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Science Fiction aus Deutschland

Science Fiction aus Deutschland

Titel: Science Fiction aus Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers und Ronald M. Hahn Hrsg.
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über eine Kartei beugte, arglos und ein wenig müde.
    »Er machte keine Fehler«, fuhr die Stimme fort, »schließlich hatte man ihn nicht umsonst als Bewährten ersten Grades eingestuft. Der Erste Aggressor selbst nahm Anteil an seiner Entwicklung.«
    Ronnegart kroch in sich zusammen. Jetzt erst fiel ihm auf, daß der Reporter in der Vergangenheit sprach, daß er über ihn wie über ein historisches Objekt sprach; als wäre er bereits tot. Was mochten sie mit ihm vorhaben? Würden sie ihn nach Brest schicken? Aber nein, dort würde er ein köstliches Leben führen, als Strafe ungeeignet für die Verfehlungen, die er begangen hatte. Mond oder Mars? Er konnte arbeiten, er konnte dem Staat nützlich sein, dem Ersten Aggressor auch nach der Verfehlung dienen. Er nahm sich vor, alle Kraft zusammenzuraffen, und wenn die Gelegenheit kam, den Vorschlag anzubringen. In der Zwischenzeit würden sie das Feuer schüren. Wie bequem war es doch, zu Hause zu sitzen und sich die Schauermärchen anzusehen, die allwöchentlich präsentiert wurden, den höchsten Index hatten, die meisten willigen Zuschauer verzeichneten. Er hatte die Schauprozesse immer gemocht, weil sie Enthüllungen und Sensationen versprachen, weil sie den Menschen in seiner privaten Hölle zeigten.
    »Der Höhepunkt seines Lebens kam, als er mit Würdenträgern der Aggression sprach.«
    Ronnegart in einer Gruppe Bewährter mit einigen Gallertwesen. Die Konkurrenz war scharf, jeder versuchte, den anderen auszustechen, versuchte zu brillieren. Es war nicht der größte Augenblick seines Lebens, er war sich entsetzlich klein und gedemütigt vorgekommen. Kein Funke von Größe sprang über, machte ihn zu einem der Ihren; was er kennenlernte, war die Kluft zu den Aggressoren, und sie war riesengroß.
    »Dies waren Ausschnitte aus dem Leben eines Verräters, meine Damen und Herren. Aber damit ist nicht alles gesagt.«
    Das Bild des Sprechers verschwand wieder, und auf dem Schirm erschien die Tür zu Ronnegarts Zimmer.
    Sie hatte einen weißen Rand und bestand aus Milchglas, hinter dem man Bewegungen sah. Plötzlich sprang sie auf, flog gegen die Wand, der Knall war mit dem Gong vermischt. Herein kamen Heisler, Ripp und die Maibaum. Ihnen folgte ein Aggressor, der sich lässig gegen die offene Türe lehnte. Heisler war ein bulliger Kerl, mit einem Gesicht wie ein Schlächter, buschigen Augenbrauen und rotem Haar. Seine Hände öffneten und schlossen sich, als halte er Ronnegart in ihnen. Er stellte sich an die Wand neben dem Fernseher. Ripp war dürr und bleich und schien nie an die Sonne zu kommen. Spitze Backenknochen stachen aus seinem Gesicht hervor, seine Augen waren wasserhell und mißtrauisch, und sein Haar war von einer faden Farbe. Die Maibaum mochte fünfzig Jahre alt sein, ihr Haar war grau und kraus, ihre Lippen wulstig und trocken, ihre Haut ledern, und in ihren Augen war ein boshaftes Leuchten. Sie blieb in der Mitte stehen und schien das Kommando zu haben.
    »Ronnegart«, sagte sie mit einer dünnen, häßlichen Stimme, »stehen Sie auf.«
    Dieser warf feinen hilflosen Blick zur Decke, zum Fernseher, der Spion kam ihm auf einmal recht menschlich vor. Er stand auf.
    »Stellen Sie sich vors Fenster«, kommandierte die Maibaum. Ronnegart runzelte die Stirne, folgte ihrem Befehl. Immerhin standen hier Menschen vor ihm, mit denen er reden konnte; dies waren keine Maschinen, die … Vielleicht.
    Sie setzte sich in den Sessel und schlug die Beine übereinander. Sie musterte den Raum, blickte in den Fernseher, der Ronnegart vor dem Fenster fixierte.
    »Wie stehen Sie zur Aggression?« fragte sie plötzlich ganz leise mit zischender Stimme.
    »Ich liebe den Ersten Aggressor«, sagte Ronnegart, ohne zu zögern. »Die Aggression war eine Wohltat für die Menschen. Durch die Aggressoren lernten sie ihre Intelligenz kennen und verwenden. Vorher hatten sie wie Tiere gelebt, nun wurden sie bewußt, denkende Wesen. Der Aggression verdanken die Menschen alles. Ohne die Aggressoren können die Menschen nicht leben.«
    »Sind Sie wirklich davon überzeugt?« grollte Heisler. »Kommt es Ihnen nicht eher vor, als wolle Oberst Beauregard als Sinnbild der Menschen unwürdig ihre Füße küssen?«
    »Nein. Er bringt die tiefe Dankbarkeit der Menschen zum Ausdruck.«
    »Sind Sie davon überzeugt, daß das System der Aggression das bestmögliche ist?«
    »Ganz ohne Zweifel«, zitierte Ronnegart, »denn ein besseres gab es nie.«
    »Glauben Sie, daß der Erste Aggressor sich irren

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