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Science Fiction Anthologie Band 4 - Die Vierziger Jahre 2

Science Fiction Anthologie Band 4 - Die Vierziger Jahre 2

Titel: Science Fiction Anthologie Band 4 - Die Vierziger Jahre 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthologie
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Wirtin hinunter und holte eine Windel, die für Notfälle auf dem Bett bereitgelegt war. Nun, er würde also wieder neue Bettwäsche brauchen. Nachdem er die nötigen Handgriffe getan hatte, trat er zurück und musterte sein Werk. In gewissem Sinne war er jetzt Vater geworden. Er fühlte sich zumindest ebenso stolz.
Es war ein perfektes, kleines Geschöpf, leuchtend und rund vor Gesundheit.
„Ich habe gezwillingt!“ sagte er glücklich. Jede Einzelheit stimmte. Die beiden Gesichtshälften korrekt ungleichmäßig; selbst das Essen, das das Baby zu sich genommen hatte, befand sich in genau demselben Verdauungszustand; dasselbe Haar, dieselben Augen – oder nicht? Sam beugte sich über das Kind. Er hätte schwören können, daß das andere blond war. Dieses Kind hatte dunkles Haar, das zusehends dunkler zu werden schien.
Er hielt den Säugling mit der einen Hand fest und griff mit der anderen nach dem Junior Biokalibrator.
Eine Treppe tiefer legte er die beiden Babys Seite an Seite auf das große Bett. Kein Zweifel: eines war blond; das andere, sein Plagiat, war jetzt ganz eindeutig brünett.
Der Biokalibrator zeigte andere Unterschiede: sein Modell hatte einen etwas schnelleren Puls und einen niedrigeren Blutdruck, auch eine geringfügig höhere Gehirnkapazität, obwohl der Gehirninhalt der gleiche war. Adrenalin und Gallensekretion völlig anders.
Er hatte also nicht einwandfrei gearbeitet. Sein Kind mochte das bessere oder das schlechtere sein; aber er hatte keine wahre Kopie hergestellt. Er wußte im Augenblick nicht, ob das Kind, das er gebaut hatte, zur vollen Reife heranwachsen konnte. Das andere konnte das.
Warum? Er war den Anweisungen strikt gefolgt, hatte bei jedem Schritt Vergleiche mit dem Kalibratorband angestellt. Und das hier war das Ergebnis. Hatte er zu lange gewartet, ehe er den Belebungsprozeß vornahm? Oder war das Ganze nur eine Frage mangelnder Übung?
Er sah auf die Uhr. Er würde die Spuren seiner Babyherstellung entfernen müssen, ehe die Schwestern Lipanti nach Hause kamen. Sam überlegte schnell.
In wenigen Augenblicken kam er mit einem alten Tischtuch und einem leeren Karton wieder herunter. Er wickelte das Kind in das Tischtuch, erfreut, daß die Außentemperatur in der Nacht gestiegen war, und legte es in den Karton.
Das Kind gurgelte zufrieden. Sein Original auf dem Bett gab ihm Antwort. Sam schlich schnell auf die Straße hinaus.
Zahlreiche Betrunkene taumelten über die Straßen und machten mit kleinen Trompeten Lärm. Leute wünschten einander ein frohes neues Jahr, während er gemächlich die drei Blocks hinunterschlenderte.
Als er nach links abbog, sah er das Zeichen: ‚Städtisches Findlingsheim’. Über einer Seitentür brannte ein Licht. Sam duckte sich einen Augenblick in eine finstere Seitengasse. Ein Gedanke war ihm gekommen: Das mußte alles echt wirken. Er holte einen Bleistift aus der Tasche und kritzelte mit möglichst kleiner Schrift auf den Karton:
Bitte sorgen Sie gut für mein liebes, kleines Mädchen. Ich bin unverheiratet.
Dann stellte er den Karton auf der Türschwelle ab und ließ den Finger auf der Glocke, bis sich hinter der Tür etwas bewegte. Als die Schwester die Tür geöffnet hatte, hatte er die Straße bereits überquert und in der Seitengasse Deckung gefunden.
Erst als er seine Pension betrat, erinnerte er sich an den Nabel. Er blieb stehen und versuchte sich das Bild seines Geschöpfes zu vergegenwärtigen. Natürlich, er hatte sein kleines Mädchen ohne Nabel gebaut! Der Bauch war völlig glatt gewesen. Das kam davon, wenn man es zu eilig hatte! Schlampige Arbeit!
Wenn sie im Findlingsheim das Kind auswickelten, würde das einige Aufregung geben.
    Abgesehen von gelegentlichem Stöhnen war das Büro am zweiten Tag des neuen Jahres ziemlich ruhig.
    Er las gerade die letzten faszinierenden Seiten des Buches, als ihm auffiel, daß zwei Leute etwas verlegen vor seinem Schreibtisch standen. Sein Blick ließ widerstrebend von der Lektüre ab: ,Neues Leben für deine Mußestunden’ war wirklich faszinierend!
    Tina und Lew Knight.

    Sam nahm zur Kenntnis, daß keiner von beiden auf seiner Schreibtischkante hockte.
    Tina trug den kleinen Ring, den sie zu Weihnachten bekommen hatte, jetzt am Ringfinger ihrer linken Hand; Lew experimentierte mit einer neuen Art von Schafsblick, was ihm aber gar nicht leichtfiel.
    „Oh, Sam! Lew hat gestern … Sam, wir wollten, daß Sie der erste sind – so eine Überraschung, meine ich! Dabei hätte ich beinahe – wir

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