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Science Fiction Anthologie Band 4 - Die Vierziger Jahre 2

Science Fiction Anthologie Band 4 - Die Vierziger Jahre 2

Titel: Science Fiction Anthologie Band 4 - Die Vierziger Jahre 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthologie
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trompetete Melor.
„Daher bin ich gezwungen, dir zu folgen, wenn ich gegen eine Person mit verschlossenen Gedanken antrete.“ „Das ist einfach. Ich kann dir sagen, wenn Haß, Furcht
oder freundschaftliche Gefühle bei jemandem auftauchen.“ „Genau das, was ich brauche“, sagte Harold enthusiastisch. „Meine Lebensform hat ihre Schwächen, genauso
wie ihre Stärken, und wir halten uns das immer wieder vor
Augen. Das letztemal, als einige von uns das vergessen haben, hielten sie sich für eine Kollektivform von Gott. Verblendung führt zum Tod.“
Seine Zunge spielte wie in Gedanken mit einem Zahn,
während sein Blick zu dem Sender-Empfänger glitt, der in
einer Ecke des Raumes stand.
Bis zum Mittag geschah nichts mehr. Die beiden steckten den ganzen Vormittag zusammen, der Flüchtling bereit
und wachsam, sein Gastgeber unruhig und gedankenverloren still. Am Nachmittag schrillte das Fernsehgerät, und
Melor schaltete es ein.
Helman erschien auf dem Bildschirm. Er starrte geradewegs auf das zuschauende Paar, als sehe er sie genauso
deutlich wie sie ihn sehen konnten. Seine dunklen Züge
waren mürrisch.
„Dies ist eine speziell an das als Harold Harold-Myra
bekannte Subjekt gerichtete Fernsehsendung“, eröffnete
Helman, „oder an jeden Bürger, der illegalen Kontakt mit
ihm unterhält. Nehmen Sie zur Kenntnis, Harold HaroldMyra, daß eine Auflistung aller über Ihre Welt bekannten
Daten dem Exekutivrat vorgelegt wurde, der entschieden
hat, daß es im Interesse des Imperiums unumgänglich nötig
ist, Ihre Lebensform schnellstmöglich auszulöschen. Morgen nachmittag wird eine Order an alle erreichbaren
Kriegsschiffe ergehen, mit dem Befehl, Ihren Heimatplaneten unverzüglich anzufliegen und zu vernichten – es sei
denn, Sie hätten es sich in der Zwischenzeit anders überlegt
und wären zu neuen Verhandlungen bereit, was es dem
Exekutivrat ermöglichen würde, seine getroffene Entscheidung zu revidieren.“
Helman hielt inne, leckte sich die Lippen. Seine Miene
war die eines Mannes, der gerade eine schwere Rüge hat
einstecken müssen.
Er fuhr fort: „Diese Ansage wird in einer Stunde wiederholt werden. Zuschauer, die in Kontakt mit dem Flüchtling stehen, werden aufgefordert, diesen darauf hinzuweisen, da das die letzte Warnung sein wird.“ Sein Ärger vertiefte sich, als er endete: „Im Fall seiner unverzüglichen
Rückkehr wird der Legislativrat Gnade walten lassen denen gegenüber, die das Subjekt unterstützt haben.“ Der Bildschirm wurde leer.
„Matt in einem Zug“, sagte Melor düster. „Wir hatten dir
gesagt, es sei reine Zeitverschwendung, hier zu sitzen und
Verschwörungen zu planen. Früher oder später kriegen sie
jeden.“
„Es ist ein Schachspiel – und wir sind am Zug.“ „Nun gut – und wie sieht dein Zug aus?“
„Das weiß ich noch nicht. Wir müssen abwarten. Wenn
du lange genug am Kamin sitzen bleibst, wird der Nikolaus
herunterkommen.“
„Wer, im Namen der blauen Sonne, ist der Nikolaus?“
fragte Melor ratlos.
„Der Mann mit einer Million Lutscher.“
„Lutscher?“
„Dinge zum Lecken.“
„Oh, Kosmos!“ sagte Melor. „Welcher Wahnsinnige
möchte denn eine Million Dinge zum Lecken haben? Hat
das etwas zu tun mit deiner Bemerkung über geschickte
Zungen? Wenn ja, dann sind wir geleckt.“
„Vergiß es“, gab Harold zurück. „Ich spreche in Rätseln,
um mir die Zeit zu vertreiben.
Ein plötzlicher Schmerz pulsierte in seinem Kieferknochen. Er schrie auf, was den ohnehin schon nervösen Melor
zutiefst erschreckte. Er steckte zwei Finger in den Mund
und löste die Krone von einem der hinteren Backenzähne,
holte sie heraus und legte sie auf den Tisch. Ein kleiner
Kristallsplitter glitzerte im Inneren der Krone. Der Kristall
fluoreszierte. Melor betrachtete ihn fasziniert. Harold
schaltete mit einer raschen Bewegung den SenderEmpfänger ein und ließ ihn warmlaufen. Ein leises, hochfrequentes Pfeifen drang aus seinem kleinen Lautsprecher.
Er drehte den Kreisel langsam, das Pfeifen verstärkte sich,
wurde dann aber leiser und verschwand gänzlich. Vorsichtig tarierte er den Ring aus, um das Signal zurückzubringen, und drückte einen Knopf. Der Ton wurde lauter. „Diese Seite“, murmelte er und justierte den Kreisel in
der Nähe des zuschauenden Melor.
Er drehte den Ring wieder in die Position, in der das
Pfeifen verstummt war, dann schaltete er den Sender ein,
schwang seine gekrümmte Röhrenantenne, bis sie parallel
zur Ringantenne des Empfängers stand. Erneut

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