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SdG 05 - Der Tag des Sehers

SdG 05 - Der Tag des Sehers

Titel: SdG 05 - Der Tag des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Erikson
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mehr Glück gehabt haben. Das schien allerdings nicht sehr wahrscheinlich. Aber vielleicht gab es ja noch irgendwo ein paar Widerstandsnester. Kleine Gruppen von in die Enge getriebenen Soldaten, die wussten, dass sie keinerlei Gnade erwarten durften, würden bis zum Ende kämpfen. In Gassen, Häusern und Zimmern. Capustans Todeszuckungen würden noch ein wenig in die Länge gezogen werden. Andererseits, wenn diese verdammten Barghast endlich einmal einen vernünftigen Laufschritt hinkriegen würden – statt diesem zänkischen Geschlender –, könnten wir durchaus noch in der Lage sein, das Ende dieses speziellen Schicksals zu berichtigen.
    Paran drehte sich um, als Trotter zu ihm trat.
    Die Augen des riesigen Barghast glänzten, während er die brennende Stadt betrachtete. »Der Regen hat die Flammen nicht sonderlich eingedämmt«, brummte er stirnrunzelnd.
    »Vielleicht ist es nicht so schlimm, wie es aussieht«, sagte Paran. »Ich kann ungefähr fünf große Brände ausmachen. Es könnte schlimmer sein – ich habe Geschichten über Feuerstürme gehört …«
    »Stimmt, wir haben mal einen aus der Ferne gesehen, damals, im Reich der Sieben Städte.«
    »Was hatte Humbrall Taur zu sagen, Kriegshäuptling? Marschieren wir weiter, oder bleiben wir einfach hier stehen?«
    Trotter bleckte die angespitzten Zähne. »Er schickt die Clans der Barahn und Ahkrata nach Südosten. Sie sollen die Anlegeplätze und die schwimmenden Brücken und die Boote einnehmen. Seine eigenen Senan und die Gilk werden Capustan angreifen. Die übrigen Clans werden das Hauptvorratslager des Septarchen erobern, das zwischen den Anlegeplätzen und der Stadt liegt.«
    »Das ist ja alles schön und gut, aber wenn wir weiter rumtrödeln – «
    »Hetan und Cafal, Taurs Kinder, sind am Leben und nicht in Gefahr. Das beteuern die Schultermänner. Die Knochen werden beschützt, von seltsamer Zauberei. Seltsam, aber überaus mächtig. Es gibt – «
    »Verdammt, Trotter! Da vorne sterben Menschen! Da vorne werden Menschen verschlungen]«
    Das Grinsen des Barghast wurde breiter. »Aus diesem Grund habe ich die Erlaubnis bekommen … meinen Clan in einem Tempo meiner Wahl weiterzuführen. Hauptmann, seid Ihr wild darauf, einer der ersten Weißgesichter in Capustan zu sein?«
    Paran grummelte lautlos vor sich hin. Er verspürte den brennenden Wunsch, sein Schwert zu ziehen, verspürte den Wunsch, sich zu rächen, endlich einmal – nach all dieser Zeit – einen Schlag gegen die Pannionische Domäne zu führen. In seinen wenigen lichten Momenten, in denen der Schnelle Ben nicht im Fieber fantasierte, hatte er deutlich gemacht, dass die Domäne grässliche Geheimnisse barg, dass ihr Herz von Böswilligkeit befleckt war. Nach Ansicht des Hauptmanns war bereits die Existenz der Tenescowri Beweis genug dafür.
    Doch bei seinem Wunsch ging es auch noch um etwas anderes. Er lebte mit Schmerzen. In seinem Bauch wütete Feuer. Er spuckte ätzende Gallenflüssigkeit und Blut, wenn er hustete – und hatte es niemandem gesagt. Die Schmerzen fesselten ihn innerlich, und diese Fesseln wurden immer enger.
    Und es gibt noch eine andere Wahrheit, eine, die ich immer wieder beiseite schiebe. Sie sucht mich heim. Sucht meine Gedanken heim. Aber ich bin nicht bereit für sie. Noch nicht. Nicht, solange mein Magen in Flammen steht …
    Es war zweifellos Wahnsinn – ein Trugbild –, aber Paran glaubte, dass die Schmerzen verschwinden würden – dass alles wieder gut sein würde –, sobald er der Welt die Gewalt übergab, die in seinem Innern gefangen war. Verrückt oder nicht, er klammerte sich an diese Überzeugung. Nur dann wird dieser Druck nachlassen. Nur dann.
    Er weigerte sich zu scheitern.
    »Dann ruf die Brückenverbrenner zusammen«, murmelte Paran. »Wir können binnen eines Glockenschlags am Nordtor sein.«
    Trotter brummte. »Die ganzen knapp drei Dutzend.«
    »Nun, ich will verdammt sein, wenn wir diese Barghast nicht so weit beschämen können, dass sie anfangen, sich zu beeilen – «
    »Darauf hofft Ihr?«
    Paran warf dem Barghast einen Blick zu. »Der Vermummte soll uns alle holen, Trotter, du warst derjenige, der Taur um Erlaubnis gebeten hat, schon loszumarschieren. Erwartest du etwa, dass wir siebenunddreißig Capustan ganz allein zurückerobern? Mit einem bewusstlosen Magier im Schlepptau?«
    Der Barghast, der die vor ihnen liegende Stadt mit zusammengekniffenen Augen musterte, rollte die Schultern und sagte: »Wir lassen den Schnellen Ben hier

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