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SdG 04 - Die eisige Zeit

SdG 04 - Die eisige Zeit

Titel: SdG 04 - Die eisige Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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herumgelungert, während Harllo und Stonny den Wagen mitsamt seinem Insassen einen Glockenschlag vor der Morgendämmerung aus der Stadt gefahren hatten. Er schätzte, dass sie inzwischen bereits mindestens zwei Längen auf der Flussstraße zurückgelegt hatten.
    Die meisten Banditen, die auf der ersten Hälfte der Strecke nach Capustan ihr Unwesen trieben, hatten ihr Hauptquartier in Saltoan – die zweite Hälfte der Strecke, auf capanischem Gebiet, war unendlich viel sicherer. Beobachter hingen am Sonnenaufgangstor herum, um sich die Karawanen anzusehen, die nach Osten unterwegs waren, genau wie ihre Gegenstücke, die er an der westlichen Mauer, beim Sonnenuntergangstor, gesehen hatte, und die ein Auge auf die Karawanen gehabt hatten, die nach Darujhistan unterwegs waren. Grantl hatte gewartet, um zu sehen, ob irgendwelche Banden einen Überfall auf Keruli und seine Begleiter planten, doch niemand war aufgebrochen, um sie zu verfolgen; also schienen sich alle daran zu halten, dass ihnen eine sichere Durchfahrt garantiert worden war. Es lag allerdings nicht in Grantls Natur, Diebe beim Wort zu nehmen.
    Er trieb sein Pferd zum leichten Galopp an, um den Fliegenschwärmen von Wegstadt zu entgehen, ließ – verfolgt von halbwilden, kläffenden Hunden – die Barackensiedlung schnell hinter sich und ritt auf die offene, felsige Straße entlang des Flusses hinaus. Die sanft gewellte, grasbewachsene Weitblick-Ebene erstreckte sich bis zur fernen Barghast-Kette zu seiner Linken. Zu seiner Rechten erhob sich ein größtenteils mit Gras überwucherter Wall aus grob aufeinander geschichteten Steinen, und dahinter lag das schilfbestandene Schwemmland des Flusses.
    Die Hunde ließen ein paar hundert Schritte außerhalb von Wegstadt von ihm ab, und der Karawanenführer war nun allein auf der Straße. Es würde nicht mehr lange dauern, und die Karawanenroute würde verschwinden, wie er sich erinnerte; der Damm zu seiner Rechten würde niedriger und die Straße selbst würde zu einer holprigen, sandigen Grasnarbe voller Ameisenhaufen, ausgebleichtem Treibholz und gelben Grasbüscheln werden, von der die Frühjahrsfluten jedes Jahr die Wagenfurchen wischten. Es bestand natürlich trotzdem keine Gefahr, sich zu verirren, so lange man in Sichtweite des Catlin blieb.
    Weniger als eine Länge weiter stieß er auf die Leichen. Die Straßenräuber hatten ihren Hinterhalt perfekt geplant und sich eine hervorragend geeignete Stelle ausgesucht – sie waren aus einem tief eingeschnittenen, nur zeitweilig Wasser führenden Flussarm aufgetaucht und hatten den Wagen ihrer Opfer zweifellos in wenigen Augenblicken umzingelt. Doch es schien, als hätte ihnen ihre ganze Planung nichts genützt. Ihre höchstens zwei oder drei Tage alten, aufgedunsenen und von der Sonne fast schwarz verbrannten Leichen lagen überall links und rechts des Weges. Schwerter, Lanzenspitzen, Schnallen und alles andere, was aus Metall bestanden hatte, war geschmolzen, als wäre es einer schrecklichen Hitze ausgesetzt gewesen, doch Kleidung und Lederriemen wiesen keinerlei Brandspuren auf. Einige der Banditen trugen Sporen an den Stiefeln, und tatsächlich hätten sie ohne Pferde niemals so weit hier herauskommen können, doch von den Tieren war nichts zu sehen.
    Grantl stieg von seinem Pferd und wanderte von einem Toten zum anderen, wobei er bemerkte, dass die Spuren von Kerulis Wagen – auch seine Freunde hatten anscheinend Halt gemacht, um den Schauplatz des Überfalls zu untersuchen – die eines anderen Gefährts überlagerten. Eines breiteren, schwereren Wagens, der von Ochsen gezogen wurde.
    Ich bezweifle, dass Buke auch nur sein Schwert ziehen musste …
    Der Karawanenführer stieg wieder in den Sattel und setzte seinen Ritt fort.
    Eine halbe Länge weiter erspähte er den Wagen mit Keruli und seinen Kameraden, und kurze Zeit später hatte er sie eingeholt.
    Harllo nickte ihm zu. »Ein schöner Tag, findest du nicht auch, Grantl?«
    »Stimmt. Nicht eine Wolke am Himmel. Wo ist Stonny?«
    »Hat sich eines der Pferde genommen und ist vorausgeritten. Sie müsste eigentlich bald zurück sein.«
    »Warum hat sie das getan?«
    »Sie wollte sich nur vergewissern, dass der Lagerplatz nicht … äh, besetzt ist. Ah, da kommt sie ja.«
    Grantl begrüßte sie mit einem finsteren Blick, als sie vor ihnen ihr Pferd zügelte. »Das war eine verdammt dumme Idee, Stonny.«
    »Diese ganze Reise ist dumm, wenn du mich fragst. Es sind drei Barghast am Lagerplatz – und nein, sie

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