Scream Street - Die Zombiejagd - Band 4
niemanden, der uns einen Tunnel dorthin gräbt.«
Tim räusperte sich. »Doch, habt ihr...«
Rhesus zog ein Gefäß mit Glühwürmchen aus seinem Umhang und sah mithilfe ihres schwachen Lichts auf die Uhr. »Wir sind jetzt schon seit zwei Stunden hier«, stöhnte er, »und noch keinen Schritt näher ans Unterland gekommen!«
»Das weißt du doch gar nicht«, sagte Cleo und nahm die Erde entgegen, die Tim löste, indem er immer tiefer in den Boden grub. Cleo reichte die Erde nach hinten zu Luke weiter, der damit den Tunnel am anderen Ende wieder auffüllte. »Wir könnten schon fast da sein.«
»Quatsch!«, spottete Rhesus. »Wir sind bestimmt keine zwei oder drei Meter weit gekommen. Wenn das so weitergeht, brauchen wir noch Tage!«
Luke wischte sich mit seiner erdverdreckten Hand den Schweiß aus dem Gesicht. Einen Tunnel unter die Scream Street
zu graben, war schon anstrengend genug, auch ohne dass sich Rhesus und Cleo ständig in den Haaren lagen. »Wir wissen nicht, wie tief oder weit wir schon gekommen sind«, sagte er geduldig. »Ich schlage vor, dass wir im Moment auf Tims Instinkte vertrauen.«
»Auf Tims Instinkte?«, lachte Rhesus und warf die Hände. »Er gräbt einfach wahllos in die Tiefe. Dazu braucht man keine Zombie-Instinkte!«
»Fuchtel nicht so herum«, mahnte Luke. »Wir sind hier noch wesentlich länger, wenn du den Tunnel zum Einstürzen bringst und wir lebendig begraben werden.«
Ohne darauf einzugehen, schimpfte Rhesus weiter. »Ich sage doch nur, dass wir tiefer als das Abwassersytem kommen müssen, wenn wir überhaupt irgendwohin gelangen wollen.« Der Vampir unterstrich
seine Bemerkung, indem er mit der Faust nach unten hieb. Sein Arm krachte durch den Tunnelboden, sodass sich plötzlich ein Loch öffnete. Noch bevor Rhesus schockiert aufschreien konnte, stürzte er ins Nichts.
Geistesgegenwärtg sprang Luke nach vorne und erwischte das Handgelenk seines Freundes, der durch die Öffnung rutschte.
»Nicht loslassen!«, rief Rhesus panisch. Seine Stimme hallte im Tunnel über ihm wider. Als er einen Blick nach unten riskierte, entdeckte er, dass er hoch über dem Erdboden einer anderen Welt baumelte. Der Himmel dort war von einem tiefen pulsierenden Rot, und Lukes Arm schien den seinigen durch eine Schicht wirbelnder pflaumenfarbener Wolken zu halten.
Luke, Cleo und Tim zogen Rhesus mit vereinten Kräften zurück nach oben. Der
Vampir rang nach Atem. »Das Unterland«, stieß er hervor. »Wir sind da!«
»Das Einzige, was ich sehen kann, ist so eine Art dunkelroter Nebel«, stellte Cleo fest, die durch das Loch spähte.
»Glaubt mir, es ist da unten«, meinte Rhesus. »Ganz tief da unten.«
»Aber wir sind doch erst ein paar Meter weit gekommen«, gab Luke zu bedenken. »Das hast du doch selbst gesagt.«
Rhesus zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht, wie es passiert ist, aber wir sind eindeutig nicht mehr unterhalb der Scream Street.«
»Ich glaube, ich kann ein bisschen Licht in die Sache bringen«, meldete sich da eine gedämpfte Stimme zu Wort. Luke zog Stolpersteins Geschichten aus der Scream Street aus seiner Hosentasche und lehnte das Buch an die Tunnelwand. Der Verfasser des Buchs wurde in das geheimnisvolle dunkelrote Licht getaucht, das von unten zu ihnen drang. »Anscheinend seid ihr zufällig an eine der Zauberluken geraten, die von G.H.U.L. für die Zombies angelegt wurden, damit sie Deadstock erreichen können.«
»Zauberluken?«, wunderte sich Luke.
»Die Packer müssen Familien oft über beträchtliche Distanzen hinweg umsiedeln«, erklärte Stolperstein. »Eine solche Zauberluke
erlaubt es ihnen, ganz bequem von einer G.H.U.L.-Gemeinde zur nächsten zu reisen. Habt ihr nicht gehört, wie der Bandsänger vorhin sagte, dass sie selbst durch eine davon heute Morgen zur Scream Street gelangt sind?«
»Das heißt also, dass wir magisch hierhertransportiert wurden, so wie Schrammhirn?«, fragte Cleo.
»Es wäre vielleicht korrekter zu sagen, dass ihr über eine magische Abkürzung gestolpert seid«, meinte Stolperstein. »Doch am Ende läuft es auf das Gleiche hinaus.«
»Das ist ja alles hochinteressant«, sagte Rhesus, »aber es hilft uns nicht bei der Frage weiter, wie wir dort runterkommen. Wir befinden uns auf Wolkenhöhe, und ich persönlich habe keine Lust, im freien Fall runterzustürzen.«
»Hast du denn kein Seil in deinem Umhang?«, erkundigte sich Luke.
»Doch, aber keins, das lang genug ist.«
Seufzend machte sich Cleo daran, die Bandagen an
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