Science Fiction Almanach 1982
uns heute das Ergebnis unserer sechsten Experimentserie vor. Es ist uns in unserer einzigartigen Fabrik gelungen, TYP 784 h/s so zu verfeinern und zu vervollkommnen, daß er allen nur erdenklichen Anforderungen, die wir an ihn stellen, mehr als gerecht wird. Bei TYP 784 h/s handelt es sich um etwas Einmaliges, das, soweit wir unsere eigene Geschichte zurückverfolgen können, nicht einmal annähernd erreicht wurde.“
Der Sprecher hielt einen Augenblick inne, griff nach einem der zahlreichen Schalter und fuhr dann in seiner Rede fort:
„TYP 784 h/s, von dem ich wiederholt betont habe, daß er alle Erwartungen weit übertrifft, besitzt alle körperlichen und geistigen Fähigkeiten, um selbst die schwierigsten Aufgaben zu lösen. Aus diesem Grunde wird TYP 784 h/s zur Verbesserung unseres Lebensstandards erheblich beitragen und daher für jeden von uns in Zukunft unentbehrlich sein. Denn alles, was wir bisher geschaffen haben, kommt nicht im entferntesten TYP 784 h/s gleich.“
Jetzt endlich bediente er den Schalter. Lautlos teilte sich die kahle Wand zu ihrer Linken, und vor ihnen stand das Ergebnis jenes großartigen Experimentes: TYP 784 h/s.
Es war unglaublich, daß eine solch weiche, dünne Haut so widerstandsfähig sein sollte, daß solche schwache und wässerige Augen so gut sehen konnten, daß ein solches Gehirn, aus wertlosem Material hergestellt, überhaupt die Fähigkeit hatte zu denken.
TYP 784 h/s: ein MENSCH.
Man merkte es dem hohl klingenden Beifallsgemurmel an, daß die anwesenden Roboter begeistert waren. Sahen sie sich doch dank dieser Errungenschaft am Vorabend einer neuen Epoche.
Für den Roboterstaat des 57. Jahrhunderts R. T. aber sollte es kein Morgen geben. Denn …
Gott, der Herr, der die Menschen Ihm zum Bilde schuf, wird jene, die sich Göttliches anmaßen, heimsuchen, wenn seine Zeit kommt heimzusuchen.
Denn Gott wird alle Werke vor Gericht bringen und Rechenschaft fordern von dir über alle deine Taten, die guten und die bösen. Also wird er dich richten nach deinen Werken.
Und verdammt wurden zwei Geschlechter seinetwegen, doch
Er wußte nicht, was er tat.
In den letzten Zeiteinheiten, die ihm noch zur Verfügung standen, wurde sich Xagos der Ungeheuerlichkeit des Bevorstehenden zum erstenmal vollauf bewußt. Denn das Ereignis, das in wenigen Augenblicken eintreten würde, bedeutete die Erfüllung einer Sehnsucht, der das jahrhundertelange Streben und Trachten seiner Rasse gegolten hatte.
Mit diesem letzten Schritt würde der seit Anbeginn ihrer Existenz gehegte Wunschtraum Wahrheit werden. Denn, so glaubten Xagos und seinesgleichen, mit der Erreichung der Lichtgeschwindigkeit würden die letzten Schranken einer vollkommenen Erkenntnis dessen, was einst für ewig unerforschlich galt, fallen. Und Xagos, der dazu auserwählt worden war, dieser zur Vollendung führenden Entwicklung die Krone aufzusetzen, überkam plötzlich ein Gefühl der Achtung und der Ehrfurcht vor seinen Artgenossen, und er war stolz darauf, dieser Rasse angehören zu dürfen; einer Rasse, die ihr ganzes Dasein diesem hohen Ziele geopfert hatte.
Die Spannung in ihm wuchs. Nur noch Bruchteile einer Zeiteinheit trennten ihn von dem Ereignis, das die Krönung jener Entwicklung werden sollte. Nur noch Bruchteile, und die Geschwindigkeit seiner Rakete würde gleich der des Lichtes sein …
Das Ziel war erreicht.
Gottes Macht aber ist größer denn alles in dieser Welt.
Der dichte Nebelschleier wich vor seinen Augen und enthüllte Xagos eine unsagbare Wirklichkeit. Ein klarer, wolkenloser Himmel wölbte sich über einer sonderbaren Landschaft mit grotesken, farbigen Pflanzen, die sich ihm bizarr entgegenzustrecken schienen. Von allen Seiten vernahm Xagos fremdartige, schrille Geräusche, und voller Erstaunen nahm er die vielen, unbekannten Eindrücke in sich auf.
Für Xagos war es eine rätselhafte Welt, die in keiner Weise einem jener Planeten glich, auf denen seine Rasse je zuvor gelandet war.
Schmerzlich durchzuckte es Xagos, denn das Stichwort für die bange Frage, die bis jetzt in seinem Unterbewußtsein geschlummert hatte, war gefallen: Gelandet! Wo war er gelandet? Was war vorgefallen? Das letzte, dessen er sich erinnerte, war der grelle Blitz, der …
Ruckartig wurde sein Gedankengang unterbrochen, denn zwei seltsame Wesen, die plötzlich vor ihm aufgetaucht waren, bannten seinen Blick. Bewegungslos verharrte Xagos, bevor er sich auf das Paar zubewegte, von dem er
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