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SdG 04 - Die eisige Zeit

SdG 04 - Die eisige Zeit

Titel: SdG 04 - Die eisige Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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daher betrachtete Grantl den einzelnen Karawanenwächter, der sich dem Lagerplatz der beiden näherte, mit erheblicher Neugier. Er kannte den Mann gut. Buke war ein Daru, der kleinere Aufträge annahm; meist von Kaufleuten, die sich so gerade eben über Wasser halten konnten. Er zog es vor, allein zu arbeiten, und Grantl wusste auch, warum.
    Bukes Meister hatte früher an diesem Tag versucht, die Furt zu durchqueren. Mitten im Fluss war der klapprige Wagen in seine Einzelteile zerfallen. Holzstücke und wertvolle Warenbündel waren weggespült worden, während der Meister hilflos im Fluss getrieben war. Buke hatte es geschafft, den Händler zu retten, doch nach dem Verlust der Waren hatte sein Kontrakt keine Gültigkeit mehr. Nachdem Buke die nötigen Vorbereitungen getroffen hatte, damit der Meister mit einer Karawane nach Darujhistan zurückkehren konnte, war er mit einer knapp bemessenen Entschädigung für seine Bemühungen von seinem Meister entlassen worden.
    Grantl hatte erwartet, dass der Wächter sich ebenfalls auf den Rückweg zur Stadt machen würde. Buke hatte ein schönes, gesundes, gut ausgerüstetes Pferd. Für ihn wäre es höchstens eine Dreitagereise gewesen.
    Doch hier stand er nun, groß und hager und mit allem herausgeputzt, was zur Ausrüstung eines Karawanenwächters gehörte; den Schuppenpanzer frisch geölt, die Armbrust auf den Rücken geschnallt und das Langschwert in der Scheide an seiner Hüfte, unterhielt er sich leise mit Emancipor Reese.
    Obwohl Grantl sich außer Hörweite befand, konnte er den Verlauf der Unterredung an der sich ändernden Körperhaltung der beiden Männer verfolgen. Nach einem kurzen Wortwechsel sanken Bukes Schultern merklich herab. Der graubärtige Karawanenwächter sah zur Seite. Emancipor Reese zuckte die Schultern und wandte sich halb von seinem Gegenüber ab.
    Dann drehten sich beide Männer um und schauten zum Wagen hinüber; einen Augenblick später tauchte Bauchelain auf, zog seinen schwarzen Lederumhang um seine breiten Schultern. Buke streckte sich, als er die Aufmerksamkeit des Zauberers auf sich gerichtet sah, beantwortete ein paar knappe Fragen mit entsprechend knappen Antworten und nickte schließlich respektvoll. Bauchelain legte seinem Bediensteten eine Hand auf die Schulter, und der alte Mann krümmte sich fast unter der leichten Berührung.
     Grantl gluckste leise voller Mitgefühl. Oh, ja, bei der Königin, so mancher durchschnittliche Mann würde sich glatt in die Hosen machen, wenn dieser Magier ihn berührt … Bern steh uns bei, Buke ist gerade angeheuert worden. Ich kann nur beten, dass er es nicht eines Tages bereut.
    Mietshausbrände waren tödlich in Darujhistan, vor allem, wenn Gas mit im Spiel war. Die Feuersbrunst, die Bukes Frau, seine Mutter und seine vier Kinder getötet hatte, war besonders schlimm gewesen, Dass Buke selbst völlig betrunken und ohne überhaupt irgendetwas von der Welt um ihn herum mitzubekommen keine hundert Schritte entfernt in einer Seitengasse gelegen hatte, hatte ihm nicht gerade dabei geholfen, sich von dem Schock zu erholen. Wie viele andere Karawanenwachen auch, hatte Grantl angenommen, dass Buke sich nach diesem Ereignis ernsthaft der Flasche zuwenden würde. Stattdessen hatte er das Gegenteil getan. Einzelkontrakte mit armen, leicht angreifbaren Kaufleuten einzugehen, schien für Buke einen größeren Anreiz zu bieten, als sich zielstrebig in die Gosse zu trinken. Arme Kaufleute wurden weit häufiger überfallen als reiche.
    In Ordnung, der Mann will sterben. Aber rasch, sogar ehrenhaft. Er will kämpfend untergehen, so wie es seine Familie getan hat, nach allem, was man hört. Leider kämpft Buke sehr gut, wenn er nüchtern ist – und das ist er seit jener Nacht immer gewesen; die Geister von einem Dutzend Straßenräuber würden mir darin voller Bitterkeit zustimmen.
    Das kalte Grauen, das sich in der Luft um Bauchelain und besonders um Korbal Broach herum breit zu machen schien, hätte jeden Karawanenwächter, der im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte gewesen wäre, abgeschreckt. Aber ein Mann, der wild darauf war, den Tod zu umarmen, würde das wahrscheinlich ganz anders sehen, oder?
    Ach, Buke, mein Freund, ich hoffe, dass du deine Entscheidung nicht eines Tages bereust. Deine beiden neuen Herren werden zweifellos von Gewalt und Entsetzen umschwirrt, aber du wirst wahrscheinlich eher Zeuge ihrer Taten werden, als selbst das Opfer sein. Hast du denn immer noch nicht genug gelitten?
    Buke ging

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