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Science Fiction Anthologie Band 4 - Die Vierziger Jahre 2

Science Fiction Anthologie Band 4 - Die Vierziger Jahre 2

Titel: Science Fiction Anthologie Band 4 - Die Vierziger Jahre 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthologie
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meinten natürlich, das wäre etwas schwierig … Sam, wir werden, ich meine, wir erwarten …“
    „Heiraten“, führte Lew Knight kaum hörbar ihren Satz zu Ende. Zum erstenmal, seit Sam ihn kannte, wirkte er unsicher und irgendwie argwöhnisch, genauso wie ein Mann, der in seinem Frühstücksei plötzlich einen frisch ausgeschlüpften Oktopus findet.
    „Stellen Sie sich nur vor, wie Lew mir seinen Antrag gemacht hat!“ blubberte es aus Tina heraus. „So umständlich und so schüchtern! Ich hatte ihn zuerst gar nicht verstanden. War gar nicht leicht, dich zu verstehen, was, Liebster?“
    „Hm? Ah, ja! War gar nicht leicht, mich zu verstehen.“ Lew starrte seinen ehemaligen Rivalen an. „Große Überraschung?“
    „Oh, nein! Gar keine Überraschung. Ihr beiden paßt so herrlich zusammen, daß ich es gleich gewußt habe.“ Sam murmelte einen Glückwunsch und bemerkte dabei Tinas suchenden Blick. „Und jetzt, wenn ihr mich entschuldigen wollt, habe ich noch etwas zu erledigen. Ein ganz besonderes Hochzeitgeschenk.“
    Lew staunte. „Ein Hochzeitgeschenk? So früh?“ „Aber klar doch!“ meinte Tina. „Es ist nicht leicht, das Richtige zu finden. Und ein besonderer Freund wie Sam möchte natürlich auch ein ganz besonderes Geschenk machen.“
Sam entschied, daß es ihm jetzt reichte. Er nahm das Buch und seinen Mantel und zwängte sich durch die Tür.
Als er die Ziegelstufen seiner Pension erreichte, hatte er den Schluß gezogen, daß die Wunde, wenn auch schmerzhaft, immerhin sein Herz nicht verletzt hatte. Er lachte sogar innerlich über Lew Knights Gesicht, als seine Wirtin ihn am Ärmel zupfte.
„Dieser Mann war heute wieder hier, Mr. Weber. Er sagte, er wolle mit ihnen sprechen.“
„Welcher Mann? Der alte, große?“
Mrs. Lipanti nickte. Die Arme hatte sie selbstgefällig über der Brust verschränkt. „Ein unangenehmer Mensch! Als ich ihm sagte, sie wären nicht zu Hause, wollte er, daß ich ihn in ihr Zimmer führe. Ich sagte, ich könnte das nicht ohne Ihre Erlaubnis tun. Da hat er mich angesehen, als wollte er mich umbringen. Ich habe nie an den bösen Blick geglaubt – aber wenn es einen bösen Blick gibt, dann hat er ihn.“
„Wollte er wiederkommen?“
„Ja. Er fragte, wann Sie normalerweise heimkommen, und ich sagte, gegen acht und habe mir gedacht, auf diese Weise haben Sie genügend Zeit, um auch noch einmal wegzugehen, falls Sie ihn nicht sehen wollen. Und, Mr. Weber, entschuldigen Sie, wenn ich das sage – aber ich glaube, Sie sollten ihm wirklich nicht begegnen.“
„Danke! Aber wenn er um acht kommt, dann führen Sie ihn herauf. Wenn er der Richtige ist, dann habe ich auf illegale Weise sein Eigentum in Besitz genommen. Und ich möchte wissen, wo dieses Eigentum herkommt.“ In seinem Zimmer legte er das Handbuch weg und befahl der Kiste, sich zu öffnen. Der Junior Biokalibrator war nicht besonders groß und ließ sich leicht unter einer Zeitung verstecken. Wenige Minuten später befand er sich mit dem seltsamen Paket unter dem Arm wieder in der U-Bahn auf dem Weg ins Büro.
Wollte er Tina wirklich duplizieren? überlegte er. Ja, trotz allem. Sie war immer noch die Frau, die er mehr als jede andere begehrte. Und jetzt, da das Original bald mit Lew verheiratet sein würde, hatte das Duplikat gar keine andere Wahl außer ihm. Nur – das Duplikat würde Tinas Eigenschaften bis zu dem Augenblick haben, da er die Maße nahm. Vielleicht bestand sie also darauf, ebenfalls Lew zu heiraten.
Das wäre dann wirklich verrückt! Aber von diesem Punkt war er noch meilenweit entfernt. Vielleicht war es sogar amüsant …
Viel ärgerlicher war die Möglichkeit eines Fehlers. Die Tina, die er machen würde, würde vielleicht in einigen Punkten unscharf sein, so wie ein schlecht reproduziertes Foto. Vielleicht hatte sein Modell irgendeine seltsame, unheilbare Geisteskrankheit, die sich erst dann äußerte, wenn tiefe gegenseitige Zuneigung aufgeblüht war. Bis jetzt war er noch nicht gerade ein Meister im Duplizieren menschlicher Wesen; das bewiesen schon die Fehler, die er an Mrs. Lipantis Nichte begangen hatte.
Sam wußte, daß er es nie übers Herz bringen würde, Tina zu demontieren, falls sie Fehler zeigte. Abgesehen von der geradezu abergläubischen Wertschätzung für die Frau als höheres Wesen – so wie sie nur aus einer Jugendzeit in einer Kleinstadt entstehen kann –, war da noch der Schrecken, den er empfand, wenn er sich vorstellte, ein so geliebtes Wesen dem gleichen

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