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Science Fiction Almanach 1981

Science Fiction Almanach 1981

Titel: Science Fiction Almanach 1981 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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ich fühlte einen unang e nehmen Druck in den Ohren. Regis wies hartnäckig jede Art von Mitgenommenheit von sich, aber er stöhnte und schrie im Schlaf fortgesetzt auf, bis Lerrys ihm einen Tritt verset z te und er in Schweigen – und, wie ich befürchte, in Schlafl o sigkeit – verfiel. Kyla schien von uns allen am wenigsten mitgenommen zu sein; offenbar war sie häufiger als wir alle zusammen in diesen Höhen gewesen. Allerdings zeigten sich dunkle Ringe unter ihren Augen.
    Als wir uns auf das letzte lange Wegstück nach oben vo r bereiteten, klagte allerdings keiner von uns. Mit etwas Glück konnten wir den Dämmerungs-Paß noch vor Einbruch der Nacht hinter uns bringen; zumindest konnten wir in seiner Umgebung biwakieren. Unser Lager befand sich auf dem letzten Absatz vor dem Gipfelanstieg; wir fesselten die Packtiere so, daß sie sich nicht allzuweit entfernen konnten, und ließen ihnen genügend Futter zurück. Abgesehen von jenen Ausrüstungsteilen, auf die wir nicht verzichten kon n ten, verstauten wir alles andere in einem Depot. Bevor wir auf die erste Steilwand zusteuerten – die Spur, in der wir uns bewegen mußten, wies kaum mehr Raum auf als für ein W e sen von Kaninchengröße –, warf ich Kyla einen Blick zu und sagte: „Wir gehen am Seil, und zwar von Anfang an.“
    Einer der darkovanischen Brüder starrte mich verächtlich an. „Und Sie wollen ein Bergsteiger sein, Jason? Diesen Hang kann meine kleine Tochter erklettern, und alles was sie dazu braucht, ist ein kleiner Schubs in den Rücken.“
    Ich biß die Zähne aufeinander und sah ihn an. „So leicht ist der Fels nun auch wieder nicht zu überwinden, und einige von uns haben überhaupt keine Erfahrungen mit einem Seil. Jetzt haben wir noch die Möglichkeit, ein wenig zu üben; wenn es richtig ernst wird, werden wir dafür keine Zeit mehr haben.“
    Meine Entscheidung gefiel ihnen immer noch nicht, aber der nächste Protest kam erst, als ich den großen Kendricks zum Mittelmann der zweiten Seilschaft bestimmte. Er starrte mißtrauisch auf das dünne Nylonseil und wollte mit besor g ter Stimme wissen: „Sollte ich nicht als letzter gehen, bis ich weiß, was ich zu tun habe? Wenn ich zwischen zwei Leuten eingekeilt bin, könnte ich vielleicht irgend etwas Dummes anstellen.“
    Hjalmar brüllte vor Lachen und erklärte ihm, daß die P o sition des Mittelmannes einer Dreierseilschaft grundsätzlich für Schwächlinge, Neulinge und Amateure reserviert werde. Es hätte Kendricks’ Temperament entsprochen, wenn er daraufhin in die Luft gegangen wäre. Der stämmige Rau m fahrer und der darkovanische Riese blickten einander an, dann zuckte Kendricks die Achseln und befestigte das Seil an seinem Gürtel. Kyla warnte Lerrys und ihn davor, in die Tiefe zu sehen, und dann gingen wir los.
    Das erste Stück war beinahe zu einfach. Es bestand aus einer schmalen Piste, die sich mehrere Meilen in die Höhe schraubte. Als wir einen Augenblick rasteten, hatten wir G e legenheit, uns umzudrehen und einen Blick über das gesa m te sich unter uns ausbreitende Tal zu werfen. Allmählich wurde der Anstieg jedoch steiler, und wir mußten stelle n weise Steigungen überwinden, die fünfzig Grad aufwiesen und mit Geröll, losen Felsbrocken und Kies bedeckt waren, so daß uns nichts anderes übrigblieb, als einen sorgfältigen Halt für unsere Füße zu suchen, die Hände auszustrecken und voranzuziehen, bevor wir den nächsten Schritt wagten. Jede unbedachte Gewichtsverlagerung auf dem unbereche n baren Grund hätte das Geröll unter unseren Füßen in Bew e gung versetzen können. Einer der darkovanischen Brüder – ich glaube, es war Vardo – ging etwa vier Meter hinter mir an dem dünnen Seil. Er verlor zweimal auf dem unebenen Geröllboden den Halt und stolperte. Jedesmal verspürte ich ein unangenehmes Zerren am Seil. Die Flüche, die er dabei ausstieß, waren absolut berechtigt, denn auf Hängen wie diesem, wo ein Sturz nicht sonderlich gefährlich war, hätte es jedem Bergsteiger besser angestanden, ohne Seil zu arbe i ten. Ein Ausrutscher hätte nur denjenigen betroffen, der au s rutschte. Aber auf diese Weise konnte ich in Erfahrung bri n gen, was ich wissen wollte – welche Fähigkeiten die Klett e rer besaßen, die ich über die Hellers bringen mußte.
    Auf einer Klippenoberfläche verengte sich der Weg schließlich horizontal und führte in Form eines fußbreiten Abhangs, der mit lockerem Geröll und armseligen Pflanzen bewachsen war, über einen

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