb e helligt in den Wäldern zu jagen. Andere Menschen alle r dings, die sich in ihr Territorium vorwagten, mußten das Risiko eingehen, gnadenlos überfallen zu werden. Zwar w a ren die Waldläufer alles andere als blutdurstig und töteten nicht um des Tötens willen, aber sie griffen in Horden von zwei oder drei Dutzend jeden an, der unerlaubt in ihrem L e bensbereich wilderte und beraubten ihn aller Gegenstände, die sie nur tragen konnten.
    Die Durchquerung ihres Landes war nicht ungefährlich.
     
    Ich saß vor dem Zelt und starrte auf das vorbeifließende Gewässer, in dem sich die Strahlen der aufgehenden Sonne brachen. Hinter dem Zelt rupften die Packtiere das kurze Gras. Die Lastwagen wirkten unter ihren von Morgentau glänzenden Planen wie große Sphinxen. Regis Hastur kam aus dem Zelt, rieb sich die Augen und setzte sich zu mir auf den Uferstreifen.
    „Glauben Sie, daß es eine beschwerliche Reise werden wird?“
    „Das würde ich nicht sagen. Ich kenne die wichtigsten Wege und werde sie wiederfinden. Nur …“ Ich zögerte, und Regis fragte: „Nur was?“
    Nach einer Minute sagte ich es ihm. „Es handelt sich um … nun, um Sie. Wenn Ihnen irgend etwas passiert, wird uns ganz Darkover dafür verantwortlich machen.“
    Er lächelte. Im Licht der roten Sonne sah er aus wie ein Bild aus einer alten Legende. „Verantwortung? Bisher haben Sie auf mich gar nicht den Eindruck eines allzu besorgten Menschen gemacht, Jason. Für welche Art von Dummkopf halten Sie mich? Ich weiß, wie ich mich im Gebirge zu ve r halten habe und fürchte mich nicht vor den Waldläufern – und das, obwohl ich sie nicht einmal so gut kenne, wie Sie das tun. Kommen Sie – soll ich uns ein Frühstück holen? Oder wollen Sie das machen?“
    Ich zuckte die Achseln und beschäftigte mich in der Nähe des Feuers. Zur Überraschung der anderen Terraner – Ke n dricks und Rafe – hatte Regis während jeder Rast seinen Teil der Arbeit beim Aufschlagen des Lagers getan, und zwar stillschweigend und sachlich und ohne eigens darauf hinzuweisen. Rafe und Kendricks überraschte dies, da die terranischen Sitten im allgemeinen so aussahen, daß körpe r liche Tätigkeiten nicht von den Führern, sondern von den

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