SdG 04 - Die eisige Zeit
zweischneidige Frage ist – aber kannst du das auch? Du willst ihn töten, oder zumindest bei dem Versuch sterben. »Hör mir zu, mein Freund. Wir sind zwar im Augenblick vielleicht außerhalb der Gerichtsbarkeit von Darujhistan, aber wenn die Magier der Stadt wirklich so furchtbar beunruhigt waren – und wenn Vorcans Gilde immer noch Interesse an dem Kontrakt haben sollte –, dann wären alle Fragen hinsichtlich der Gerichtsbarkeit völlig unbedeutend. Wir könnten eine Nachricht zurückschicken – vorausgesetzt, dass du Recht hast, Buke, und das auch irgendwie beweisen kannst –, und in der Zwischenzeit behältst du den Mann einfach im Auge. Sonst nichts. Er ist ein Zauberer – begreif das endlich. Du hättest nicht die geringste Chance. Überlasse die Hinrichtung den Assassinen und Magiern.«
Buke blickte auf, als Harllo und Stonny Menackis zur Feuerstelle traten. Die beiden waren still und leise herangekommen; sie waren in Decken gehüllt und trugen ihre frisch gewaschenen Kleider über dem Arm. Ihre besorgten Gesichter zeigten Grantl, dass sie zumindest seine letzten Worte gehört hatten.
»Ich dachte, du bist schon halb in Darujhistan«, sagte Harllo.
Buke musterte den Karawanenwächter über den Rand seines Bechers hinweg. »Du bist so sauber, dass ich dich fast nicht erkannt hätte, mein Freund.«
»Ha, ha, ha.«
»Aber, um deine Frage zu beantworten, Harllo: Ich habe einen neuen Kontrakt angenommen.«
»Du blöder Idiot«, schnappte Stonny. »Wann wirst du endlich wieder einmal deinen Verstand benutzen, Buke? Es ist Jahre her, seit du das letzte Mal gelächelt hast oder deine Augen das letzte Mal geleuchtet haben. Wie oft willst du deinen Kopf eigentlich noch in eine Bärenfalle stecken, Mann?«
»So lange, bis eine zuschnappt«, erwiderte Buke und blickte ihr in die dunklen, wütenden Augen. Er stand auf, schüttete die letzten Tropfen aus dem Becher. »Danke für den Tee … und für deine Ratschläge, Grantl.« Er nickte erst Harllo und dann Stonny zu und ging wieder zu Bauchelains Wagen hinüber.
Grantl starrte Stonny an. »So viel Taktgefühl … das war wirklich beeindruckend, meine Liebe.«
Sie stieß ein Fauchen aus. »Der Kerl ist ein Narr. Wenn du mich fragst, braucht er die Hand einer Frau an seinem Schwertgriff, und zwar verdammt dringend.«
Harllo grunzte. »Willst du dich freiwillig melden?«
Stonny Menackis zuckte die Schultern. »Man schreckt nicht vor seinem Äußeren zurück, sondern vor seinem Verhalten. Er ist das genaue Gegenteil von dir, du Affe.«
»Was sagst du nur wieder für nette Dinge über meine Persönlichkeit.« Harllo grinste Grantl an. »He, du könntest mir die Nase noch mal brechen – dann könnten wir sie gerade ausrichten und sie wäre wieder so gut wie neu. Was sagst du dazu, Stonny? Würden sich die eisernen Blütenblätter deines Herzens dann für mich entfalten?«
Sie grinste höhnisch. »Alle wissen, dass dein komischer Beidhänder nur davon ablenken soll, dass du woanders ein bisschen zu kurz gekommen bist, Harllo.«
»Da hat er aber was schön Poetisches hingekriegt«, mischte Grantl sich ein. »Eiserne Blütenblätter – viel treffender kann man das wirklich nicht beschreiben.«
»So was wie eiserne Blütenblätter gibt es nicht«, schnaubte Stonny »Es gibt nämlich keine eisernen Blumen. Und ein Herz ist auch keine Blume, es ist ein großes, rotes, schmutziges Ding in deiner Brust. Was ist poetisch daran, etwas völlig Unsinniges zu sagen? Du bist ein genauso großer Idiot wie Harllo und Buke, Grantl. Ich bin doch tatsächlich von dickschädeligen, einfältigen Narren umgeben.«
»Das ist wohl leider dein Los«, bemerkte Grantl. »Hier, trink einen Schluck Tee – ein bisschen … Wärme würde dir wahrscheinlich ganz gut tun.«
Sie nahm den Becher entgegen, und Harllo und Grantl vermieden es, einander anzusehen.
Nach einigen wenigen Augenblicken räusperte sich Stonny. »Was sollte das, Grantl … von wegen er soll die Hinrichtung den Assassinen überlassen? In was für einen Schlamassel hat Buke sich jetzt schon wieder reingeritten?«
Oh, bei Mowri, sie macht sich wirklich Sorgen um ihn. Er starrte ins Feuer und warf noch ein paar Klumpen Dung hinein, ehe er antwortete. »Er hat einen bestimmten … Verdacht. Wir haben nur so … äh, ganz allgemein darüber gesprochen, wie – «
»Bei Toggs Zunge, komm mir bloß nicht so, du blödes Ochsengesicht. Raus damit.«
»Buke hat aber mit mir gesprochen, nicht mit dir, Stonny«, sagte
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