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SdG 04 - Die eisige Zeit

SdG 04 - Die eisige Zeit

Titel: SdG 04 - Die eisige Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Ausnahme. Mir ist außerdem bewusst«, fuhr er fort, »dass sie auch, was die Brückenverbrenner angeht, keine Ausnahme ist.«
    »Mir scheint, Euer Lehrer hat Euch gut unterrichtet«, murmelte Elster.
    Paran runzelte die Stirn. »Wie meint Ihr das?«
    »Seine Respektlosigkeit gegenüber jeder Art von Autorität hat auf Euch abgefärbt, Hauptmann. Ihr habt gerade Euren Kommandanten unterbrochen.«
    »Oh … äh, ich bitte um Entschuldigung. Ich vergesse immer wieder, dass Ihr kein Sergeant mehr seid.«
    »Da geht es Euch wie mir, und deshalb brauche ich Frauen und Männer wie Euch, die alles in Ordnung bringen.« Der Veteran wandte sich an Fäustel: »Merk dir, was ich gesagt habe, Heiler.«
    »Jawohl, Kommandant.«
    Elster warf Paran noch einmal einen Blick zu. »Dieses ›Beeilt euch und wartet dann‹ war eine gute Idee, Hauptmann. Soldaten lieben es, wenn man sie ein bisschen schmoren lässt.«
    Paran blickte ihm nach, als er in Richtung auf das Torhaus davonging, und sagte dann zu Fäustel: »Was deine private Unterhaltung mit dem Kommandanten angeht, Heiler – gibt es da etwas, was ich wissen sollte?«
    Fäustel blinzelte schläfrig. »Nein, Hauptmann.«
    »Gut. Du kannst jetzt zu deinem Trupp zurückkehren.«
    »Jawohl, Hauptmann.«
    Als Paran allein war, gestattete er sich einen tiefen Seufzer. Achtunddreißig verbitterte, aufgebrachte Veteranen, die schon zweimal betrogen worden sind. Ich hatte mit dem Verrat bei der Belagerung von Fahl nichts zu tun, und dass Laseen uns zu Ausgestoßenen erklärt hat, trifft mich ebenso wie sie. Nichts von alledem kann man mir zur Last legen, aber sie tun es trotzdem.
    Er rieb sich die Augen. Schlaf war zu etwas … etwas Unwillkommenem geworden. Nacht um Nacht, seit sie aus Darujhistan geflohen waren … Schmerzen – und Träume, nein, Albträume. Bei den Göttern … Er verbrachte die Stunden, in denen es dunkel war, zusammengekrümmt unter seinen Decken, das Blut raste durch seine Adern, scharfe Säure brodelte in seinem Magen, und wenn er schließlich wegdämmerte, war sein Schlaf unstet, von Träumen erfüllt, in denen er rannte. In denen er auf allen vieren rannte. Und dann ertrank.
    Es ist das Blut des Schattenhundes, das noch immer unvermindert in meinen Adern kreist. Es muss so sein.
    Er hatte mehr als einmal versucht, sich zu sagen, dass das Blut des Schattenhundes auch die Quelle seiner Paranoia war. Der Gedanke brachte ein säuerliches Grinsen auf seine Lippen. Es ist nicht wahr. Was ich fürchte, ist nur allzu wirklich. Noch schlimmer ist allerdings dieses überwältigende Gefühl des Verlustes … verbunden mit der Unfähigkeit, irgendjemandem zu trauen. Doch was soll ich ohne all das noch in dem Leben sehen, das mich erwartet? Nichts außer Einsamkeit, und daher nichts, was noch irgendeinen Wert hätte. Und jetzt kommen noch all diese Stimmen hinzu … sie erzählen flüsternd von Flucht. Flucht …
    Er schüttelte sich, spuckte den säuerlichen Schleim aus, der sich in seiner Kehle gesammelt hatte. Denke an das andere, die andere Szene. Die einzelne, verwirrende Szene. Erinnere dich an die Stimme, die du gehört hast, Paran. Es war Flickenseels Stimme. Damals hast du nicht daran gezweifelt, warum tust du es dann jetzt? Sie lebt. Irgendwie, auf irgendeine Weise ist die Zauberin am Leben …
    Ah, diese Schmerzen! Ein Kind, das in der Dunkelheit schreit, ein Hund, der vor Kummer heult. Eine Seele, die inmitten einer Wunde festgenagelt ist … Und da habe ich das Gefühl, dass ich allein bin? Bei den Göttern, ich wünschte, ich wäre es wirklich!
    Elster betrat das Torhaus, zog die Tür hinter sich zu und schritt zum Pult des Schreibers hinüber. Er lehnte sich dagegen, streckte das schmerzende Bein. Sein Seufzen klang, als lockere sich bei dieser Bewegung eine endlose Reihe von Knoten, und als es vorbei war, zitterte er.
    Einen Augenblick später öffnete sich die Tür.
    Elster stellte sich aufrecht hin und warf Fäustel einen finsteren Blick zu. »Ich habe gedacht, dein Hauptmann hat die ganze Kompanie zusammengerufen, Heiler – «
    »Paran ist sogar noch schlimmer dran als du, Kommandant.«
    »Darüber haben wir schon ausführlich gesprochen. Halt dem Jungen den Rücken frei – oder hast du Hintergedanken, Fäustel?«
    »Du hast mich falsch verstanden. Ich habe gerade eben in seine Richtung vorgefühlt – und mein Denul-Gewirr ist zurückgeschaudert, Kommandant.«
    Erst jetzt bemerkte Elster, wie bleich das rundliche Gesicht des Heilers war. »Dein

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