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SdG 04 - Die eisige Zeit

SdG 04 - Die eisige Zeit

Titel: SdG 04 - Die eisige Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Ihr, was Ihr da seht, Karawanenführer?«
    »Klar. Ich bin kein Idiot. Da ist ein Loch in der Erde.«
    »Wie witzig. Hier stand einst ein Hügelgrab. Und in diesem Grab war ein Jaghut-Tyrann angekettet.«
    »Er war angekettet …«
    »In der Tat. Ein weit entferntes Imperium hat sich eingemischt – zumindest habe ich etwas in der Richtung gehört. Und gemeinsam mit einem T’lan Imass ist es ihnen gelungen, die Kreatur zu befreien.«
    »Ihr schenkt diesen Geschichten also Glauben«, sagte Grantl. »Aber wenn so etwas tatsächlich geschehen ist – was im Namen des Vermummten ist dann aus dieser Kreatur geworden?«
    »Das haben wir uns auch gefragt, Karawanenführer. Wir sind Fremde auf diesem Kontinent. Bis vor wenigen Wochen hatten wir noch nie von einem malazanischen Imperium gehört, oder von der wunderbaren Stadt namens Darujhistan. Doch während unseres allzu kurzen Aufenthalts hier haben wir die ganze Zeit Geschichten von Dingen gehört, die sich erst vor kurzem ereignet haben. Von Dämonen, Drachen, Assassinen. Und von dem Azath-Haus namens Finnest, das noch nicht betreten werden kann, das aber nichtsdestotrotz bereits besetzt scheint – wir haben ihm natürlich einen Besuch abgestattet. Außerdem haben wir auch noch Geschichten über eine fliegende Festung gehört, die Mondbrut genannt wird, und die einst über der Stadt geschwebt haben soll – «
    »Oh ja, das habe ich mit eigenen Augen gesehen. Sie ist verschwunden, einen Tag, bevor ich die Stadt verlassen habe.«
    Bauchelain seufzte. »Leider scheint es, als wären wir zu spät gekommen, um diese höchst wunderbaren Dinge mit eigenen Augen zu sehen. Ich habe erfahren, dass ein Lord der Tiste Andii über Mondbrut herrschen soll.«
    Grantl zuckte die Schultern. »Wenn Ihr es sagt. Ich persönlich halte nichts von Klatsch und Tratsch.«
    Jetzt endlich wurde der Blick des Mannes hart.
    Der Karawanenführer lächelte innerlich.
    »Klatsch und Tratsch. In der Tat.«
    »Und das hier wolltet Ihr mir zeigen? Dieses … Loch?«
    Bauchelain zog eine Augenbraue in die Höhe. »Nun, eigentlich geht es um mehr. Dieses Loch ist nichts weiter als der Eingang. Wir beabsichtigen, dem Grab des Jaghut, das darunter liegt, einen Besuch abzustatten.«
    »Dann sei Oponns Segen mit Euch«, erwiderte Grantl und wandte sich zum Gehen.
    »Ich könnte mir vorstellen«, meinte der Mann hinter ihm, »dass Euer Auftraggeber Euch dringend bitten würde, uns zu begleiten.«
    »Er kann mich so oft und so dringend bitten, wie er will«, entgegnete der Karawanenführer, »ich habe keinen Kontrakt abgeschlossen, der mich verpflichtet, in einen Schlammtümpel zu tauchen.«
    »Wir haben keineswegs die Absicht, uns von Kopf bis Fuß mit Schlamm zu beschmieren.«
    Grantl drehte sich um und warf einen Blick zurück; ein schiefes Grinsen lag auf seinem Gesicht. »Das war nur eine Metapher, Bauchelain. Ich entschuldige mich, falls Ihr meine Worte missverstanden haben solltet.« Er drehte sich wieder um und stapfte auf den Ziegenpfad zu. Dann blieb er plötzlich stehen. »Ihr wolltet Mondbrut sehen, meine Herren?« Er deutete zum Himmel hinauf.
    Wie eine sich auftürmende schwarze Wolke stand die Basaltfestung tief über dem südlichen Horizont.
    Die Kiesel auf dem Pfad knirschten unter Stiefelsohlen und schnellen Schritten, und plötzlich standen die beiden Männer rechts und links von Grantl und betrachteten den weit entfernten fliegenden Berg.
    »Ihre Größe ist schwer zu bestimmen«, murmelte Bauchelain. »Wie weit ist sie von uns entfernt?«
    »Ich würde sagen eine Länge, vielleicht auch mehr. Glaubt mir, meine Herren, für meinen Geschmack ist das nah genug. Ich bin in Darujhistan im Schatten dieses Dings herumgelaufen – das hat sich eine ganze Weile kaum vermeiden lassen –, und glaubt mir, es ist kein besonders tröstliches Gefühl.«
    »Das kann ich mir gut vorstellen. Was macht die fliegende Festung hier?«
    Grantl zuckte die Schultern. »Sie scheint in Richtung Südosten unterwegs zu sein – «
    »Daher die Schräglage …«
    »Nein. Die Festung wurde über Fahl beschädigt. Von Magiern des malazanischen Imperiums.«
    »Dann haben diese Magier eine beeindruckende Leistung vollbracht.«
    »Sie sind dabei umgekommen. Naja, die meisten von ihnen. Habe ich gehört. Aber auch wenn sie es geschafft haben, Mondbrut zu beschädigen, so ist dem Lord doch nichts geschehen. Wenn Ihr es ›beeindruckend‹ nennen wollt, ein Loch in einen Zaun zu treten, bevor der Mann, dem das Haus gehört,

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