Science Fiction Anthologie Band 4 - Die Vierziger Jahre 2
überhaupt zu sehen. In einigen Fällen waren seine Züge in Erinnerung geblieben, jedoch nicht deren Bedeutung. Je länger er ging, desto sicherer fühlte er sich.
Im Stadtzentrum fand er einen kleinen, modern eingerichteten Laden mit technischen Gerätschaften. Das vereinfachte die Sachlage. Er hatte versucht, eine Möglichkeit zu finden, Melor für ihn einkaufen zu schicken, ohne seinen dummen Stoff, genannt Geld, zu benützen. Der Respekt des Linganers dafür entsprach seiner eigenen Verachtung, aber deshalb konnte er nicht verlangen, daß seine Unterstützer es zu seinen Gunsten ausgaben. Sein Instinkt, nicht seine vernünftige Vorstellungskraft, hatte ihm diese simple Ethik einer geldbeherrschten Welt gezeigt.
Beim Betreten des Geschäfts überflog er dessen Ausrüstung. Hier gab es einige Dinge, die er wollte, andere schienen sich seinen Vorstellungen gemäß umbauen zu lassen. Verschiedene Kulturen erdachten verschiedene Formen der Herstellung. Herkömmliche Stücke würden verändert werden müssen, um seinen fremdartigen Vorstellungen zu entsprechen, aber das einfachste Werkzeug sollte dafür genügen. Er überdachte alles Nötige und suchte sich die Stücke zusammen, wonach er alles gemeinsam dem Verkäufer aushändigte.
Letzterer, ein scharfsinniger Kerl, sah sich die Liste durch und sagte scharf: „Das Material kann zur Mikrowellenstrahlung verwendet werden.“
„Das ist mir bekannt“, sagte Harold kalt.
„Es darf nicht an die Öffentlichkeit verkauft werden, außer mit offizieller Genehmigung“, fuhr er fort. Dann, steif: „Haben Sie eine solche Genehmigung? Kann ich Ihre Identitätskarte sehen?“
Harold zeigte ihm die Karte.
„Ah“, flötete der Verkäufer, sein Verhalten änderte sich. „Die Polizei!“ Sein Lachen war gekünstelt und gezwungen.
„Ich wollte Ihnen keine Falle stellen. Ich kam, um mir etwas an nötiger Ausrüstung zu holen. Packen Sie es zusammen und geben Sie es mir. Ich habe wichtige Geschäfte und bin sehr in Eile.“
„Sicher, sicher.“ Hin und her huschend und ängstlich um Versöhnung bemüht, vervollständigte der Verkäufer die Ausrüstung und packte sie ein. Dann notierte er sorgfältig Name und Nummer von Hamids Identitätskarte. „Wir buchen das noch wie üblich beim Polizeihauptquartier ab?“
„Nein“, widersprach Harold. „Schreiben Sie es der Analytischen Abteilung des Einwandereramtes gut, Station drei.“
Mit zufriedenem Lächeln verließ er den Laden. Wenn der Bärtige die Rechnung bekam, dann konnte er sie in seinen Analysator stecken und zusehen, wie die Zeiger sich verbogen. Das erinnerte ihn, nun, da er gerade darüber nachdachte, daran, daß es kein allzu großes Verständnis für Humor auf dieser Welt gab.
Wieder wohlbehalten zurück im Apartment der Linganer, begann er, das Eingekaufte auszupacken und zu arbeiten. Seine Helfer waren ausgegangen. Er verschloß die Tür, konzentrierte sich auf seine Aufgabe und arbeitete mit einer Schnelligkeit und Zielstrebigkeit, die seine ehemaligen Fänger erstaunt haben würde. Als er etwa eine Stunde gearbeitet hatte, schrillte das Teleset lautstark, aber er ignorierte es und war noch immer in seine Arbeit vertieft, als die Linganer wenig später zurückkamen. Melor verschloß rasch und vorsichtig die Tür. „Sie machen sich wieder Gedanken wegen dir“, sagte er.
„Tun sie das?“
„Hast du nicht die Fernsehansage gehört?“
„Ich war zu beschäftigt“, erklärte Harold.
„Sie haben entdeckt, daß du die Identitätskarte eines Polizisten hast, und nicht die, die sie zuerst vermuteten. Sie haben die Korrektur und eine weitere Warnung durchgegeben. Der Sprecher war irgendwie verärgert.“
„Das wäre ich auch“, gab Harold zurück, „wenn ich an Sauertopfs Stelle wäre.“
Melors Augen, die die ganze Zeit abwesend auf der Menge Material geruht hatten, mit der Harold arbeitete, erkannten plötzlich, was sie da sahen.
„Heh, wo hast du das alles her?“ fragte er aufgeschreckt. „Warst du etwa draußen!“
„Sicher! Ich mußte diesen Plunder ja von irgendwo oder sonstwo herholen, und ich wußte keinen anderen Weg. Ich konnte es nicht herbeiwünschen. So weit haben wir uns doch noch nicht entwickelt – noch nicht!“ Er sah den unglücklichen Linganer an.
„Nimm’s nicht so schwer. Kein Grund, sich Sorgen zu machen. Ich war nur kurze Zeit draußen, ich hätte in dieser Stadt geboren und aufgewachsen sein können, nach all der Aufmerksamkeit, die man mir widmete.“
„Hoffentlich.“ Melor
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