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SdG 04 - Die eisige Zeit

SdG 04 - Die eisige Zeit

Titel: SdG 04 - Die eisige Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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missachten, was ihn ziemlich nervös machte – er hatte verlangt, dass sie immer in Sichtkontakt blieben. Die beiden Barghast-Brüder streiften an den Seiten entlang; sie flankierten den Wagen in einer Entfernung, die sich abhängig von den Bodenverhältnissen immer wieder änderte. Cafal hatte die Landseite übernommen und lief den Hang des gleichen Hügels hinauf. Netok wanderte am sandigen Ufer des Flusses entlang, umgeben von einer Wolke aus Mücken, die mit jedem Schritt größer und dichter zu werden schien. In Anbetracht der beängstigend dicken, ranzigen Fettschicht, mit der die Barghast sich einschmierten, vermutete Grantl, dass diese Insekten eine erhebliche Enttäuschung erlebten – von einem warmen Körper angezogen, aber nicht willens oder dazu in der Lage, sich auf ihm niederzulassen.
    Das Fett hatte in der vergangenen Nacht eine besondere Herausforderung dargestellt, erinnerte sich Grantl, doch er hatte es trotzdem geschafft und hatte jetzt eine beachtliche Sammlung blauer Flecken, Kratzer und Bisswunden als Beweis vorzuweisen. Hetan war überaus … energisch gewesen – Cafal stieß einen Schrei aus. Im gleichen Augenblick tauchte Stonny wieder auf. Der leichte Galopp, in dem sie sich näherte, beruhigte die Nerven des Karawanenführers etwas, obwohl klar war, dass sowohl sie als auch der Barghast auf dem Hügel etwas entdeckt hatten. Er warf einen Blick zu Cafal hinüber, der sich jetzt tief duckte; seine Aufmerksamkeit war auf etwas gerichtet, was sich weiter vorn auf dem Pfad befinden musste, doch er hatte seine Waffen nicht gezogen.
    Stonny zügelte ihr Pferd; ihre Miene war verschlossen. »Da vorn liegt Bauchelains Wagen. Er ist … beschädigt. Es muss einen Kampf gegeben haben. Einen ziemlich üblen Kampf.«
    »Hast du irgendjemand gesehen?«
    »Nein, nur die Ochsen, die allerdings seelenruhig dastehen. Es sind auch keine Leichen zu sehen.«
    Hetan blickte zu ihrem Bruder auf dem Hügel hinüber, und er schaute zurück. Sie machte ein halbes Dutzend Gesten mit den Händen, und Gafal zog eine Lanze aus seinem Bündel und trottete weiter, verschwand außer Sicht.
    »In Ordnung«, seufzte Grantl. »Zieht die Waffen – und dann lasst uns losgehen und einen Blick auf das Ding werfen.«
    »Willst du, dass ich zurückbleibe?«, fragte Harllo vom Kutschbock her.
    »Nein.«
    Als sie um den Hügel herumkamen, sahen sie, dass der Pfad sich jetzt wieder vor ihnen öffnete, das Land zu beiden Seiten hin flacher wurde. Vierzig Schritte vor ihnen lag Bauchelains und Korbal Broachs gewaltiger Wagen auf der Seite; ein Hinterrad war vollständig abgerissen und in unzählige Einzelteile zerbrochen. Die vier Ochsen standen ein paar Schritte weiter grasend auf der Ebene. Streifen verbrannter Erde zogen sich von dem Wagen aus in alle Richtungen, und die Luft roch nach Zauberei. Ein flacher Erdhügel direkt hinter dem Wagen war aufgerissen, der verkehrt herum eingegrabene Baumstamm war herausgerissen und zerschmettert worden, als hätte ihn der Blitz getroffen. Noch immer stieg Rauch aus der klaffenden Grube, die einst eine Grabkammer gewesen war. Cafal war gerade dabei, sich der Stelle vorsichtig zu nähern, wobei seine linke Hand abwehrende Gesten in der Luft vollführte, während in seiner Rechten die wurfbereite Lanze lag.
    Netok kam vom Flussufer herübergerannt, eine langstielige Axt in den Händen. Er machte bei seiner Schwester Halt. »Irgendetwas ist frei«, grollte er, und seine kleinen Augen standen keinen Augenblick still.
    »Und es ist immer noch in der Nähe«, sagte Hetan nickend. »Decke die Flanke deines Bruders.«
    Er trottete davon.
    Grantl schob sich an sie heran. »Dieses Grab da … ihr meint, dass ein … Geist freigekommen ist.«
    »Hm.«
    Die Barghast zog ein Schwert mit hakenförmiger Klinge und ging langsam auf den Wagen zu. Der Karawanenführer folgte ihr.
    Stonny lenkte ihr Pferd zurück und nahm eine Verteidigungsposition neben Kerulis Gefährt ein.
    In die Seite von Bauchelains und Korbal Broachs Wagen war ein wüstes Loch gerissen worden; die ausgefransten Ränder schienen Spuren von Schwerthieben aufzuweisen, doch die Klingen, die so etwas verursacht hatten, mussten größer sein als alle, die Grantl bisher gesehen hatte. Er kletterte an dem Wagen hoch, um ins Innere zu blicken, wobei er sich gleichzeitig davor fürchtete, was er wohl entdecken würde.
    Der Wagen war leer – das hieß, es lagen keine Leichen im Innern. Die lederverkleideten Wände waren zerfetzt, die verzierten

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