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SdG 04 - Die eisige Zeit

SdG 04 - Die eisige Zeit

Titel: SdG 04 - Die eisige Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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zwischen dem Lager der Tiste Andii und dem der Barghast kamen. Nachdem sie Halt gemacht hatten, richtete der Kommandant seine grauen Augen auf Silberfuchs.
    »Ich kann eine Menge von Flickenseel in dir erkennen, Mädchen – an wie viel von ihrem Leben, ihren Erinnerungen kannst du dich erinnern?«
    »An Gesichter«, antwortete sie mit einem vorsichtigen Lächeln. »Und die Gefühle, die mit ihnen verbunden sind, Kommandant. Du und ich, wir waren eine Zeit lang Verbündete. Ich glaube sogar, wir waren Freunde …«
    Er nickte schwer. »Ja, das waren wir. Erinnerst du dich an den Schnellen Ben? Und den Rest meines Trupps? Was ist mit Locke? Oder Tayschrenn? Erinnerst du dich an Hauptmann Paran?«
    »Der Schnelle Ben«, flüsterte sie unsicher. »War das nicht ein Magier? Aus dem Reich der Sieben Städte … ein Mann mit vielen Geheimnissen … oh, ja«, sie lächelte erneut, »der Schnelle Ben. Locke – der war kein Freund, sondern eine Bedrohung – er hat mir Schmerzen bereitet …«
    »Er ist jetzt tot.«
    »Ein Glück. Tayschrenn ist ein Name, den ich erst kürzlich gehört habe. Laseens bevorzugter Hohemagier – wir haben uns gestritten, er und ich, als ich Flickenseel war … und auch, als ich Nachtfrost war. Er hat keinen Sinn für Loyalität, keinen Sinn für Vertrauen – die Gedanken an ihn verwirren mich.«
    »Und was ist mit dem Hauptmann?«
    Etwas im Tonfall des Kommandanten ließ die Mhybe überaus wachsam werden.
    Silberfuchs wich Elsters Blick aus. »Ich freue mich darauf, ihn wiederzusehen.«
    Der Kommandant räusperte sich. »Er ist im Augenblick in Fahl. Es geht mich zwar nichts an, Mädchen, aber du könntest vielleicht einmal darüber nachdenken, was es für Konsequenzen haben könnte, wenn du dich mit ihm treffen würdest … wenn er … äh … herausfindet, dass du …« Seine Stimme erstarb. Dem Veteran war ganz offensichtlich unbehaglich zu Mute.
    Bei den Geistern hienieden! Dieser Hauptmann Paran war Flickenseels Liebhaber! Ich hätte mir so etwas eigentlich denken müssen – die Seelen zweier erwachsener Frauen … »Silberfuchs … Tochter …«
    »Wir sind ihm schon begegnet, Mutter«, sagte sie. »Als wir die Bhederin nach Norden getrieben haben – erinnerst du dich? Der Soldat, der unseren Lanzen getrotzt hat? Ich habe es damals schon gewusst – ich habe ihn erkannt, habe gewusst, wer er war.« Sie blickte erneut den Kommandanten an. »Paran weiß Bescheid. Schicke ihm eine Nachricht, dass ich hier bin. Bitte.«
    »Nun gut, Mädchen.« Elster hob den Kopf und musterte das Lager der Barghast. »Die Brückenverbrenner werden dem Lager so oder so einen … Besuch abstatten. Der Hauptmann befehligt sie jetzt. Ich bin mir sicher, dass der Schnelle Ben und Fäustel hocherfreut sein werden, wieder deine Bekanntschaft zu machen – «
    »Du meinst, du willst, dass sie mich untersuchen, damit es dir leichter fällt, eine Entscheidung zu treffen, ob ich eurer Unterstützung wert bin«, sagte Silberfuchs. »Keine Sorge, Kommandant, diese Aussicht beunruhigt mich keineswegs – in vielerlei Hinsicht bin ich auch für mich selbst ein Geheimnis, und aus diesem Grund bin ich neugierig, was sie wohl entdecken werden.«
    Elster verzog das Gesicht zu einem schiefen Lächeln. »Du hast die gleiche schonungslose Offenheit wie die Zauberin, Mädchen – ohne allerdings über ihr gelegentlich vorhandenes Taktgefühl zu verfügen.«
    Plötzlich ergriff Korlat das Wort. »Kommandant Elster, ich glaube, wir beide sollten ein paar Dinge besprechen.«
    »In Ordnung«, sagte er.
    Die Tiste Andii wandte sich der Mhybe und Silberfuchs zu. »Wir werden euch beide jetzt allein lassen.«
    »Natürlich«, erwiderte die alte Frau und kämpfte zur gleichen Zeit damit, ihre Gefühle im Zaum zu halten. Der Soldat, der unseren Lanzen getrotzt hat – oh, ja, ich erinnere mich, mein Kind. Alte Fragen, die nun endlich eine Antwort gefunden haben … und dafür tausend neue, die mich alte Frau plagen … »Komm mit, Silberfuchs, es ist Zeit, dich wieder in der Lebensweise der Rhivi zu unterrichten.«
    »Ja, Mutter.«
     
    Elster schaute den beiden Rhivi nach, während sie davongingen. »Sie hat viel zu viel enthüllt«, sagte er nach einem Augenblick. »Die Verhandlungen liefen gut, haben die Verbindungen enger geknüpft … und dann hat das Kind gesprochen.«
    »Ja«, murmelte Korlat. »Sie verfügt über geheimes Wissen – das Wissen der T’lan Imass. Erinnerungen an diese Welt, die sich über Jahrtausende erstrecken.

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