Science Fiction Anthologie Band 4 - Die Vierziger Jahre 2
kam durch seine Mitgliedschaft in der British Interplanetary Society mit der SF in Berührung und begann kurz darauf selbst SF-Geschichten zu verfassen. Seine Karriere, die 1937 mit der Story „The Saga of Pelican West“ in „Astounding“ begann und bis in die späten fünfziger Jahre anhielt, ist recht eng mit den Campbell-Magazinen verbunden. Für seinen Roman „Sinister Barrier“ („Die Todesschranke“ ) , der unter dem Einfluß der abenteuerlichen Theorien Charles Hoy Forts entstand, gründete John W. Campbell Jr. 1939 das Fantasymagazin „Unknown“, da der Roman mit seinen wenig rational klingenden Prämissen inhaltlich nicht zu „Astounding“ paßte. Ansonsten war Russell aber ein Stammautor von „Astounding“, der diesem Magazin auch die Treue hielt, als sich Anfang der fünfziger Jahre bessere Märkte zu entwickeln begannen. Aufgefallen war der Autor, der sich auch Pseudonyme wie Duncan H. Munro, Webster Craig und Maurice A. Hugi zulegte, durch den trockenen Humor in seinen „Jay Score“ - Stories, die ab 1941 in „Astounding“ erschienen. In der zweiten Halbdekade der vierziger Jahre begann dann seine große Zeit mit Erzählungen wie „Metamorphosite“ (1946), „Hobbyist“ (1947) und „Late Night Final“ (1948), die etwa ein Jahrzehnt anhielt und dem Leser noch so unvergeßliche Geschichten wie „…And Then There Were None“ (1951), „Diabologic“ (1955) und „Allamagoosa“, die 1956 den Hugo Gernsback-Award gewann, bescherte.
Nach 1960 erschienen von Eric Frank Russell kaum noch neue Stories, bis zu seinem Tod im Jahr 1975 wurden fast nur noch Sammelbände seiner älteren Geschichten oder Neuauflagen von Romanen wie „Sentinels from Space“ (1953, „Agenten der Venus“ ) oder „Call him Dead“ (1955, „So gut wie tot“ ) veröffentlicht. Für die vierziger und fünfziger Jahre aber gilt Russell als Meister der SF. Seine Stories. oft mit überraschenden Pointen versehen, zeigen seine Vorliebe für bizarre Evolutionen; sie zählen zu den humorvollsten in der SF. sind voll von unschuldigem „sense of wonder“, verspotten Beamtenwillkür und militärischen Starrsinn und relativieren alle Werte im Universum. Die von uns ausgewählte Novelle „Metamorphosite“ („Metamorphose“) steht stellvertretend für Russells beste Werke. Sie vereinigt in idealem Maße alle oben erwähnten Eigenschaften und spukt auch heute noch als frühes SFErlebnis durch die Erinnerungen der Herausgeber dieses Buches.
Auf halbem Weg, in der Mitte der Gangway, ließen sie ihn kurz ausruhen, damit seine Augen die imposante Szene aufnehmen konnten. Er stand mitten auf dem hohen, metallenen Steg – seine linke Hand griff unmerklich nach dem Geländer – und sah in die vierhundert Fuß abfallende Tiefe. Dann betrachtete er die immensen Raumschiffe, die in benachbarten Rampen lagen; sein Blick suchte ihre Gangways, die sie mit den gewaltigen Fahrstuhlschächten verbanden, welche als große Gruppe von Gebäuden zurückbleiben würde, wenn die Raumhafenkontrolle die Schiffe den Wolken entgegensteigen ließ. Die Höhe, in der sie sich befand, sowie die enorme Größe der ihn umgebenden Raumschiffe machten aus ihm eine puppenähnliche Gestalt; ein Mann, ein Zwerg neben den mächtigsten Gebilden der Menschheit.
Da sie ihn unmittelbar beobachteten, konnten seine Führer sehen, daß er nicht besonders beeindruckt war. Seine Augen schienen die riesigen Fassaden abzustreifen, während er die wahre Bedeutung hinter all dem suchte. Sein Gesicht war ausdruckslos, als er sich umsah, aber all seine Blicke waren sanft, intelligent und überzeugend. Er verstand die Dinge mit der Schnelligkeit, die einen geschulten Geist ausmacht. Etwas jedoch war unbestreitbar, bei allen Geheimnissen, die ihn umgaben: Er war kein Narr.
Leutnant Roka schickte die beiden zusätzlichen Wachen weg, lehnte sich an die Reling, neben den stillen Zuschauer, und erklärte: „Dies ist der Madistine-Raumhafen. Es gibt noch zwanzig ähnliche Einrichtungen auf diesem Planeten. Es gibt zwei- bis zwanzigmal so viele auf jeder der viertausend Welten, manche von ihnen sind sogar noch wesentlich größer. Das Imperium ist das gewaltigste, das man kennt und jemals kennen wird. Nun sehen Sie, wogegen Sie sind.“
„Zahlen und Größen“, zitierte der andere. Er lächelte kaum merklich und zuckte die Achseln. „Was soll das alles?“
„Sie werden lernen, was“, versprach Roka. Auch er lächelte, seine Zähne waren weiß und ebenmäßig.
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