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Science Fiction Anthologie Band 4 - Die Vierziger Jahre 2

Science Fiction Anthologie Band 4 - Die Vierziger Jahre 2

Titel: Science Fiction Anthologie Band 4 - Die Vierziger Jahre 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthologie
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hätte das nie getan. Lew konnte einem anderen die Kehle durchschneiden, ohne sich etwas dabei zu denken. Aber Tina schien wirklich besser zu Lew zu passen.
Warum? Bevor Lew angefangen hatte, sich für Tina zu interessieren, hatte Sam keine Konkurrenten gehabt. Die restlichen Kollegen hatten das hingenommen und waren ihnen aus dem Weg gegangen. Das Ganze war nicht nur eine Frage von Lews Finanzen und Erfolgen; Lew hatte Tina einfach haben wollen und sie bekommen.
Das tat weh. Tina war nichts Besonderes; sie war ihm weder geistig noch kulturell ebenbürtig – aber er wollte sie. Er war gern mit ihr zusammen. Sie war die Frau, die er sich wünschte, gleichgültig, ob es für ihre Verbindung nun eine gute Basis gab oder nicht. Er konnte sich noch gut an seine Eltern erinnern, an die Zeit, ehe sie bei einem Eisenbahnunglück ums Leben gekommen waren. Theoretisch hätten sie auch nicht zusammengepaßt, aber sie waren sehr glücklich miteinander gewesen.
Er dachte am nächsten Abend immer noch darüber nach, als er das Kapitel ‚Zwillinge für dich und deine Freunde ’ las. Es würde interessant sein, einen Zwilling von Tina zu machen.
‚Eine für mich, eine für Lew.’
Nur daß es die erschreckende Möglichkeit eines Fehlers gab! Sein Mannikin war nicht perfekt gewesen: seine Arme waren ungleich lang gewesen. Und alleine der Gedanke an eine Tina, die nicht perfekt war, bereitete ihm Übelkeit. Er würde es nie übers Herz bringen, sie zu zerlegen.
Und dann warnte das Buch: ,Der von dir erbaute Zwilling wird dir zwar in jeder Einzelheit ähneln, aber er hat nicht den langsamen, behüteten Reifeprozeß durchgemacht, der dich geformt hat. Er oder sie wird daher geistig nicht so stabil sein und viel weniger gut mit ungewöhnlichen Situationen fertig werden. Nur ein berufsmäßiger Carnuplicator kann unter Zuhilfenahme erstklassiger Geräte eine exakte Kopie einer menschlichen Persönlichkeit herstellen. Dein Zwilling wird leben und sich sogar fortpflanzen können; aber man wird in ihm nie ein echtes Mitglied der menschlichen Gesellschaft sehen.’
Nun, das würde er riskieren. Etwas weniger Stabilität in Tina würde man kaum bemerken; im Gegenteil, vielleicht war das sogar wünschenswert.
Es klopfte. Er öffnete die Tür und verdeckte die Kiste mit seinem Körper. Seine Wirtin.
„Sie hatten die letzte Woche die Tür abgeschlossen, Mr. Weber, deshalb hat die Aufwartefrau auch nicht saubergemacht. Wir dachten, Sie wollten niemanden im Zimmer haben.“
„Ja.“ Er trat in den Korridor hinaus und schloß die Tür hinter sich. „Ich habe an einigen sehr wichtigen juristischen Schriften gearbeitet.“
„Oh!“ Er spürte ganz deutlich ihre Neugierde und wechselte das Thema.
„Wozu all die vielen, schönen Federn, Mrs. Lipanti – Silvesterparty?“
Sie fuhr sich mit den Händen glättend über ihr schwarzes Kleid. „Ja. Meine Schwester und ihr Mann sind heute von Springfield angekommen, und wir wollten ausgehen. Nur … das Mädchen, das herüberkommen und auf ihr Baby aufpassen wollte, hat gerade angerufen und gesagt, sie fühle sich nicht wohl. Also können wir wahrscheinlich nicht gehen, wenn wir nicht jemand finden, der nicht verabredet ist und der nicht …“ Sie verstummte in gespielter Verlegenheit, als ihr klar wurde, daß sie damit die Bitte bereits ausgesprochen hatte.
Nun, schließlich hatte er heute abend nichts vor. Und sie war immer sehr nett gewesen, wenn er ihr hatte sagen müssen: „Natürlich bekommen Sie den Rest der Miete in ein paar Tagen.“ Aber warum mußte auch immer automatisch Sam Weber einspringen, wenn es galt, irgendwo einen Gefallen zu tun?
Und dann erinnerte er sich an Kapitel vier, das sich mit Babys und anderen kleinen Mannikins befaßte. Seit der Nacht, als er den Mannikin in seine Einzelheiten zerlegt hatte, hatte er das Handbuch als reine Theorie betrachtet. Er fühlte sich einfach nicht imstande, bei der Herstellung eines kleinen Menschen nicht doch irgendeinen scheußlichen Fehler zu begehen. Aber die Herstellung von Zwillingen war angeblich doch nicht so schwierig.
Nur – und er schwor das wie einen heiligen Eid – diesmal würde er nicht demontieren. Es mußte andere Methoden geben, das Produkt in einer so großen Stadt mitten in der Nacht zu beseitigen. Ihm würde schon etwas einfallen.
„Ich passe gern ein paar Stunden auf das Baby auf. Ich bin heute abend nicht verabredet. Nein, das macht doch nichts aus, Mrs. Lipanti. Ich tu’ das gern.“
In der Wohnung seiner Wirtin

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