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Science Fiction Almanach 1981

Science Fiction Almanach 1981

Titel: Science Fiction Almanach 1981 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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meine ich nicht unbedingt so. Es ist keine physische Gefahr, sondern eine emotionale – oder eher eine intellekt u elle.“
    „Zum Teufel, beherrschen Sie keine andere Sprache als dieses doppelbödige Psychologengerede?“
    „Lassen Sie mich weiterreden, Jason. Jay Allison war vielleicht ein depressiver und überdisziplinierter Charakter, aber Sie sind ernstlich impulsiv. Was Ihnen fehlt, ist das n ö tige Gleichgewicht, wenn ich das mal so ausdrücken darf. Wenn Sie sich auf allzu viele Risiken einlassen, könnte Ihr begrabenes Alter ego wieder an die Oberfläche kommen und Sie aus schieren Selbstverteidigungsmotiven wieder übe r nehmen.“
    „Mit anderen Worten“, sagte ich und lachte laut, „dieser steifbeinige Allison könnte sich in seinem Grab rühren, wenn ich ihn zu sehr verschrecke?“
    Forth räusperte sich, unterdrückte ein Auflachen und meinte, daß man es so ausdrücken könne. Ich klopfte ihm beruhigend auf die Schulter und sagte: „Das können Sie vergessen, Sir. Ich verspreche Ihnen gottesfürchtig, nüchtern und fleißig zu bleiben – aber steht eigentlich irgendwo g e schrieben, daß es gegen das Gesetz ist, wenn ich mich über das, was vor mir liegt, freue?“
    Aus der Dunkelheit des Platzes brach jemand hervor und rief nach mir. „Jason? Der Führer ist da!“ Ich stand auf, b e dachte Forth mit einem letzten Grinsen und sagte: „Machen Sie sich keine Sorgen. Jay Allison sind wir endgültig los.“ Dann ging ich dem anderen Führer, den man ausgewählt hatte, entgegen.
    Ich wäre, als ich ihn sah, beinahe in die Luft gegangen. Der Führer war nämlich eine Frau.
    Für ein darkovanisches Mädchen war sie ziemlich klein und schmal gebaut. Ihren Körper konnte man beinahe ju n genhaft oder kindlich nennen, und er wirkte auf den ersten Blick ganz sicher nicht weiblich. Ihr sonnenverbranntes G e sicht wurde von kurzgeschnittenen, blauschwarzen Locken umrahmt, und ihre Wimpern waren derart dicht und lang, daß es unmöglich war, die Farbe ihrer Augen auszumachen. Ihre kleine Stupsnase hätte komisch aussehen können, wir k te statt dessen aber nichts als arrogant. Ihr Mund war breit, und sie hatte ein rundes Kinn.
    Mit ausgestreckter Hand sagte sie fast mürrisch: „Kyla Raineach; Freie Amazone und geprüfte Führerin.“
    Ich nahm ihre Geste mit einem Nicken hin und runzelte die Stirn. Die Gilde der Freien Amazonen war in nahezu jeden Beruf vorgedrungen, aber der eines Bergführers war sogar für sie ungewöhnlich. Sie machte einen drahtigen und katzenhaften Eindruck, und unter der schweren, deckenäh n lichen Kleidung war ihr Körper beinahe ebenso schmalhü f tig und flachbrüstig wie der meine; lediglich ihre langen, schlanken Beine wirkten unverkennbar feminin.
    Die anderen Männer überprüften und verluden unsere Vorräte; aus den Augenwinkeln stellte ich fest, daß auch Regis Hastur, der sich mit schweren Bündeln belud, seinen Teil zur Arbeit beitrug. Ich setzte mich auf ein paar noch unberührte Säcke und bot ihr einen Platz an.
    „Sie wissen, um was es geht? Wir wollen durch den Dämmerungs-Paß in die Hellers vorstoßen. Das wird sogar für berufsmäßige Bergsteiger kein Zuckerlecken werden.“
    Mit flacher, ausdrucksloser Stimme erwiderte sie: „Ich war im vorigen Jahr mit der terranischen Kartographen-Expedition im Südpolgebirge.“
    „Sind Sie je in den Hellers gewesen? Könnten Sie, wenn mir irgend etwas zustieße, die Expedition sicher wieder nach Carthon zurückführen?“
    Sie warf einen Blick auf ihre kleinen Finger. „Ich bin s i cher, daß ich das kann“, sagte sie schließlich und machte Anstalten aufzustehen. „Ist das alles?“
    „Noch etwas …“ Ich signalisierte ihr zu bleiben. „Sie sind die einzige Frau unter acht Männern, Kyla …“
    Sie rümpfte ihre Stupsnase. „Ich nehme nicht an, daß Sie vorhaben, unter meine Decke zu kriechen, wenn es das ist, was Sie meinen. Das steht nicht in meinem Vertrag, hoffe ich.“
    Ich fühlte wie ich rot wurde. Verdammt sollte sie sein! „Es geht nicht um mich“, fauchte ich, „aber ich kann nicht für sieben andere sprechen, von denen die meisten zähe Bergbewohner sind.“ Im gleichen Moment, in dem ich das sagte, fragte ich mich, worüber ich mich eigentlich aufregte. Es stand außer Frage, daß eine Freie Amazone, wenn sie Wert darauf legte, ihre Keuschheit allein und ohne meine Hilfe verteidigen konnte. Dennoch sah ich mich gezwungen, zu meiner eigenen Entschuldigung hinzuzufügen: „Auf j e den Fall

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