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SdG 04 - Die eisige Zeit

SdG 04 - Die eisige Zeit

Titel: SdG 04 - Die eisige Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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erzählt?«
    »Unsere Schultermänner haben sie in ihren Träumen gesehen. Die Geister flüstern ihnen zu und warnen sie vor der Bedrohung. Der Weiße Clan hat einen Kriegshäuptling gewählt – unseren Vater – und wartet jetzt ab, was passiert. Aber unser Vater wüsste gerne, wer sein Feind ist, deshalb hat er seine Kinder hinunter in die Ebene geschickt.«
    Grantl grübelte über diese Worte nach, während er zusah, wie das Feuer allmählich erlosch. »Wird dein Vater, der Kriegshäuptling der Weißgesichter, die Clans nach Süden führen? Wenn Capustan belagert wird, werden die capanischen Gebiete euren Überfällen schutzlos ausgeliefert sein, zumindest solange die Pannionier ihren Eroberungszug nicht erfolgreich beendet haben.«
    »Unser Vater hat keine Pläne, uns nach Süden zu führen, Karawanenführer.« Sie spuckte ein zweites Mal ins Feuer. »Der pannionische Krieg wird eines Tages zu uns kommen. Das haben die Schultermänner aus ihren Bhederin-Knochen herausgelesen. Und dann wird es Krieg geben.«
    »Wenn diese Dämonen Voraustruppen der pannionischen Streitkräfte sind …«
    »Dann werden wir wissen, dass die Zeit gekommen ist, wenn sie das erste Mal in unseren Bergfesten auftauchen.«
    »Um zu kämpfen«, murmelte Grantl. »Das, was euch am besten gefällt.«
    »Ja, aber jetzt will ich dich reiten.«
    Mich reiten? Für mich hört sich das eher nach bewusstlos schlagen an. Nun gut … »Welcher Mann könnte zu so einem freundlichen Angebot wohl Nein sagen.«
    Hetan stand auf, ihre Decken in den Armen. »Komm mit, und beeil dich.«
    »Leider«, erwiderte er, während er sich bedächtig aufrappelte, »beeile ich mich nie, wie du schon bald feststellen wirst.«
    »Morgen Nacht werde ich deinen Freund reiten.«
    »In seinen Träumen tust du das schon heute Nacht, meine Liebe.«
    Sie nickte ernst. »Er hat große Hände.«
    »Stimmt.«
    »Genau wie du.«
    »Ich habe gedacht, du hättest es eilig, Hetan.«
    »Das habe ich auch. Lass uns gehen.«
     
    Die Barghast-Kette im Norden rückte allmählich näher, während der Tag langsam verstrich, wurde von einem entfernten Gebirge zu verwitterten, buckligen Hügeln. Viele der Hügel, die an die Karawanenroute nach Capustan grenzten, waren geheiligte Stätten, auf deren Kuppen die umgekehrten Baumstämme zu sehen waren, die nach dem Brauch der Barghast dazu dienten, die Geister zu verankern – so in etwa erklärte es zumindest Hetan, während sie neben Grantl, der sein Pferd am Zügel führte, dahinschritt. Zwar hatte der Karawanenführer wenig Interesse an religiösen Bräuchen, doch er musste sich eingestehen, dass es ihn schon ein wenig neugierig machte, warum die Barghast Bäume verkehrt herum auf Hügelkuppen eingruben.
    »Sterbliche Seelen sind wild«, sagte sie und spuckte aus, um ihren Worten mehr Nachdruck zu verleihen. »Viele müssen unterdrückt werden, um sie davon abzuhalten herumzuspuken. Aus diesem Grund werden die Eichen vom Norden hierher gebracht. Die Schultermänner schnitzen magische Symbole in ihre Stämme. Derjenige, der begraben werden soll, wird unter den Stamm gesteckt. Auch Geister werden angelockt, als Wächter, und andere Fallen werden am Rand des dunklen Kreises aufgestellt. Trotzdem können die Seelen manchmal entkommen – gefangen in einer der Fallen, aber dennoch in der Lage, durch das Land zu reisen. Diejenigen, die zu den Clans zurückkehren, bei denen sie einst gelebt haben, werden schnell vernichtet, also haben sie gelernt, wegzubleiben – hier, in diesem Tiefland. Manchmal bewahrt sich solch eine Stockschlinge eine gewisse Loyalität zu ihren sterblichen Verwandten und schickt unseren Schultermännern Träume, um uns vor Gefahren zu warnen.«
    »Eine Stockschlinge hast du es genannt. Was soll das bedeuten?«
    »Du wirst es wahrscheinlich mit eigenen Augen sehen«, erwiderte sie schulterzuckend.
    »War es eine dieser Stockschlingen, die die Träume von diesen Dämonen geschickt hat?«
    »Ja, aber auch andere Geister. Dass so viele versucht haben, uns zu erreichen …«
    Deutete daraufhin, dass die Bedrohung tatsächlich existiert, klar, ich verstehe. Er ließ den Blick über die leere Landschaft vor ihnen schweifen und fragte sich, was da draußen wohl sein mochte.
    Stonny ritt fünfzig Schritte voraus. Im Augenblick konnte Grantl sie nicht sehen, da der Pfad um einen von Felsblöcken übersäten Hügel herumführte und dreißig Schritte vor ihnen außer Sicht geriet. Sie hatte ein Talent dafür, seine Anweisungen zu

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