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Science Fiction Anthologie Band 4 - Die Vierziger Jahre 2

Science Fiction Anthologie Band 4 - Die Vierziger Jahre 2

Titel: Science Fiction Anthologie Band 4 - Die Vierziger Jahre 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthologie
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„Eine Organisation kann so gewaltige Dimensionen annehmen, daß sie viel, viel größer wird als die Männer, die sie führen. Von diesem Augenblick an sind ihre kontinuierliche Entwicklung und ihr Wachstum nicht mehr zu bremsen. Es ist eine unwiderstehliche Macht, es existiert kein unbewegliches Objekt, das groß genug wäre, sie aufzuhalten. Es ist ein allesverschlingender Moloch. Es ist Vorherbestimmung, wie immer Sie es nennen wollen.“
    „Größe“, murmelte der andere. „Wie sehr Sie die Größe lieben.“ Er beugte sich über die Reling und starrte in die Tiefe. „Mit aller Wahrscheinlichkeit ist dort unten ein Feind, den Sie noch nicht erobert haben.“
    „Welcher Art?“ entgegnete Roka.
„Eine Krebszelle.“ Die Augen des anderen schwangen herum und starrten amüsiert in die des Leutnants. „He?“ Er zuckte erneut die Achseln. „Ach, kurze, sterbliche Menschheit!“
„Geht weiter“, fuhr Roka den Führer der Wachen an.
    Die Prozession bewegte sich weiter, zwei Wachen, dann der Gefangene, dann Roka, gefolgt von zwei weiteren Wachen. Als sie den Turm am Ende des Stegs erreicht hatten, bestieg das Sextett einen Fahrstuhl zum Erdgeschoß, wo sie von einem Düsenauto, mit dem Silbernen Kometen des Imperiums auf beiden Seiten, erwartet wurden. Zwei Männer, gekleidet in lindgrüne Uniformen, belegten die Vordersitze, ein dritter wartete an der geöffneten Tür, hochaufgerichtet.
    „Leutnant Roka mit dem Subjekt und dazugehörigen Dokumenten“, sagte Roka. Er stellte den Gefangenen mit einer knappen Geste vor, wonach er dem dritten Mann einen ledernen Aktenkoffer aushändigte. Danach griff er in eine Tasche seiner Uniform, brachte eine gedruckte Karte zum Vorschein und fügte hinzu: „Unterschreiben Sie hier, bitte.“
    Der Beamte unterschrieb, gab die Karte zurück, warf den Aktenkoffer auf den Rücksitz des Wagens.
„In Ordnung“, sagte er zu dem Gefangenen. „Steigen Sie ein.“ Noch immer ausdruckslos stieg der andere in das Auto ein und entspannte sich auf dem Rücksitz. Roka sah durch die Tür und bot ihm seine Hand.
„Nun, es tut mit leid, Sie zum letzten Mal zu sehen. Wir begannen gerade, uns kennenzulernen, nicht wahr? Kommen Sie mir nicht auf komische Ideen, verstanden? Sie sind unter Zwang hier, aber Sie sind auch eine Art Botschafter – damit Sie einen richtigen Blickwinkel für die Lage bekommen. Viel Glück.“
„Danke.“ Der Gefangene schüttelte die dargebotene Hand und rutschte zur Seite, als der grünuniformierte Beamte einstieg und sich neben ihn setzte. Die Tür schlug zu, die Düsen heulten auf, das Auto schoß gemächlich voran. Der Gefangene lächelte, als er Rokas letztes Winken sah.
„Netter Bursche, dieser Roka“, sagte der Beamte.
„Sehr.“
„Subjekt“, knurrte der Beamte. „Immer nennen sie die Subjekte. Egal ob von menschlicher Form oder nicht, jede scheinbar höher entwickelte oder intelligent erscheinende Lebensform von einem neu entdeckten Planeten ist im Bürokratenjargon ein Subjekt. Das sind Sie somit auch, ob es Ihnen gefällt oder nicht. Aber Sie müssen sich darüber keine Gedanken machen. Nahezu jedes erwähnenswerte Subjekt hat sich einen hohen offiziellen Posten ergattern können, wenn sein Planet dem Imperium eingegliedert wurde.“
„Ich bin in keiner Weise beunruhigt“, sagte das Subjekt.
„Nein?“
„Nein.“
Der Beamte wurde selbstbewußt. Er hob den zu befördernden Koffer vom Boden auf, jonglierte leichtsinnig damit herum, prüfte sein Gewicht und legte ihn schließlich in seinen Schoß. Die beiden vorne verharrten in grimmigem Schweigen und starrten mit verkniffenen Gesichtern unaufhörlich durch die Windschutzscheibe nach draußen, während das Auto eine breite Allee entlangglitt.
Mit ziemlicher Geschwindigkeit schossen sie über eine auf einem Hügel gelegene Kreuzung, überholten eine Reihe stromlinienförmiger Fahrzeuge mit wilder Bemalung und bogen am Ende der Allee links ab. Vor einem großen metallenen Tor, das in eine steinerne Wand eingelassen war, kamen sie zum Stehen. Der Ort hätte dem Neuankömmling wie ein Gefängnis vorkommen müssen, hätte er gewußt, wie Gefängnisse aussehen.
Die schweren Türflügel schwangen auf und gaben den Blick auf einen breitangelegten Weg frei, der zwischen gepflegtem Rasen zum Haupteingang eines langgestreckten, flachen Gebäudes führte, in dessen Zentrum ein Turm mit einer Uhr aufragte. Der Eingang, wiederum aus Metall, das stark genug schien, um einer Haubitze zu trotzen, befand sich

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