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SdG 04 - Die eisige Zeit

SdG 04 - Die eisige Zeit

Titel: SdG 04 - Die eisige Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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davon, um sein Pferd und seine Ausrüstung zu holen.
    Als der alte Mann zurückkehrte, hatte sich Grantl bereits daran gemacht, ein Kochfeuer zu entfachen. Er sah zu, wie Buke seine Ausrüstung verstaute und dabei nochmals ein paar Worte mit Emancipor Reese wechselte, der ebenfalls damit begonnen hatte, ein Abendessen zuzubereiten.
    Dann schaute der Karawanenwächter zu Grantl herüber. Ihre Blicke trafen sich.
    Buke kam herangeschlendert.
    »Ein Tag der Veränderungen, Freund Buke«, sagte Grantl, der neben dem Feuer hocken blieb. »Ich braue gerade einen Tee für Harllo und Stonny, die eigentlich jeden Augenblick wieder hier sein müssten – willst du dich auf ’nen Becher zu uns setzen?«
    »Das ist sehr freundlich von dir, Grantl. Ich nehme das Angebot gerne an.« Er kam zu dem Karawanenführer herüber.
    »Das ist aber auch wirklich Pech, was mit Manks Wagen passiert ist.«
    »Ich habe ihn gewarnt. Leider hat er meinen Ratschlag nicht zu würdigen gewusst.«
    »Noch nicht einmal, nachdem du ihn aus dem Fluss gezogen und ihm das Wasser aus den Lungen gepumpt hast?«
    Buke zuckte die Schultern. »Ich könnte mir vorstellen, dass die Tatsache, dass der Vermummte ihm über die Lippen gestrichen hat, seine Laune nicht gerade verbessert hat.« Er warf einen Blick zum Wagen seiner neuen Herren hinüber; in seinen Augenwinkeln bildeten sich Fältchen, die zu seinen traurigen Augen passten. »Du hast doch schon einmal mit ihnen gesprochen, oder?«
    Grantl spuckte ins Feuer. »Stimmt. Es wäre besser gewesen, du hättest mich um Rat gefragt, bevor du den Kontrakt angenommen hast.«
    »Ich respektiere deine Ratschläge, Grantl, das habe ich immer getan, aber du hättest mich nicht umstimmen können.«
    »Das weiß ich, deshalb werde ich jetzt auch nichts mehr über die beiden sagen.«
    »Der andere«, sagte Buke, während er einen Zinnbecher von Grantl entgegennahm, ihn mit beiden Händen umfasste und auf die dampfende Flüssigkeit blies. »Ich habe ihn vorhin mal kurz gesehen.«
    »Korbal Broach.«
    »Du sagst es. Er ist der Mörder, verstehst du?«
    »Um ehrlich zu sein, kann ich zwischen den beiden in dieser Hinsicht keinen großen Unterschied erkennen.«
    Buke schüttelte den Kopf. »Nein, du verstehst mich nicht richtig. Ich meine den Mörder, der in Darujhistan sein Unwesen getrieben hat, erinnerst du dich? Zwei Wochen lang sind im Gadrobi-Viertel jede Nacht schrecklich zerfleischte Leichen gefunden worden. Dann haben die Untersuchungsbeamten einen Magier hinzugezogen, der ihnen helfen sollte – und plötzlich war es, als hätte jemand gegen ein Hornissennest getreten. Dieser Magier hat irgendwas entdeckt, und das hat ihm Angst gemacht. Es ist alles still und leise abgelaufen, zugegeben, aber ich habe durch Zufall ein paar Einzelheiten mitbekommen. Vorcans Gilde wurde engagiert. Der Stadtrat selbst hat den Assassinen den Kontrakt angetragen. Findet den Mörder, haben sie gesagt; benutzt jedes nur erdenkliche Hilfsmittel, das euch zur Verfügung steht, ob legal oder nicht. Und dann haben die Morde aufgehört – «
    »Ich erinnere mich vage an irgendeinen Wirbel, den’s da gegeben hat«, sagte Grantl und runzelte dabei die Stirn.
    »Du warst in Quips Kneipe, stimmt’s? Tagelang nicht ansprechbar.«
    Grantl zuckte zusammen. »Ich hatte ein Auge auf Lethro geworfen, weißt du, hab einen Kontrakt angenommen, und als ich zurückgekommen bin, da …«
    »War sie weg, hatte in der Zwischenzeit jemand anderen geheiratet«, beendete Buke den Satz mit einem Nicken.
    »Nicht einfach irgendeinen anderen«, sagte Grantl mit finsterem Gesichtsausdruck. »Ausgerechnet Parsemon, diesen aufgeblasenen Gauner – «
    »Der war irgendwann mal dein Dienstherr, wenn ich mich recht erinnere, stimmt’s? Aber egal. Wer war der Mörder und warum haben die Morde aufgehört? Vorcans Gilde hat sich nicht beim Rat gemeldet und ihre Erfolgsprämie verlangt. Die Morde haben aufgehört, weil der Mörder die Stadt verlassen hat.« Buke nickte zu dem riesigen Wagen hinüber. »Er ist es. Korbal Broach. Der Mann mit dem runden Gesicht und den wulstigen Lippen.«
    »Wieso bist du dir so sicher, Buke?« Die Luft hatte sich mittlerweile merklich abgekühlt. Grantl schenkte sich noch einen Becher Tee ein.
    Sein Gegenüber zuckte die Schultern, den Blick auf das Feuer gerichtet. »Ich weiß es einfach. Wer kann es schon ertragen, wenn Unschuldige ermordet werden?«
    Beim Atem des Vermummten, Buke, ich kann sehr wohl erkennen, dass das eine verdammt

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