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SdG 04 - Die eisige Zeit

SdG 04 - Die eisige Zeit

Titel: SdG 04 - Die eisige Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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und das war mehr als eine Mannshöhe weit –, setzte sich die Schicht aus Obsidian unter der Oberfläche fort. Dass von den Hügeln überhaupt noch etwas zu sehen war, bedeutete, dass sie groß sein mussten – eher Kuppeln als Bienenstock-Gräber. »Was auch immer es ist«, murmelte er vor sich hin, »es gefällt mir nicht.«
    Er blieb stehen, dachte nach, ließ die Ereignisse, die ihn in diese … unglückliche Situation gebracht hatten, vor seinem geistigen Auge vorüberziehen. Man könnte sagen, dass alles mit dem tödlichen Regen aus Mondbrut begonnen hatte. Feuer und Schmerz, der Verlust eines Auges, der Kuss des Trümmerstücks, der eine wüste, entstellende Narbe in einem jungen, dem Vernehmen nach gut aussehenden Gesicht zurückgelassen hatte.
    Ein Ritt nach Norden, über die Ebene, um Mandata Lorn abzuholen, ein Handgemenge mit Ilgres-Barghast. Zurück in Fahl dann noch mehr Ärger. Lorn hatte die Zügel angezogen, hatte ihn wieder in seiner alten Rolle als Kurier der Klaue eingesetzt. Kurier? Lass uns offen sprechen, Toc, vor allem, wenn du Selbstgespräche führst. Du warst ein Spion. Aber du hattest dich verändert. Du warst Kundschafter in Einarms Heer. Nur das und nichts anderes, bis Mandata Lorn aufgetaucht ist. Es hatte Ärger gegeben in Fahl. Zuerst mit Flickenseel, dann mit Hauptmann Paran. Flucht und Verfolgung. »Was für ein Durcheinander«, murmelte er.
    Lockes Hinterhalt hatte ihn wie eine lästige Fliege in irgendein bösartiges Gewirr geschleudert. Wo ich … verweilt habe. Glaube ich zumindest. Der Vermummte soll mich holen, es wird Zeit, wieder wie ein Soldat zu denken. Finde heraus, wo du dich befindest, triff keine überstürzten Entscheidungen. Denke ans Überleben, hier an diesem fremdartigen, unfreundlichen Ort …
    Er nahm seinen Marsch zu dem in der Mitte gelegenen Hügel wieder auf. Auch wenn er nur sehr sanft anstieg, war er doch mindestens dreifach mannshoch. Sein Husten wurde schlimmer, als er den Hang hinaufschlurfte.
    Doch die Anstrengung wurde belohnt. Auf der Kuppe fand er sich im Zentrum eines Kreises aus kleineren Hügeln. Direkt voraus, dreihundert Schritt jenseits des Kreises und im Dunst fast schon nicht mehr zu erkennen, erhoben sich die knochigen Vorsprünge grau umhüllter Hügel. Etwas näher und mehr zu seiner Linken stand die Ruine eines steinernen Turms. Der Himmel hinter dem Turm glomm in einem widerwärtigen rötlichen Ton.
    Toc warf einen Blick zur Sonne hinauf. Als er aufgewacht war, hatte sie auf etwas mehr als drei Viertel des Rades gestanden; jetzt stand sie genau über ihm. Er war in der Lage sich zu orientieren. Die Hügel lagen im Nordwesten, der Turm fast genau im Westen.
    Sein Blick wurde erneut von dem rötlichen Rand am Himmel hinter dem Turm angezogen. Ja, er pulsierte tatsächlich, regelmäßig wie ein Herzschlag. Toc kratzte an dem Narbengewebe, das seine linke Augenhöhle bedeckte, zuckte zusammen, als zur Antwort Farben in seinem Kopf erblühten. Das ist Zauberei da drüben. Bei den Göttern, ich entwickle allmählich einen tiefen Hass auf jede Art von Zauberei.
    Einen Augenblick später wurde seine Aufmerksamkeit von anderen Dingen angezogen, die sich näher an seinem Standort befanden. Der nördliche Hang des zentralen Grabhügels wurde von einer tiefen Grube mit ausgefransten, glitzernden Rändern verunstaltet. Ein Haufen behauener Steine, die immer noch Flecken von roter Farbe aufwiesen, lag an seinem Fuß. Es dauerte einige Zeit, ehe Toc begriff, dass dieser Krater nicht das Werk von Grabräubern war. Wer oder was auch immer ihn geschaffen hatte, hatte sich mit roher Gewalt aus dem Grab herausgedrängt. Anscheinend schlafen an diesem Ort noch nicht einmal die Toten ewig. Einen kurzen Moment lang verspürte er Nervosität, dann zuckte er die Achseln und stieß einen leisen Fluch aus. Du hast schon Schlimmeres erlebt, Soldat. Denk an den T’lan Imass, der sich mit der Mandata zusammengetan hatte. Eine lakonische Dörrpflaume auf zwei Beinen, Beru behüte uns alle. Verschleierte Augenhöhlen, in denen noch nicht einmal ein Hauch von Barmherzigkeit zu erkennen ist. Das Ding hat einen Barghast aufgespießt, wie ein Rhivi es mit einem Keiler der Ebene tun würde.
    Während er mit seinem einen Auge immer noch den Krater in der Flanke des Hügels musterte, verweilten seine Gedanken bei Lorn und ihrem untoten Begleiter. Sie hatten vorgehabt, solch eine ruhelose Kreatur zu befreien, eine wilde, gewalttätige Macht auf das Land loszulassen. Er

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